Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
Vom Netzwerk:
immer, wenn er nicht gerade einen Fall verfolgt. Er versucht seine Gefühle in Alkohol, gesellschaftlichen Anlässen und dergleichen zu ertränken, aber sie sind immer da, eine unterschwellige, dunkle Strömung. Er hat einmal eine Frau sehr geliebt, als er jung war, noch keine zwanzig. Ich glaube nicht, dass er jemals darüber hinweggekommen ist. Sie wurde ermordet, wissen Sie, und ihr Mörder wurde nie gefunden. Ich glaube, dass Pimm deshalb angefangen hat, sich für Kriminologie zu interessieren, auch wenn er das natürlich als Unsinn abtut. Er spricht auch nicht gern über sie, aber ich kannte ihn damals, und ich weiß, dass er am Boden zerstört war.“
    „Das wusste ich nicht“, sagte Ellie und musste dabei an ihren eigenen verstorbenen Verlobten denken. „Winnie, wollen Sie andeuten, dass ich Pimm – Lord Pembroke – in romantischem Licht sehen könnte? Selbst wenn so etwas der Wahrheit entspräche, scheint es mir in der misslichen Lage, in der wir uns gerade befinden, kaum der richtige Zeitpunkt zu sein.“
    „Oh, wir kommen schon wieder frei“, meinte Winnie sorglos. „Ich habe mir bereits drei Fluchtpläne überlegt, und sobald Pimm merkt, dass wir verschwunden sind, wird er sich doppelt so viele ausdenken, um uns zu finden. Sie dürfen sich nicht durch ein alltägliches Problem wie eine Entführung davon abhalten lassen, sich um wirkliche wichtige Dinge wie die Liebe zu kümmern.“
    „Ich kenne ihn doch kaum!“, sagte Ellie.
    „Oh, ich weiß. Alles, was ich Ihnen deutlich machen möchte, ist: Vielleicht sollten Sie versuchen, ihn näher kennen zu lernen. Sie sollten wissen, dass ich als seine Frau nichts dagegen habe.“
    Ellie lachte bitter. „Angenommen, wir verliebten uns. Was dann? In den Augen der Welt ist er trotzdem verheiratet.“
    „Ich habe meinen Tod schon einmal vorgetäuscht“, sagte Winnie. „Ich wage zu behaupten, dass es beim zweiten Mal leichter wäre. Wenn zwischen Pimm und irgendjemand anderem die Liebe erblühen würde, würde ich einen Weg finden, Platz zu machen. Er ist mein bester Freund. Er hat selbst zu lange auf das Glück verzichtet. Ich hätte niemals zulassen sollen, dass er mich heiratet, aber ich war damals ein wenig verzweifelt und außer mir, und es erschien mir als ein Rettungsanker.“
    „Reden Sie beide über mich?“, rief Carrington. „Darüber, wie groß wohl meine Männlichkeit ist?“
    „Er macht mich ganz krank“, sagte Ellie.
    „Ja“, pflichtete Winnie ihr bei. „Zwei meiner Fluchtpläne sehen vor, dass wir ihn mit einem Eimer voll Urin niederschlagen. Beim dritten Plan wird er weit weniger schonend behandelt, wie Sie sicher gerne hören werden.“

Ein bemerkenswerter Gefangener

    B ist du bewaffnet, Ben?“ Pimm betrachtete blinzelnd den gedrungenen grauen Klotz von einem Lagerhaus, der im Dämmerlicht des späten Nachmittags vor ihnen aufragte wie ein Tempel dunkler Götter. Die Geräusche von den Londoner Docks waren nur noch schwach zu vernehmen, wie Echos aus einer anderen Welt.
    „Ich habe einen Totschläger“, sagte Ben und tätschelte seine Jackentasche. „Aber meistens reichen meine Fäuste. Manchmal auch die bloße Drohung, sie einzusetzen.“
    „Ich sehe, es hat Vorteile, ein ungewöhnlich großer Mensch zu sein“, sagte Pimm.
    „Wie alles hat es gute und schlechte Seiten“, meinte Ben philosophisch. „Nun denn, wollen wir zum Seiteneingang schleichen?“
    Pimm ließ Ben vorangehen, und sie bogen ungesehen zu einer Seite des langen Lagerhauses ab. Er war frohen Mutes, Beweise für Oswalds niederträchtige Taten finden zu können. Ben zufolge besaß dieser hier ein Büro und beaufsichtigte die Konstruktion seiner Kurtisanen gern persönlich. Ben hatte Oswald einmal in ein Wirtschaftsbuch schreiben sehen, das er danach in seinen Schreibtisch gelegt hatte. Natürlich war es möglich, dass das Wirtschaftsbuch nur eine Liste der Lieferungen oder andere unverfängliche Informationen enthielt. Doch Pimm hatte das Gefühl, gute Chancen zu haben, etwas Brauchbares zu finden. Ihm schwirrte der Kopf, als hätte er zu viel Sekt getrunken. Das war merkwürdig, denn seiner Meinung nach hatte er insgesamt eher zu wenig getrunken. Es war wahrscheinlich bloß die alte Jagdlust.
    Sie schlichen, so gut ein Mann mit Gehstock und ein weiterer Mann von der Größe eines Ackergauls eben schleichen können, an der ausgebleichten Holzwand des Lagerhauses entlang. „Da sind wir.“ Ben versuchte, die kleine Tür zu entriegeln, doch sie war

Weitere Kostenlose Bücher