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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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ich glaubte, dass jemand ein Motiv hätte“, sagte Whistler vorsichtig, „und dass dieser Jemand Zutritt zu ihm hätte, würde ich vermuten, dass er vergiftet wurde.“
    „Ohne die Ehre Ihrer Gefängniswärter in Zweifel ziehen zu wollen“, sagte Pimm, „jemand, der genug zahlt, könnte sich wahrscheinlich Zutritt verschaffen, meinen Sie nicht?“
    „Ja.“ Whistlers Stimme war ebenso müde und grimmig wie sein Gesicht. „Sie sagten, Worth könne uns Beweise gegen Value liefern. Glauben Sie, dass Value den Tod des Mannes veranlasst hat?“
    Pimm zögerte. Tatsächlich glaubte er es nicht. Value hatte andere Sorgen, die sich vor allem darum drehten, dass Worth etwas über Values wahren Herrn Bertram Oswald ausplaudern könnte. Doch Pimm hatte bei Weitem nicht genügend Beweise, um im Büro eines Londoner Polizeiinspektors Oswalds Namen zu nennen. „Ich halte es für möglich“, meinte er. Dies gab ihm wenigstens einen Anknüpfungspunkt, um die Frage zu stellen, derentwegen er eigentlich gekommen war. „Was wissen wir denn eigentlich wirklich über Value?“
    Whistler runzelte die Stirn. „Ich habe hier seine Akte.“ Er öffnete einen Umschlag und ließ einige wenige Dokumente auf den Tisch fallen. „Tatsächlich wissen wir nur recht wenig. Er ist noch nie verhaftet worden, obwohl wir ihn schon oft genug verhört haben. Er gibt vor, ein ehrbarer Geschäftsmann zu sein, und wir wissen, dass er einige Kneipen besitzt. Natürlich auch die mechanischen Bordelle, die penibel im Bereich des Legalen bleiben, völlig frei von menschlichen Prostituierten. Aber wir wissen auch, dass er durch ein kompliziertes Netzwerk von Angestellten noch immer menschliche Frauen auf der Straße beschäftigt. Ich sage, wir wissen es, aber wir können es nicht beweisen. Wir haben außerdem den Verdacht, dass er am Schmuggel beteiligt ist, ebenso an mehreren Diebstählen, doch er persönlich hält sich aus solchen Aktivitäten heraus. Bis jetzt haben wir keinen Zeugen finden können, der gegen ihn ausgesagt hat. Ich sollte Ihnen das eigentlich nicht erzählen, aber Mr. Worths Tod war nicht der erste verdächtige Todesfall, den wir erlebt haben. Sie wissen natürlich über Martinson Bescheid, dessen Tod wie Selbstmord aussah, möglicherweise aber keiner war. Wir hatten auch mit einigen Leuten zu tun, die auf einmal ihre eidesstattlichen Erklärungen widerriefen und kurz darauf in edlen Pelzmänteln gesehen wurden oder wesentlich bessere Zigarren rauchten. Value ist ein organisierter Verbrecher. Er erpresst die Leute, wenn er kann, wenn nicht, tötet er sie. Er ist kein blutrünstiger Irrer. Er sieht manche Menschen als hinderlich oder als förderlich für sein Geschäft an, und dementsprechend behandelt er sie. Dass sie Menschen sind, interessiert ihn nicht.“
    „Das passt zu dem, was ich selbst über den Mann weiß“, meinte Pimm. „Aber woher kommt er? Er muss mindestens Mitte vierzig sein. Was war sein Beruf, ehe er ein Meisterverbrecher wurde?“
    Whistler zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Wir haben das erste Mal vor, hm, drei Jahren von ihm gehört? Er hat sich über seine Vorgeschichte niemals öffentlich geäußert, sein Akzent lässt allerdings vermuten, dass er schon lange in London lebt. Er scheint voll ausgebildet aufgetaucht zu sein. Wie eine düstere Athene, die dem Kopf eines besonders anrüchigen Zeus entsprungen ist.“
    „Er trat genau dann auf den Plan, als gerade die ersten Fälle des Morbus Konstantin diagnostiziert wurden“, meinte Pimm nachdenklich.
    „Hmm? Ja, das stimmt wohl.“
    „Was wissen wir über die Frau des verstorbenen Mr. Worth?“
    Whistler runzelte die Stirn. „Meinen Sie, ob wir sie erreichen können, um sie über Mr. Worths Tod zu benachrichtigen? Sie ist verschwunden, sie war einer der ersten Verwandlungsfälle, von denen wir hörten. Ihr Mann kam wie wahnsinnig zu uns und erzählte, seine Frau sei zum Mann geworden und davongelaufen.“
    „Sie war tatsächlich das allererste Opfer“, sagte Pimm. „Zumindest das erste, das gemeldet wurde. Aber ich meinte, was wissen wir über sie, ehe sie verschwand?“
    „Mabel Worth“, sagte Whistler. „Sie war berüchtigt. Die Verbrecherklasse nannte sie Madam Worth. In ihrer Jugend war sie selbst Prostituierte gewesen, aber als sie älter wurde, nahm sie eine leitende Stellung ein. Sie führte in Southwark ein Bordell der übelsten Sorte, während ihr Mann eine Gruppe Mädchen überwachte, die draußen auf der Straße arbeiteten. Daran war

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