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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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verstehe.“
    Oswald räusperte sich missbilligend. „Man könnte es wohl so nennen. Aber ist es Gedankenkontrolle, einen Hund zu erziehen? Ein wohlerzogener Hund ist glücklicher und nützlicher als ein wilder Streuner, da stimmen Sie mir doch sicherlich zu, und sein Besitzer ist ebenfalls glücklicher. Ich dachte, es könnte die Menschen dazu anregen, sich besser zu benehmen, das ist alles. Der Emitter hatte gewisse Mängel. Man musste die Zielpersonen mit einer magnetischen Flüssigkeit übergießen, damit der Emitter auf sie wirken konnte. Die Flüssigkeit verdampft zwar schnell, trotzdem konnte das kaum heimlich vonstatten gehen. Wenn man ihn dann in Gang gesetzt hatte, veränderte der Emitter die Funktionsweise des Gehirns nicht ganz in der Weise, wie ich vorhergesagt hatte.“
    „Sind die Leute explodiert?“, fragte Winnie. „In Flammen aufgegangen? Bin ich die Einzige, die sich noch an die Geschichten von spontaner menschlicher Selbstentzündung erinnert?“
    „Nein, nein“, meinte Oswald. „Das war eine Angelegenheit, die mit dieser hier nichts zu tun hat. Der Zerebral-Emitter versagte in anderer Hinsicht. Seine Signale konnten auf die Hirnflüssigkeit einwirken, doch anstatt die Gedanken zu verändern, verursachten sie schreckliche Schmerzen und Beschwerden. Meine Testpersonen nahmen sich entweder das Leben, verließen fluchtartig das Land oder wurden ins Irrenhaus eingewiesen. Ich musste den Emitter aufgeben, doch ich denke noch immer voller Zuneigung daran. Er war eine so schöne Maschine. Ich glaube an die Schönheit, wissen Sie, es ist nur so, dass ich in anderen Dingen Schönheit sehe als die meisten Menschen. Durch das Scheitern des Emitters wurde mir klar, dass ich das menschliche Gehirn noch nicht gut genug verstand, um es so präzise zu beeinflussen, wie ich wünschte. Das war der Grund, weshalb ich den Mann in meine Dienste nahm, den Sie als Mr. Adams kennen, Lord Pembroke. Er versteht sich ausgezeichnet auf alle Bereiche der Physiognomie, innerhalb der engen Grenzen seines Fachgebiets übertrifft er sogar mich. Auch in Elektrizität und Chemie ist er äußerst bewandert. Eine Zeitlang arbeiteten wir zusammen, um ein Gerät zu entwickeln, das es uns ermöglichen würde, den menschlichen Geist zu beherrschen.“ Oswald seufzte. „Es hätte so gut funktionieren können. Aber leider bedurfte es dafür einer Hirnoperation, die man nur schwer im Geheimen durchführen kann. Daher beschlossen wir jüngst, nicht länger zusammenzuarbeiten und in Zukunft getrennt unsere Ziele zu verfolgen.“
    „Ach, und ich habe gehört, dass Sie ihm ins Herz geschossen haben“, meinte Pimm. Ellie sah ihn beunruhigt an.
    „Hmm“, sagte Oswald. „Sie sind wirklich ein echter Detektiv, was? Ja, es ist wahr. Aber vielleicht tröstet es Sie, zu erfahren, dass Adams kein echter Mensch war, sondern ein Flickwerk aus verschiedenen Leichen. Das monströse, wiederbelebte Geschöpf eines brillanten Naturphilosophen, der selbst schon lange tot ist. Ich habe Adams nicht getötet, sondern ihn lediglich abgeschaltet. Er war mir nicht länger nützlich, und es ist nur vernünftig, ein nutzloses Werkzeug zu entsorgen.“
    „Wenn das jemand anders sagen würde, könnte man es für eine Drohung halten“, meinte Winnie. „Aber wisst ihr, ich glaube, er meint es nicht mal so.“
    Oswald wartete geduldig, bis Winnie zu Ende gesprochen hatte, dann fuhr er fort. „In den letzten Jahren hat sich mein Schwerpunkt verändert und liegt nun nicht länger auf Individuen, sondern auf den Problemen des Systems. Auf der Gesellschaft selbst, die ein Teil der Ursache dafür ist, dass Individuen derart grässlich sind. Eines der größten Probleme unserer Kultur ist die Tatsache, dass Männer und Frauen so grundverschieden behandelt werden und ihre Lebensbereiche so strikt voneinander getrennt sind. Die Gattung Mensch ist komplex genug, ohne dass man weitere willkürliche Unterteilungen vornimmt. Männer und Frauen sind im Großen und Ganzen gleich, von gewissen Geschlechtsmerkmalen, die völlig sekundär sind und mich nicht weiter interessieren, einmal abgesehen. Die scheinbaren Unterschiede zwischen ihnen werden meines Erachtens hauptsächlich von kulturellen Vorurteilen bestimmt. Verallgemeinerungen bezüglich der Muskelmasse und natürlich der Reproduktionsfähigkeit einmal ausgenommen.“
    „Sie mögen Recht haben“, sagte Ellie. „Ich bin es in der Tat leid, von Männern zu hören, dass Frauen niemals so gut wie sie selbst

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