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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Carrington und zwei seiner mechanischen Frauen hatten sie sich in eine geschlossene Kutsche gezwängt, alle unangenehm eng zusammengepfercht. Um auf diesem engen Raum für Ordnung zu sorgen, vertraute Carrington auf seine Pistole, die er diskret auf Winnies Bauchgegend gerichtet hielt. Ellie war ein wenig beleidigt, dass er Winnie offensichtlich als die größere Gefahr betrachtete. Allerdings war diese Annahme begründet, wenn man bedachte, wie verschieden sie sich beim Picknick verhalten hatten. Eine Weile polterten sie über das Pflaster, ohne sich zu unterhalten, doch schließlich hielt Ellie es nicht mehr aus und fing zu sprechen an. „Mr. Carrington, das war doch Ihr Name, nicht wahr? Wie kamen Sie dazu, für Mr. Oswald zu arbeiten?“
    Er bewegte die Pistole in ihre Richtung. „Seien Sie ruhig, Miss Skye. Ich bin nicht in der Stimmung für Interviews.“
    Winnie schnaubte. „Warum sollten wir nichts sagen? Sie werden uns schon nicht erschießen. Jedenfalls nicht hier und jetzt. Sie sind ein Sekretär. Allein dürfen Sie keine Entscheidungen treffen, und Oswald will uns schließlich lebend sehen.“
    Ein Muskel in Carringtons Wange zuckte. „Gut. Plaudern Sie drauflos, die Damen. Aber erwarten Sie keine Antworten von mir.“
    „Ich mache mir Notizen, wissen Sie“, sagte Ellie. „Ich bin Reporterin. Ich habe meine Beobachtungen und meine Vermutungen aufgeschrieben. Wenn mir etwas zustößt und diese Notizen gefunden werden, wird man Fragen stellen.“
    Carrington gluckste. „Wenn man bedenkt, was bald in dieser Stadt passieren wird, wird das Verschwinden einer lästigen Reporterin kaum noch jemanden kümmern.“
    „Was meinen Sie?“, wollte Winnie wissen. „Was wird passieren?“
    „Was fragen Sie mich?“, meinte Carrington. „Ich bin nur der Sekretär. Sprechen Sie noch einmal, und ich werde dafür sorgen, dass die mechanischen Frauen Ihnen die Hand vor den Mund halten. Denken Sie nur einmal darüber nach, wo diese Hände schon gewesen sind und was sie wohl als Letztes angefasst haben, ehe Sie entscheiden, ob Sie mich auf die Probe stellen wollen. Hmm?“
    Ellie schüttelte sich, doch sie verstummte. Sie hatte angenommen, dass Oswalds Interesse an ihr lediglich darin begründet lag, dass er sie zum Schweigen bringen und sie davon abhalten wollte, seine Verbindung zu den mechanischen Bordellen und zu Verbrechern wie Abel Value ans Licht zu bringen. Doch was, wenn es noch ein tiefer liegendes Motiv gab? Was, wenn Oswald in Schlimmeres verwickelt war als die Spielerei mit mechanischen Huren? Das allein wäre schon blamabel gewesen, doch es war nicht illegal und schien kaum eine Reaktion zu rechtfertigen, die eine Entführung einschloss. Ihr journalistischer Instinkt kribbelte nicht nur, sondern schrie geradezu. Hier gab es eine Story. Eine wichtige Story. Sie befand sich in einer verblüffend günstigen Position, diese Story zu schreiben. Vorausgesetzt, sie lebte lang genug.
    * * *
    Pimm klopfte an die Tür und betrat Whistlers Büro. Der Polizist sah von einem Haufen Papiere auf seinem unordentlichen Schreibtisch auf und runzelte die Stirn. Sein Haar war durcheinander und vor Erschöpfung hatte er dunkle Ringe unter den Augen. „Pimm? Wie haben Sie so schnell davon gehört?“
    Die Wärme, die der soeben genossene Brandy ihm eingeflößt hatte, verflüchtigte sich. „Wovon gehört?“
    Whistler lehnte sich in seinem knarrenden Stuhl zurück und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Oh. Ich dachte ... Es ist unser Mr. Worth, der Frauenmörder. Er weilt nicht mehr unter uns.“
    Pimm starrte ihn an. „Ist er entkommen?“
    Whistler schüttelte den Kopf. „Der irdischen Justiz vielleicht. Lag tot in seiner Zelle, als wir heute Morgen nach ihm sahen. Wir hatten noch nicht einmal Gelegenheit, ihn ordentlich zu verhören.“
    „Hat er sich umgebracht?“, fragte Pimm. Worth schien kaum von Schuldgefühlen geplagt gewesen zu sein, und in der vorigen Nacht hatte er unbedingt weiterleben wollen, doch der Aufenthalt in einer dunklen Zelle konnte natürlich einen Sinneswandel herbeiführen. Pimm wäre enttäuscht gewesen, einen möglichen Zeugen gegen Value zu verlieren, hätte er nicht gewusst, dass der alte Schuft um sein Leben fürchtete und fliehen wollte.
    „Nein“, sagte Whistler. „Dafür gab es keinerlei Anzeichen. Er lag ganz einfach auf dem Boden und war kalt. Ich nehme an, es könnte ein Herzinfarkt gewesen sein.“
    Pimm bemerkte Whistlers zweifelnden Ton und hakte nach: „Oder?“
    „Wenn

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