Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
Vom Netzwerk:
keinerlei Sicherheit mehr bot.
    Unterdessen war Bruno von hinten an ihn herangetreten und versuchte mit zusammengekniffenen Augen die Botschaft an der Wand zu entziffern. Er bewegte dabei tonlos die Lippen. Kai, der wusste, dass Bruno kein Englisch sprach, las ihm die Worte langsam vor:
    DON’T YOU STEP ON MY BLUE SUEDE SHOES!
    Van Harms Stimme zitterte ein wenig beim Vorlesen. Bruno sah ihn ratlos an. »Was soll denn das?« Dass er Hochdeutsch sprach, zeugte von Brunos Anspannung.
    »Das ist aus einem Song«, sagte van Harm. Er ging zu seinem Schreibtisch, klappte das Notebook auf und tippte etwas in die Tastatur.
    »Das war doch nie im Leben Peggy«, sagte Bruno.
    »Wohl eher nicht«, sagte van Harm, bemüht, seine Stimme tief und ruhig klingen zu lassen. In Wahrheit war er erschüttert, seine Knie fühlten sich an, als seien sie aus Pudding, und die Hände zitterten ihm, während er jetzt nervös auf dem Touchpad des Notebooks rumklickte.
    »Wat war ick nich?«, sagte Peggy. Sie stand mit einem Mal im Zimmer und grinste. Sie schien direkt von der Arbeit zu kommen, denn sie hatte einen Rucksack aufgeschnallt. »Die Tür stand offen«, sagte sie fröhlich »und da dacht ick …« Sie hielt inne, weil sie die Parole an der Wand entdeckt hatte. »Ach du Scheiße!«
    Kai sah kurz von seinem Notebook zu Peggy hoch, dann las er aus der Wikipedia vor: »Blue Suede Shoes, übersetzt: blaue Velourslederschuhe, ist ein Rock’n’Roll-Song, den Carl Perkins im Jahre 1955 geschrieben hat und der 1956 zu seinem größten Hit wurde …«
    »Und icke dachte immer, der wär von olle Elvis«, plapperte Peggy dazwischen.
    Kai schaute verärgert zu ihr rüber, bevor er fortfuhr: »Ebenfalls sehr bekannt ist die Interpretation von Elvis Presley.« Dann klappte er das Notebook wieder zu.
    »Schon wieder Elvis«, sagte Bruno, und man konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf ratterte.
    »Du meinst …?« Kai stockte der Atem. Auch ihm sah man an, dass er im Kopf Dinge zu kombinieren versuchte, von denen nicht klar war, ob sie wirklich zusammengehörten. Die Elvis-Versammlung am Aschenbecher der Hoteltür, von der Bruno gestern berichtet hatte. Der rempelnde Elvis, der von Aussehen und Kleidung nicht so recht zu seinen Artgenossen hatte passen wollen, und der, ob versehentlich oder mit Absicht, für Brunos Verletzung verantwortlich war. Die Blutspur schließlich, die, vermutlich an der Hotelpforte beginnend, bis hoch vor Kais Wohnungstür führte. Und als Krönung des Ganzen der blutrote Elvis-Spruch hier an seiner Wand.
    »Deine Blutspur, Bruno«, sagte van Harm schließlich, »die ist sozusagen die Verbindungslinie von den Elvissen des Sterelle zu dem Elvis-Song-Zitat an meiner Wohnzimmerwand.«
    »Stimmt«, sagte Peggy, und auch Bruno nickte bedachtsam. Dann fragte er: »Wat heißt dit jetz eijentlich uff Deutsch?«
    »Tritt mir nicht auf meine blauen Wildlederschuhe«, sagte Kai.
    »Velourslederschuhe«, korrigierte ihn Peggy. »Trete nich uff meine blauen Velourslederschuhe, Herr van Harm. Hamse doch selba grade so vorjelesen.«
    »Tritt!«, sagte van Harm. »Tritt mir nicht, wenn schon!«
    »Wie jetze?«
    »Der korrekte Imperativ von treten lautet tritt und nicht trete!«
    »Grammatik-Nazi«, murmelte Peggy leise vor sich hin, aber Kai hörte es doch.
    »Eine Aufforderung also«, sagte Bruno. »Oder man könnte, so wie der Spruch da anne Wand jekleistert wurde, ick meine die Aggressivität, mit der dit Janze dort jeschrieben steht, durchaus von einem Befehl sprechen, oder?«
    »In der Tat«, sagte Kai.
    »Tritt mir nich uff meine Schuhe! Aus welchem Material die sind, is ja erst mal wurscht. Wat im übertragenen Sinne sowat bedeuten könnte wie: Kümmer dich um deinen eijenen Kram! Oder: Steh mir nich im Wege rum, bei dem wat ick vorhabe. Könnte man dit so sagen?«
    »Durchaus«, sagte Kai van Harm, »im Sinne von: Komm mir nicht in die Quere«. Er sah Bruno erwartungsvoll an, in der Hoffnung, dieser würde mit seinen Ausführungen fortfahren. Was aber nicht passierte. Entweder Bruno hatte den Faden verloren oder die Luft war schon wieder raus, jedenfalls stand er nur da, rieb sich das Kinn und starrte mit großen Augen die blutrote Liedzeile über dem Sofa an.
    »Is dit eigentlich Blut oder Farbe«, fragte Peggy.
    »Eine gute Frage«, sagte Kai. »Ich würde mal raten Farbe, die wie Blut aussehen soll.«
    »Na ja, is ja jetzt ooch erst mal egal«, sagte Peggy, »dit wird die Polizei noch früh jenuch

Weitere Kostenlose Bücher