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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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abgeschlossen. „Das macht nichts, der Türrahmen ist etwas verzogen“, sagte Ben. „Man kommt trotzdem rein, wenn man den Trick kennt.“ Er ergriff den Türknauf und zog fest daran, so dass zwischen Tür und Rahmen ein Spalt entstand, der beinahe fingerbreit war. Ben ächzte angestrengt, an seinem Hals zeichneten sich die Muskeln ab, bis er schließlich die Verriegelung soweit aus ihrem Rahmen gezogen hatte, dass die Tür aufsprang. Ben wankte noch nicht einmal rückwärts, um ihr aus dem Weg zu gehen.
    „Man sieht, dass du Übung hast.“
    Ben zuckte die Achseln. „Sie sollten erst einmal sehen, was ich mit einer Metalltür anstellen kann. Ich komme fast überall hinein, solange es Ihnen nichts ausmacht, dass die Tür danach nie wieder richtig schließt.“
    Pimm spähte hinein, doch er sah nichts als Dunkelheit. „Was erwartet uns dort drinnen?“
    „Es ist in Räume unterteilt, mit Wänden, die aber nicht ganz bis zur Decke reichen“, sagte Ben. „Oswalds Büro ist im hinteren Eck. Die Kurtisanen werden näher an der Vorderseite gebaut. Der Rest des Gebäudes enthält hauptsächlich Ersatzteile und allerlei Gerümpel von den früheren Besitzern, kaputte Motorenteile und solches Zeug.“
    „Denkst du, es ist jetzt jemand hier?“
    Ben zuckte die Schultern. „Scheint ruhig zu sein.“
    „Ja. Dann mal los mit dem Einbruch, würde ich sagen.“ Pimm glitt ins Halbdunkel, Ben folgte ihm und zog die Tür zu. Sie warteten einen Augenblick, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Obwohl das einzige Licht durch die staubigen Fenster hoch oben fiel, konnte Pimm bald die Formen von Wänden und Geräte- oder Müllhaufen erkennen sowie einen Pfad aus Fußspuren, der sich im Staub am Boden zeigte. Er folgte dem Pfad und fühlte sich dabei absurderweise wie Lederstrumpf, der im Wald einer Beute auf der Spur ist. An der hinteren Wand hatte man einen kleinen Raum gebaut, ein rechteckiges Büro mit Fenstern. Es stand auf einem erhöhten Podest, wahrscheinlich, damit ein Aufseher die unten schuftenden Arbeiter im Auge behalten konnte. „Oswalds Büro“, sagte Ben. Das Büro war ebenso dunkel wie der Rest des Lagerhauses, und Pimm und Ben bewegten sich auf die Stufen zu, die zur Tür hoch führten.
    Aus der Dunkelheit des Raums unter dem Podest rief ihnen eine Stimme zu: „Ihr da!“
    Pimm und Ben erstarrten, und Pimm betrachtete prüfend etwas, das aussah wie ein Haufen aufeinandergestapelter Holzkisten. Nur dass auf dem Boden, teilweise von einer Plane verdeckt, eine Kiste mit vertikalen Eisenstäben stand. War das etwa eine Art Käfig?
    Eine Gestalt in einem weißen Gewand drückte sich gegen die Gitterstäbe und streckte die Hand aus. „Ihr werdet Uns sofort freilassen“, sagte der Mann, der sich darin befand, in einem Ton, der keinen Ungehorsam duldete.
    „Du hältst Wache“, flüsterte Pimm Ben zu. „Jeder Gefangene Oswalds ist ein möglicher Verbündeter für uns.“
    Ben grunzte und verschwand im Dunkeln, während Pimm zu dem Kistenstapel ging, der zuunterst tatsächlich von einem Eisenkäfig gestützt wurde. Der Käfig war riesig, ein Nilpferd hätte bequem hinein gepasst. Pimm griff in seine Tasche und zog ein winziges alchemistisches Licht von der Größe einer Taschenuhr heraus. Er öffnete den Deckel, um den Käfig zu beleuchten und die Insassen des Käfigs genauer zu betrachten. Wie sich herausstellte, nur den Insassen, denn soweit er sehen konnte, befand sich im Käfig nur ein einzelner Mann. Es handelte sich um einen untersetzten Mann mittleren Alters, der einen schmutzigen Schlafrock trug. Seine Augen waren tiefblau, seine Wangen voller Bartstoppeln und vor Anstrengung oder Empörung gerötet. Pimm vermutete Letzteres. Sein Doppelkinn ging in seine Wangen über. Er blinzelte im Licht. „Ihr seid der jüngste Sohn des Marquis von Bredon, nicht wahr?“
    Pimm runzelte die Stirn . „Sir, ich weiß leider nicht, wer Sie …“
    Der Mann im Käfig richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Obwohl er nur etwa anderthalb Meter groß war, gelang es ihm dennoch irgendwie, den Eindruck zu erwecken, er sähe auf Pimm herab. Wenn nicht aus tatsächlicher Höhe, dann zumindest aus einer hohen gesellschaftlichen Position heraus. „Es ist Euch nicht erlaubt, Eure Herrscherin in diesem lässigen Ton anzusprechen.“
    „Herrscherin?“, meinte Pimm schwach.
    „Wir sind Ihre Königliche Hoheit Königin Victoria, Prinzessin von Hannover, Sachsen-Coburg und Gotha, Herzogin von Sachsen,

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