Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)
schlagen könnte, wat ick euch jetzt mitzuteilen habe«, sagte Bruno. Es war ganz klar, dass er sich bemühte, Hochdeutsch zu reden, was nichts anderes bedeutet, dass ihm die Sache sehr ernst war.
»Bitte nicht«, stöhnte Kai.
»Tut mir leid, mein Freund«, sagte Bruno und legte zum Trost kurz seine große Pranke auf Kais Schulter. »Das kann ich dir jetzt nich ersparen.« Er trank die andere Hälfte des Bieres in einem zweiten großen Zug leer. »Leider hat unser Freund Robert bei der Auswertung unserer GPS -Daten heute um die Mittagszeit einige ungewöhnliche Aktivitäten festjestellt. Wir können leider nicht ausschließen, dass diese Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Verdächtigen stehen, den wir unter dem Namen der Kautschuk-Elvis kennen und über dessen Taten ick euch nichts weiter erzählen muss.«
»Ick versteh nur Bahnhof«, sagte Peggy.
»Wir haben Constanzes Volvo mit einem Sender markiert«, sagte Kai, unwirsch wegen der Unterbrechung, und forderte Bruno mit einem Kopfnicken auf, fortzufahren.
»So ist es«, sagte Bruno, »und ebendieser Volvo hat sich seit heute Morgen in einem sonderbaren Zick-Zack-Kurs durch Berlin bewegt. Das erste Mal übrigens, dass sich der Wagen überhaupt bewegt hat, seit wir ihn markiert haben.« Bruno machte eine Pause und wandte sich zum Tresen, um der Bedienung sein leeres Bierglas zu zeigen.
»Bruno, jetzt komm endlich aus dem Tee.« Kai platzte fast der Kragen. »Constanze fährt Rad oder sie benutzt die öffentlichen Verkehrsmittel. Die ist nicht nur von ungefähr in der Partei, in der sie nun mal ist.«
»Was dann unseren Verdacht leider nur noch bestärkt, dass etwas nicht stimmt mit dem Wagen, der sich uff einmal so hektisch durch die Stadt bewegt. Fast wie bei einer Flucht, hat Robert gesagt. Als wollte der Volvo einen Verfolger abschütteln, der hinter ihm her ist.«
»Du meinst, sie wurde entführt, und die Entführer werden ihrerseits gejagt?«
»Das ist auch eine Möglichkeit«, sagte Bruno, »oder aber, und das ist Roberts und meine Arbeitshypothese, Constanze sitzt voller Panik im Volvo und versucht einen Verfolger abzuschütteln. Ick brauche nicht auszuführen, wen ick da im Verdacht habe.«
»Jetzt reicht’s mir aber.« Fast hätte Kai mit der Faust auf den Tisch gehauen. »Ich informiere jetzt sofort die Polizei. Das ist kein Spiel mehr, was hier läuft. Das ist doch längst schon blutiger Ernst.«
»Ick kann’s dir nicht verdenken«, sagte Bruno und nahm der Kellnerin das frische Bier ab, das sie an den Tisch gebracht hatte.
Kai zog sein Handy aus der Hosentasche. Keine überhörten Anrufe, keine SMS . »Wo ist denn der Volvo jetzt?«
»Vielleicht is der Volvo ja auch nur jeklaut worden. Dit is doch so ein ollet, eckiget Modell aus den Achtzigern. Da stehn doch die Leute drauf. Is doch ein Kult-Auto, oder?«, warf Peggy ein, und Kai war ihr jetzt fast dankbar für diese harmlose Interpretation der Lage.
»Letzter Stand der Dinge is übrigens folgender«, sagte Bruno. »Nachdem der Volvo bis zirka halb zwölf scheinbar ziellos in der Gegend herumgekurvt ist, durch …«, er nahm die Serviette zur Hand, um abzulesen, »… Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg und Berlin-Mitte, hat er anschließend mehr als eine Stunde an einem Fleck gestanden. Übrigens gar nicht weit weg von seiner Ausgangsposition, das heißt, von eurer Wohnung am Paul-Lincke-Ufer, Kai.«
»Ach, wirklich?«
»Doch um kurz vor eins hat er sich dann wieder in Bewegung gesetzt. Scheinbar sehr zielstrebig diesmal. Ist im Friedrichshain auf die …«, Bruno unterbrach kurz und hielt die Serviette mit den Notizen dicht vor seine Augen, »tut mir leid, ick kann’s nicht mehr lesen. Auf irgendeine Allee. Jedenfalls ist der Wagen im Friedrichshain abgebogen.«
»Auf die Frankfurter Allee, vielleicht?«, versuchte Peggy zu helfen.
»Bravo, Mädchen«, sagte Bruno, »auf die Frankfurter Allee also ist der Wagen einjebogen und hat dann kurze Zeit später bei Mahlsdorf die östliche Stadtgrenze hinter sich jelassen, auf der Bundesstraße Nummero eins. Auf der er sich, so wie Robert jesagt hat, zurzeit noch immer in Richtung Osten bewegt.« Bruno trank einen Schluck, dann sagte er zu Kai: »Jetzt biste aufm neusten Stand, jetzt kannste meinetwegen die Polizei anrufen«, sagte Bruno und griff schon wieder nach seinem Bierglas.
»Frankfurter Allee …«, flüsterte Peggy, »Mahlsdorf …«
»Sie haben ganz recht, Peggy«, sagte Kai van Harm, »denn wo führt die Frankfurter Allee
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