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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Brunswick und Lüneburg. Ihr dürft Uns als ‚Eure Majestät‘ ansprechen. Wir bestehen darauf, dass Ihr Uns augenblicklich freilasst.“
    „Verzeiht, Eure Majestät“, sagte Pimm matt, „Ich habe Euch nicht erkannt.“
    War das hier bloß ein Verrückter oder die Königin selbst, die von Oswalds schrecklicher Seuche verändert worden war? Pimm befürchtete es. Das wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit, die Königin zu ersetzen, ohne sie zu ermorden: Ihr Geschlecht zu ändern und sie aus der königlichen Residenz herauszuschmuggeln. Der Palast war voll von Männern mittleren Alters, die unergründlichen Geschäften nachgingen. Ein weiterer würde kaum auffallen, vor allem nicht, wenn er unter Beruhigungsmitteln stand oder infolge der Krankheit schwach und orientierungslos war und von einem Arzt wie Oswald begleitet wurde. Selbst wenn das Opfer sich befreite und durch die Flure lief, würde ein tobender Mann, der behauptete, die Königin von England zu sein, mit Sicherheit eilends aus dem Palast entfernt werden. Oswald hätte die Königin während eines Treffens unter vier Augen vergiften und dann einfach ihre mechanische Doppelgängerin aus einer Kiste packen können, während die echte Königin die Verwandlung durchlief.
    „Wir sind erkrankt“, sagte Ihre Majestät. „Wir wurden verraten. Lasst Uns frei.“
    „Ich habe nichts damit zu tun, dass Ihr eingesperrt wurdet, Eure Majestät, und ich habe keinen Schlüssel für dieses Gefängnis, doch ich werde mich bemühen, ihn unverzüglich zu finden.“ Freddy hatte ein Händchen dafür, Schlösser zu knacken, doch Pimm war in diesen Dingen nie besonders gut gewesen. Seine Hände waren meist etwas zittrig, weil er entweder zu wenig oder zu viel getrunken hatte. Dazwischen gab es jeden Tag nur eine kurze Zeitspanne, in der seine Motorik ausgeglichen war. Er hatte nie genügend Geduld besessen, diesen Nachteil zu überwinden, um seine Einbruchskünste zu verbessern. In der Regel war es leichter, jemanden durch Überredung dazu zu bringen, ihn einzulassen. „Vielleicht gibt es im Büro einen Schlüssel.“
    „So geht und nehmt Mr. Oswald fest“, sagte die Königin. „Er besitzt den Schlüssel. Wir werden dafür sorgen, dass man ihn wegen Hochverrats hinrichtet.“
    Pimm blieb reglos stehen und ließ den Deckel seiner Lampe zuschnappen. „Wollt Ihr damit etwa sagen, dass Sir Bertram …“
    „Mr. Oswald“, sagte die Königin und versuchte gar nicht erst, ihre Stimme zu dämpfen, „Seinen Adelstitel werden Wir ihm natürlich aberkennen.“
    „Ja, natürlich, Eure Majestät, aber meint Ihr etwa, dass er hier ist? Im Lagerhaus? In diesem Augenblick?“
    „Das bin ich in der Tat“, schnurrte eine Stimme aus dem Dunkeln hinter ihm.
    Pimm wandte sich um und griff dabei in seine Tasche, um eine von Freddys Waffen herauszuziehen, doch dann blickte er in den Lauf einer merkwürdig aussehenden Waffe. Es war weniger eine Pistole als ein Konstrukt aus Rohren und Ventilen. Die Gestalt im Halbdunkel, die die Waffe hielt, musste Oswald sein.
    „Wissen Sie, was mein Spezialgebiet als Wissenschaftler ist?“, fragte Oswald. Seine Stimme klang seltsam gedämpft, als trüge er eine Art Maske.
    „Ich glaube, pneumatische Chemie“, erwiderte Pimm.
    „Sehr gut“, meinte Oswald. „Das bedeutet selbstverständlich, dass ich Gase studiere. Ich kann ausgezeichnet mit Gasen umgehen.“ Ein feiner Nebel begann zischend aus dem Lauf der seltsamen Waffe zu strömen, und Pimm wurde es so schwindlig wie sonst nur bei der dritten Flasche Sekt. Dann schien sein Kopf völlig zu schweben und stieg immer höher hinauf in eine warme, einladende Schwärze.

Die Helden sind wieder vereint

    W irf ihn einfach zu den anderen“, sagte Carrington, der gefolgt von Crippen und einer der mechanischen Kurtisanen wieder aus dem Dunkel auftauchte. Sie trugen eine schlaffe, reglose Gestalt zwischen sich.
    „Pimm!“, rief Ellie, doch er reagierte nicht auf ihr Rufen. War er etwa tot? Die Gefühlslawine, die dieser Gedanke in ihr auslöste, war stärker als alles, das sie seit dem Tod ihres Verlobten empfunden hatte. Ihr war, als ballten sich dunkle Kräfte in ihr, die immer stärker wurden, ein titanisches Gewicht, das sie unaufhaltsam zu Boden drückte. Sie kannte Pimm kaum, doch aus irgendeinem Grund war die Möglichkeit seines Todes für sie genauso schlimm, als sei eine Säule der Erde umgestürzt.
    „Oh, er ist nicht verletzt. Nicht ernstlich.“ Carrington schwang ungeschickt Pimms

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