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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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zu dieser Zeit nichts Illegales. Jedoch gab es immer Gerüchte, dass die Worths sich auf der Straße junge Mädchen vom Lande schnappten, die in der Stadt zu Besuch waren, ihnen Laudanum einflößten und sie zwangen, für sie zu arbeiten. Nach allem, was ich gehört habe, war Madam Worth wesentlich furchterregender als ihr Mann und dafür bekannt, dass sie jeden Kunden, der nicht gleich zahlte, mit der Reitpeitsche verprügelte. Ein übles Weibsstück, dachte immer zuerst an ihren Gewinn, gnadenlos und pragmatisch. Ihr Mann dagegen war eher chaotisch und wurde oft festgenommen, weil er in der Öffentlichkeit trank oder seine Mädchen schlug. Madam Worth war eindeutig die Gefährlichere von beiden.“
    „Sie verwandelte sich in einen Mann und verschwand, und nur wenige Wochen später haben sie zum ersten Mal den Namen Abel Value gehört? Mabel Worth verschwindet, und Abel Value taucht auf?“
    Whistler starrte ihn an und gab dann einen langen, leisen Pfiff von sich, der seinem Namen alle Ehre machte. „Pimm. Das ist ein großer Gedankensprung, der sich nur auf eine zufällige Namensähnlichkeit gründet.“
    „Sowie auf eine zeitliche Übereinstimmung“, sagte Pimm. „Ähnliche Geschäftsinteressen. Die Mentalität der besagten Personen. Madam Worth war eine respekteinflößende Frau in einer Welt, die von respekteinflößenden Männern beherrscht wird, richtig? Die Art von Frau, die ihre Verwandlung in einen Mann wohl nicht als Tragödie sehen würde, als schreckliches Gottesurteil oder als Scherz des Teufels, sondern als eine Chance.“
    „Das ist eine interessante Theorie“, sagte Whistler, „Die Idee hat eine angenehme Ebenmäßigkeit. Allerdings hatte Value Geld genug, um diese mechanischen Bordelle zu eröffnen und auszustatten, und das ist nicht gerade billig. Madam Worth war zwar erfolgreich, aber so viel Geld kann sie nicht verdient haben.“
    „Vielleicht hatte sie Geldgeber“, überlegte Pimm. „Ihr Mann lebte für einen arbeitslosen Zuhälter ebenfalls auf verdächtig großem Fuß, nicht wahr? Das lässt vermuten, dass irgendjemand auch seinen Lebensstil bezahlt hat, oder?“
    „Selbst wenn Madam Worth zu Abel Value geworden ist, weiß ich nicht, ob das irgendetwas ändert. Es gibt kein Gesetz, dass es einem verbietet, sein Geschlecht durch eine Seuche ändern zu lassen, und auch kein Verbot, seinen Namen zu ändern. Wenn Value sein Leben als Madam Worth begonnen hat, bleiben seine Verbrechen trotzdem dieselben. In den Augen anderer Verbrecher würde es wahrscheinlich seinen Status verändern, wenn sie herausfänden, dass er am Anfang seines Lebens eine Frau war, doch rechtlich gesehen …“
    „Oh, ich weiß“, meinte Pimm nachdenklich. „Aber soweit ich verstehe, hat das Gesetz entschieden, dass man juristisch gesehen das Geschlecht behält, mit dem man geboren wurde, selbst nach einer Verwandlung. Das heißt dann wohl, dass Value wenigstens die Demütigung erspart bleiben wird, im Newgate-Gefängnis an der Tretmühle zu arbeiten, falls er tatsächlich Mabel Worth ist. Frauen können ja nicht dazu verurteilt werden.“
    „Ein verdammt merkwürdiges Gesetz, das fand ich schon immer“, meinte Whistler. „Die Krankheit ist noch nicht einmal ein Scheidungsgrund. Das bedeutet, wenn der Ehemann verwandelt wird, können zwei Frauen miteinander verheiratet sein, oder zwei Männer, falls sich die Frau verwandelt. Obwohl sie rechtlich gesehen wohl noch immer Mann und Frau sind. Kein Wunder, dass so viele ihren Namen ändern, durchbrennen und versuchen unterzutauchen.“
    „Das alles liegt im Erbrecht begründet“, entgegnete Pimm achselzuckend. „Wenn die älteste Tochter sich in einen Mann verwandelt, könnte sie vor ihren Brüdern erben, und ein Sohn, der in eine Frau verwandelt wurde, könnte sein Erbe verlieren. Die Reichen haben einen gewissen Einfluss auf die Gesetzgebung, und sie dulden ungern Veränderungen oder Brüche.“
    „Das Einzige, das ich von meinem Vater geerbt habe, war eine Taschenuhr“, sagte Whistler. „Aber in einer Familie wie der Ihren fällt so etwas wohl ins Gewicht.“
    „Ich bete jeden Tag für die Gesundheit meines älteren Bruders“, meinte Pimm, „damit es nicht ins Gewicht fällt. Sehe ich etwa aus wie ein Marquis?“
    „Nein“, meinte Whistler. „Sie haben ein viel zu ausgeprägtes Kinn.“
    Pimm erhob sich. „Ich danke Ihnen für die Informationen, alter Freund. Sie haben mir zumindest geholfen, meine Neugierde zu stillen. Vielleicht werde ich

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