Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
Vom Netzwerk:
eingebauter Luftpistole mitnehmen sollen. Ich hatte mich auf einen netten Ausflug in den Park eingestellt. Nicht dass ein Einschussloch irgendeines dieser Dinger aufhalten würde. Ihre Bewegungen sind so lebensecht, sind Sie sicher, dass es sich um Automaten handelt? Ich glaube, Sie haben Recht mit der Annahme, dass Oswald sie entworfen hat. Der Mann ist ein Genie, ganz gleich, was seine Fehler sein mögen. Ich würde liebend gern eines von ihnen öffnen und herausfinden, wie es funktioniert.“
    „Winnie“, sagte Ellie, „Was sollen wir tun?“
    „Wahrscheinlich können wir ihnen davonlaufen“, sagte Winnie. „Ihre Schuhe sind viel unpraktischer als unsere. Aber ich bezweifle, dass sie allein hier sind. Ich vermute, dass sie einen menschlichen Führer dabeihaben oder zumindest einen Aufseher. Ich schlage vor, dass wir uns schnellstens in einen belebteren Teil des Parks begeben.“ Sie stand da und hielt ihren Sonnenschirm wie einen Degen, während sie auf die herannahenden Automaten starrte, die nur noch knapp zehn Meter entfernt waren.
    „Aber, aber, meine Damen. Kein Grund, gleich fortzulaufen.“ Ein junger Mann, den Ellie noch nie gesehen hatte, schlenderte zwischen zwei Bäumen hervor. Er hatte einen Gehstock in der Hand, dessen Spitze auf seiner Schulter lag, und Ellie konnte sich gut vorstellen, dass er ihn wie einen Kricketschläger benutzen würde. Er schloss sich den künstlichen Frauen an, die nun einen Kreis um Ellie und Winnie bildeten. Die mechanischen Gestalten waren alle genau gleich groß, fiel Ellie auf, nur wenig kleiner als sie selbst, und ihre Gesichter waren bis auf die Hautfarbe ebenfalls fast identisch. Diese Einheitlichkeit war unheimlich. „Mein Auftraggeber möchte lediglich einige Worte mit Ihnen wechseln.“
    „Ellie, ist das Crippen?“, fragte Winnie.
    „Sie verletzen mich.“ Der Mann drückte die Hand an die Brust. Er hatte einen gepflegten schwarzen Schnurrbart und funkelnde blaue Augen. „Crippen ist nur ein Schläger. Anscheinend schafft er es nicht einmal, jemandem zu folgen, ohne es zu verpfuschen, deshalb hat mein Auftraggeber mich geschickt. Mein Name ist Ronald Carrington. Ich bin der Privatsekretär von … nun, nicht von Abel Value. Auch wenn er und ich wohl demselben Herrn dienen.“
    „Sie arbeiten für Oswald“, sagte Ellie.
    „Dazu kann ich mich keinesfalls äußern, Miss Skye“, sagte er und betonte dabei ihr Pseudonym. „Ihr Artikel über die Familien der Opfer des Morbus Konstantin war wirklich sehr bewegend. Wären Sie nun so freundlich, mit mir zu kommen? Mein Dienstherr würde gern mit Ihnen über … oh, über allerlei Dinge sprechen.“
    „Wie kommen Sie darauf, dass wir ruhig mitgehen werden?“, fragte Winnie.
    Er gab den Gehstock an den Automat zu seiner Linken weiter, der buschiges, honigblondes Haar hatte. Sie nahm den Stock, drei Fuß langes Massivholz, in beide Hände und brach ihn so mühelos entzwei, wie Ellie einen Zweig zerbrochen hätte. „Diese Maschinen sind bemerkenswert“, meinte Carrington im Plauderton. „Ich habe keine Ahnung, warum man sie so stark gemacht hat. Das ist nicht mein Gebiet. Aber Tatsache ist, dass die Maschinen Sie ohne Schwierigkeiten überwältigen können, falls Sie sich wehren sollten. Deshalb lassen Sie uns doch einfach höflich zueinander sein.“
    Winnie schmetterte ihm ihren Sonnenschirm ins Gesicht. Carrington kreischte wie eine verletzte Taube, stolperte rückwärts gegen einen der Automaten und riss ihn nieder. In einem Durcheinander menschlicher und künstlicher Glieder gingen sie zu Boden. „Lauf!“, rief Winnie. Sie hob ihren Rock und versuchte, zwischen zwei der mechanischen Frauen hindurch zu schlüpfen. Sie ergriffen ihre Arme, und als sie den Mund öffnete, um zu schreien, hielt eine von ihnen Winnie mit ihrer hübschen Hand den Mund zu. Winnie biss zu, doch der Automat reagierte überhaupt nicht.
    In dem Gefühl, ihrer Freundin nicht das Wasser reichen zu können, öffnete Ellie den Mund und wollte um Hilfe rufen. Einer der Automaten packte sie von hinten und hielt ihr ebenfalls den Mund zu. Carrington stand auf und zuckte vor Schmerz zusammen, dann strich er sich den Schnurrbart glatt. „Dank Ihnen sitzen meine Zähne nun locker, Lady Pembroke. Ich wusste, dass Sie niederer Herkunft sind, aber niemals hätte ich ein solch unfeines Verhalten erwartet. Kommen Sie nun friedlich mit, oder soll ich diese Prachtexemplare mechanischer Jungfernschaft anweisen, Sie in Ohnmacht zu befördern?

Weitere Kostenlose Bücher