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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Himmel und ermahnte sich zu Optimismus. Es bestand kein Grund zur Sorge. Die Freitagveranstaltung der Kulturscheune war stets gut gefüllt. Am Freitag war das Publikum immer bester Dinge, denn das Wochenende stand bevor. Man bekam einen Happen Kultur und einen guten Schluck Rotwein. Oder zwei.
    Überhaupt: Das Schlimmste war ja schon abgewendet worden. Der eigentlich für heute gebuchte Gitarrenvirtuose hatte nämlich so kurzfristig abgesagt, dass es fast unmöglich schien, einen Ersatz zu finden. Ein Vereinsmitglied aber hatte den Kontakt zum Buttermann-Verlag hergestellt, und der Buttermann-Verlag hatte eines seiner neuen Talente überreden können, kurzfristig einzuspringen. Einen Roman-Debütanten namens … an dieser Stelle musste Frau Schmidt-Balldruscheidt in die lehmfarbene, aufgenähte große Seitentasche ihres Leinenkaftans greifen, wo eine zusammengerollte Vertragskopie steckte … namens Kai van Harm. Für den Autor und dessen Anhang wollte sie jetzt gleich die Gästewohnung lüften, die sich im Anbau der Schmiede befand. Die Betten mussten noch bezogen werden, und ein frischer Blumenstrauß und ein Betthupferl als Willkommensgruß waren auch nie verkehrt.
    Ja, dachte Frau Schmidt-Balldruscheidt und stieß einen kleinen Seufzer tiefster Zufriedenheit aus, auf die Vereinsmitglieder war Verlass. Dann zog sie die Glastür hinter sich zu.

Würzfleisch
    »Um Constanze ?«, rief Kai. Der nächste Blitz krachte rechts vom Corsa in die Landschaft. Diesmal ließ Peggy sich aber von ihrem Kurs nicht ablenken. Kein Zucken, kein Schlenker, nichts.
    »Ick fürchte ja, mein Freund«, schrie Bruno gegen das Tosen des Unwetters an.
    Kai van Harm sah durch den Wasserfilm der Frontscheibe ein gelbes Ortseingangschild im Licht der Scheinwerfer aufleuchten. Er kam nicht mehr dazu, Bruno zu antworten, denn mit einem Ruck riss Peggy das Lenkrad nach rechts und trat dann sogleich fest auf die Bremse. So heftig, dass Kai hinten auf der Rückbank umfiel, und auch Bruno schlug mit seinem Quadratschädel gegen Peggys Schulter. Er stieß einen leisen Fluch aus.
    »Mein Gott, Peggy, was machen Sie denn da?«, entfuhr es Kai van Harm.
    »Ick kann nich mehr«, sagte Peggy. Nein, sie sagte es nicht, sie schluchzte es, und man konnte hören, dass ihr die Tränen ziemlich locker in den Augenwinkeln saßen.
    »Watten, watten, watten?«, sagte Bruno ganz vorsichtig und mit der tiefsten Stimme, die ihm zur Verfügung stand. Eine Trösterstimme.
    »Ick seh do’ überhaupt nüscht mehr. Und dann dieser verdammte Krach …« Jetzt rollten die ersten Tränen aus ihrem Reservoir ins Freie.
    »Kindchen«, sagte Bruno mit derselben Stimme wie eben. Ganz sicher weckte Peggy abermals seine brachliegenden Vaterinstinkte. Und als hätte es Kai geahnt, ließ sich seine sonst so coole Nachbarin an Brunos breite Brust sinken, was ihr trotz des Gurtes ziemlich gut gelang. Und während sie Brunos neues Hemd mit ihren Tränen – quasi – taufte, jammerte sie: »Und gegen einen Baum wärn wa auch beinah jeknallt, und ihr beide habt es noch nich ma’ jemerkt.«
    Also doch, dachte Kai van Harm, aber er wollte jetzt nicht vor Peggy behaupten, dass er es durchaus bemerkt hatte. Das hätte wohl irgendwie kleinkariert gewirkt. In diesem Moment jedenfalls – aber das stellte er erst wenig später fest, als sie im Trockenen saßen, mit einem festen Dach über dem Kopf – hatte er Constanze vergessen. Denn all sein Mitgefühl saugte die arme Peggy auf.
    Kai hätte gerne die Autotür einen Spaltbreit geöffnet, weil er dringend frische Luft brauchte, doch leider verfügte Peggys billiges Corsa-Modell hinten nicht über Türen.
    »Und wat is nu, Kindchen?«, fragte Bruno.
    Peggy machte sich von seiner Brust los. Die Trösterstimme zeigte ganz offensichtlich Wirkung, denn Peggy versuchte, trotz des Tränenschleiers vor ihren Augen, schon wieder zu lächeln. »Jetzt bestelln wir uns erst mal wat Schönet zu essen. Und icke nehm noch ’ne große, kalte Cola dazu. Nervennahrung, wa?«
    »So jefällste mir schon besser, Mädchen«, sagte Bruno, »aber woher nehmen, wenn nich stehlen?«
    »Na kiek doch mal genauer hin«, sagte Peggy und zeigte durch die Frontscheibe nach draußen. Doch noch immer schafften es die Scheibenwischer nicht, die Wassermassen zu bändigen. Kai konnte nichts weiter erkennen als Schlieren.
    »Ick seh nüscht«, sagte Bruno und schnallte sich ab. Er öffnete die Beifahrertür und steckte seinen Kopf nach draußen, und – zack! – schlug schon

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