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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Hmm? Oh, lasst sie doch sprechen.“ Er wies auf Ellie. Der Automat nahm seine Hand fort.
    „Ich würde Mr. Oswald sehr gern kennen lernen“, sagte Ellie, überrascht und erfreut darüber, wie fest ihre Stimme klang. „Schließlich ist er Gegenstand eines Leitartikels in der morgigen Zeitung. Ich sollte ihn für meine Folgegeschichte befragen. ‚Sir Bertram äußert sich zu Vorwürfen des Verbrechens‘, etwas in dieser Art.“
    „Ich bin mir sicher, dass er all Ihre Fragen gern beantwortet“, sagte Carrington. „Er liebt es zu reden. Was ist mit Ihnen, Lady Pembroke?“
    Der Automat nahm die Hand von Winnies Mund. „An dieser Stelle sollte ich sagen: Warten Sie nur, bis mein Mann herausfindet, was Sie getan haben. Es stimmt, Lord Pembroke kann sehr heftig werden, wenn man ihn erzürnt. Aber er soll sich ruhig auf Oswald konzentrieren. Sie, Mr. Carrington, sollten sich Sorgen machen, was ich persönlich Ihnen antun werde, um IhnenIhre Taten zu vergelten.“
    „Aber, aber, Freddy“, sagte der Mann und lächelte auf eine unangenehme, hintergründige Art, die Ellie nicht ganz verstand. „Das ist aber nicht sonderlich damenhaft. Kommen Sie, auf uns wartet eine Kutsche.“
    Pimm wird uns finden, dachte Ellie. Er wusste, dass wir in den Park gehen wollten, und er ist gut darin, Spuren zu folgen. Doch während sie weggeführt wurde, sah sie, wie die mechanischen Frauen bereits den Picknickkorb und die Decke aufhoben und so jeden Hinweis auf ihre Anwesenheit und ihren plötzlichen Aufbruch entfernten.
    Nun gut. Wenn sie von außen keine Rettung erwarten konnten, würden sie sich eben selbst retten müssen.

Ein zusammengesetzter Mann

    A dam erwachte, und es roch nicht nach Feuer. Gut. Das bedeutete, dass Oswald nicht versucht hatte, das Laboratorium niederzubrennen, was Adams Schicksal besiegelt hätte. Eine solche Tat wäre äußerst unbedacht gewesen. Die Räume waren voller explosiver Chemikalien, die mit Sicherheit einen Flächenbrand erzeugt hätten. Er hätte sich durch die angeschlossenen Lagerhäuser und anderen Gebäude meilenweit ausbreiten können. Von den Tunneln ganz zu schweigen. Da Whitechapel bereits abgeriegelt und unbewohnbar war, hätte ein weiterer Großbrand wahrscheinlich fast das ganze East End zerstört. In den Augen vieler höhergestellter Londoner wäre das vermutlich kein großer Verlust gewesen. Adam hatte befürchtet, dass Oswald dies als eine Katastrophe annehmbaren Ausmaßes betrachten würde, wenn er dafür jegliche Beweise, dass Adam existiert hatte, vernichten konnte. Doch glücklicherweise hatte der Wissenschaftler diese Möglichkeit nicht gewählt.
    Adam richtete sich mühsam auf, bis er sich in einer sitzenden Position befand, und hielt dabei die Hand gegen die Brust gepresst. Blut sickerte schwach aus dem Einschussloch. Die Kugel, die in seiner Brust saß, schmerzte fürchterlich. Er würde sie entfernen müssen.
    Oswald hatte auf sein Herz gezielt, doch Adam hatte sich vorsorglich ein zweites Herz eingepflanzt für den Fall, dass das erste jemals verletzt werden würde. Der Mensch hatte schließlich auch zwei Nieren, eine Doppelung, die Adam immer überaus sinnvoll erschienen war. Oswald hatte das eine Herz zerstört, doch das andere war heil geblieben und schlug noch immer. Wegen des Schocks der Verletzung und wegen des Blutverlusts fühlte Adam sich ein wenig benommen, und ihm war schwindlig. Er riss sich die Maske vom Gesicht und warf sie beiseite. Humpelnd bewegte er sich zu seinem Operationstisch und ordnete die Spiegel an, die er verwendete, wenn er sich selbst operierte. Dann setzte er sich auf die harte Tischplatte.
    Im Laufe der Jahre hatte Adam außergewöhnliche Kontrolle über seinen Körper erlangt. Die meiste Zeit funktionierte sein autonomes System von allein, doch er konnte es bewusst beherrschen, wann immer das erforderlich war. So war er auch in der Lage, jegliche Empfindungen aus seinem verletzten Bein zu verbannen und sich wenn nötig mit großer Geschwindigkeit zu bewegen, was allerdings eine bewusste Anstrengung erforderte. Nun konzentrierte er sich und betäubte die Nerven in seiner Brust, und unter Zuhilfenahme der Spiegel und grellen elektrischen Lichts brannte er einige der Blutgefäße aus. Er entfernte sein nun zerstörtes Herz und ließ das zerfetzte Organ in eine Metallschüssel fallen. Das Loch in seiner Brust machte ihn melancholisch, weil es ihm viel zu symbolisch erschien. Doch im Augenblick hatte er weder Zeit noch Kraft, irgendetwas

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