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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Das klingt nicht allzu schwierig, oder?“
    Ellie legte die Hand auf seinen Arm. „Pimm. Bitte sei vorsichtig.“
    „Nun ja“, meinte Pimm. „Wenn du darauf bestehst.“ Er streckte den Arm aus, um ihre Hand zu drücken, dann verschwand er in der Dunkelheit, und Ben folgte ihm.
    „Wollen wir?“, fragte Winnie und reichte ihr einen Knall-und-Blitz.
    „Meine Aufgabe ist es, Artikel zu schreiben“, sagte Ellie, „nicht, selbst der Stoff für einen Artikel zu werden.“
    „Oh, aber man hat doch nirgends eine bessere Aussicht als mitten im Gewühl“, entgegnete Winnie.
    Ellie hatte diese Einstellung geteilt, doch nun war sie dabei, sie zu überdenken. Ein Plateau, von wo sie freie Sicht hatte, war ihr tausendmal lieber als ein Platz inmitten des Kampfgetümmels. Aber Pimm würde dem Monster entgegentreten, deshalb war es das Mindeste, das sie tun konnten, ein wenig Lärm zu erzeugen. Wenigstens konnte sie das Ding gerade nicht sehen. Es zu hören, war schlimm genug.
    * * *
    Es zu hören, war schlimm genug, dachte Pimm, aber das Monster zu sehen, war schlimmer. Vor allem, wenn das Monokel es in diesem grauenerregenden Grün erscheinen ließ. Er hatte den anderen erzählt, dass das Ding so groß wie ein Elefant sei, was der Wahrheit entsprach, doch ansonsten ähnelte es kaum einem Elefanten. Es sah aus wie eine bebende Masse aus Hühnerfett, die von dunklen Verästelungen durchzogen war. Vielleicht eine Art Skelett oder Nerven oder Blutgefäße, oder etwas ganz anderes, wofür es im Tierreich keine Entsprechung gab. Das Monster hatte keine erkennbaren Augen, nicht einmal einen Kopf. Tentakel, oder zumindest Dinge, die tentakelähnlich genug waren, um die Bezeichnung zu verdienen, sprossen in unregelmäßigen Abständen aus der Masse. Sie bewegten sich wie Schilf, das von einem unbeständigen Wind gepeitscht wird. Am schlimmsten war die Tatsache, dass das Monster so verschwommen war. Pimm konnte seinen Blick nicht auf die Bestie heften und hatte fortwährend das Gefühl, es besäße noch mehr Gliedmaßen, noch mehr Masse, die irgendwo außer Sichtweite verborgen war oder hinter einer unsichtbaren Ecke versteckt. Das Ding rückte in ekelerregenden Wellenbewegungen vor und hinterließ groteske Schleimspuren auf dem Boden. Eigenartigerweise schien die Bestie jedoch keinen wahrnehmbaren Geruch zu haben. Pimm nahm an, dass es dafür irgendeine wissenschaftliche Erklärung gab. Oswald hätte sie wahrscheinlich gewusst. Pimm würde ihn auf jeden Fall noch fragen, ehe der Mann wegen Hochverrats gehängt wurde. Vielleicht würde man Oswald auch enthaupten. Das entsprach der Tradition, und wenn es für Carrington gut genug war …
    Pimm hörte, wie Porzellan zerbrach, und schloss die Augen, ehe ein blendend heller Lichtblitz die Welt orange entflammen ließ. Er konnte ihn selbst durch seine zugekniffenen Augenlider wahrnehmen. Im Dunkeln hinter Pimm schrie Ben auf, der mit einer solchen Helligkeit nicht gerechnet hatte. Noch verwirrender als das Licht war der Lärm, mit dem der Donnerschlag in dem geschlossenen Raum widerhallte. Die Bestie gab kein Geräusch von sich. Ein Schrei wäre schön gewesen, irgendein Zeichen, das sie sich unbehaglich fühlte. Doch als Pimm die Augen öffnete, sah er, dass das Geschöpf wild mit seinen Tentakeln um sich schlug und seinen massigen Körper wieder und wieder gegen eine Säule schmetterte. Der Lärm hatte es eindeutig in Raserei versetzt oder wenigstens durcheinander gebracht. Pimm hob seine Pistole und feuerte sie ab, doch er hätte ebenso gut auf eine schlammige Uferböschung schießen können, so wenig Wirkung zeigten die Kugeln. Die Bestie beachtete den Angriff nicht im Geringsten.
    Pimm begann, sich zu fragen, ob die Männer, die die kleineren Verwandten dieses Wesens in der Themse ‚getötet‘ hatten, tatsächlich Erfolg gehabt hatten. Vielleicht hatten sie bloß einzelne Teile abgehackt, sodass die Bestien weiterleben und untertauchen konnten. Vielleicht war für diese Geschöpfe der Verlust eines Tentakels nicht traumatischer, als es der Verlust eines Fingernagels oder einer Haarsträhne für einen Menschen war.
    „Was sollen wir tun?“, fragte Ben. Jedenfalls glaubte Pimm, dass er das gefragt hatte. Sein Ohrensausen war so laut, dass er nicht sicher sein konnte.
    „Ich weiß nicht“, versuchte er zu sagen, doch dann wandte die Bestie sich ihm zu und schlug mit ihren Tentakeln aus. Pimm und Ben wurden nur deshalb nicht niedergeworfen, weil die Gliedmaßen der Bestie

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