Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
Vom Netzwerk:
Käfige, in denen Sie eingesperrt waren, wurden dazu genutzt, die ersten Geschöpfe unterzubringen, die hindurch kamen. Diese wenigen Tropfen Blut auf dem Boden werden ihre Aufmerksamkeit wecken, genau wie Blut im offenen Meer die Aufmerksamkeit von Haien erregen kann.“ Ein seltsames Surren erfüllte die Luft, begleitet von einem Geruch, der an brennenden Lavendel erinnerte. Der Luftdruck veränderte sich, als würde plötzlich ein Gewitter losbrechen, nur rascher und umfassender.
    „Nun lernt ihr eure neuen Herren kennen“, sagte Carrington. „Kurz danach werdet ihr vor euren Schöpfer treten.“ Er kicherte, als um sie herum die Luft zerriss.

Bestie ohne Benehmen

    P imm packte Ellie bei der Hand und zog sie weg. Seine Haare standen zu Berge und schwebten wie eine Wolke um seinen Kopf, und ihr Haar tat wahrscheinlich dasselbe. Ben brüllte und stolperte auf Carrington zu. Als sich ein Netz aus Blitzen um den Gefesselten bildete, der weiterhin lachte, wankte der Leibwächter rückwärts. Nachdem sie von dem Stuhl zurückgewichen waren, schien der Luftdruck wieder einen normalen Wert zu erreichen. Das wilde Durcheinander aus Funken und seltsamen Gerüchen beschränkte sich auf einen Kreis etwa drei Meter von ihnen entfernt. Ihr Gefangener bildete nur ungefähr das Zentrum des Kreises. Selbst das furchtbare Surren, das ihre Köpfe erfüllt hatte, ließ nach, als sie sich von diesem Kreis entfernt hatten. Carringtons irres Lachen war leider noch genauso laut wie zuvor. „Was ist los?“, rief Ben und blickte sich hektisch um, offenbar auf der Suche nach einem Feind, den er bekämpfen konnte.
    „Ich fürchte, das ist genau das, was Carrington uns versprochen hat“, antwortete Pimm. Er hatte eine Hand in der Tasche und berührte damit zweifellos irgendeine Waffe. Ellie wünschte sich heftig eigene Taschen herbei und Pistolen, die sie hineinstecken konnte. „Irgendeine Bestie wird gerade herbeigerufen, enthüllt oder sonst wie in diese Welt übertragen.“
    Winnie war von dem Stuhl weggesprungen, sobald Carrington das Blut auf den Boden gespuckt hatte. Nun strich sie am Rande des Tumults entlang, während ihr Blick suchend hin und her wanderte. Sie riss Planen von Kistenstapeln und durchstöberte mit Pimms entladenem Gehstock Metallhaufen.
    „Freddy!“ rief Pimm ihr zu. „Was tust du da? K önnen wir dir helfen?“
    „Es muss hier irgendwo eine Maschine geben!“, rief sie. „Einen Projektor, Motoren oder dergleichen. Das Blut mag das Ganze zwar ausgelöst haben, aber dieses Chaos muss doch irgendwoher kommen. Aha!“
    Sie schob einige lose Bretter beiseite und riss eine Abdeckplane herunter. Darunter kam ein überraschend zierliches Gerüst zum Vorschein, das in etwa so groß wie ein Hutständer war und aus gebogenem Messingmetall, gläsernen R öhren und eigenartigen kristallenen Ausbuchtungen bestand. Die Kristalle waren zum Glück nicht violett, sondern bloß milchig weiß. Aus der Nähe konnte man hören, dass das Ding brummte wie ein Bienenstock. Ellie hatte das Gefühl, dass sogar ihre Nackenhärchen vibrierten. „Schlag es kaputt!“, rief sie, und Ben, sichtlich gewahr, dass solche Zerstörung zu seinem Metier gehörte, hob einen abgebrochenen Holzscheit auf und fing an, auf das Gerüst einzuschlagen. Er zerschmetterte die Kristalle und verbog das Metall, was schrecklichen Lärm machte. Das brummende Surren stockte, wurde tiefer und verstummte schließlich ganz.
    Winnie grinste Carrington boshaft an. „Sehen Sie? Etwas aufzubauen ist sehr viel schwieriger, als es zu zerstören.“
    Carrington schmunzelte. Noch immer standen seine Haare zu Berge, so dass er aussah wie ein verrückt gewordener Löwenzahn. „Gut gemacht. Sie haben das Tor geschlossen. Natürlich haben Sie dabei auch das magnetische Sicherheitsfeld zerstört. Denn sehen Sie, nicht alle Käfige bestehen aus Eisen. Nach einigen unschönen Vorfällen bei den ersten Beschwörungen erfand Sir Bertram eine Art magnetischen Drudenfuß. Er bannte die Bestien besser an Ort und Stelle, als Metall es vermag. Sie sind jedenfalls zu spät gekommen. Ich muss dabei an ein Sprichwort denken, in dem es darum geht, wie jemand den Stall schließt, nachdem das Pferd bereits …“
    Etwas peitschte aus dem Dunkeln heran, ein glitschiger, verschwommener Schatten, der sich so schnell bewegte wie die Flügel eines Kolibris. Carringtons Kopf verschwand in einer roten Explosion, wie eine Tomate, die von einer Kugel getroffen wurde. Sie alle starrten den

Weitere Kostenlose Bücher