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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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habe mir so meine Gedanken gemacht“, sagte sie, während sie die Akte aufschlug. „Ich möchte zwei Dinge bei der weiteren Ermittlungsarbeit berücksichtigt sehen. Erstens: Es wird eine Sonderkommission gegründet. Titel: Kopfjäger. Diese wird mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen ausgestattet. Zweitens: Es wird ein Profiler hinzugezogen.“
    Bohlan musste laut auflachen und erntete dafür einen giftigen Blick. „Und mit diesen beiden Dingen fangen wir den Mörder? Also Frau Staatsanwältin, ich darf doch sehr bitten. Das mit der Soko lass ich mir ja noch gefallen. Mehr Personal hilft immer, aber ein Profiler ...“ Bohlan suchte nach Worten.
    „Ja? Sprechen Sie nur weiter.“
    „Ich gehe ja auch nicht zu einem Medizinmann, wenn ich ein Krebsgeschwür habe.“
    „Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie Profiling für Hokuspokus halten?“
    „Genau das. Vielleicht stellen Sie uns noch ein Medium zur Seite.“
    „In Hamburg haben wir in solchen Fällen mit einer bedeutenden Kapazität zusammengearbeitet. Professor Benedikt Claussen. Ich habe ihn bereits kontaktiert und über den Fall informiert. Morgen früh trifft er in Frankfurt ein.“ Maurer klappte den Aktendeckel wieder zu.
    „Die hat doch nicht alle Tassen im Schrank“, entfuhr es Bohlan, als sie das Gerichtsgebäude verlassen hatten. „Ich lass mir von so einer dahergelaufenen Staatsanwältin doch keine Vorschriften machen.“
    „Sieh‘s doch mal positiv. Dein Horizont wird erweitert.“
    Bohlan glaubte, seinen Ohren nicht mehr trauen zu können. „Ist das jetzt die neue Art von Frauensolidarität?“ Er blickte zu Will.
    „Ach, Tom, dass du das immer gleich so grundsätzlich siehst. Die Maurer ist ein Drachen, keine Frage. Anderseits will sie doch auch nur den Erfolg. Was kann es schaden, wenn wir Hilfe bekommen?“
    „Sie will den Erfolg. Genau. Darum geht es: Erfolg. Ihr geht es nicht darum, ein Verbrechen aufzuklären. Ihr geht es darum, sich gut in Szene zu setzen. Die nächste Sprosse auf der Karriereleiter.“
    „Und wenn schon. Wenn es uns hilft, den Mörder zu finden und weitere Tote zu verhindern, dann nehme ich das gerne in Kauf. Im Übrigen scheint dieser Professor Claussen wirklich eine Kapazität zu sein.“
    „Was meint Ihr?“ Bohlan wandte sich um. Steinbrecher zuckte mit den Schultern und schob sich eine Zigarette in den Mundwinkel. Steininger machte ein merkwürdig betretenes Gesicht. Bohlan schien es so, als fühle Jan sich fehl am Platze. Was ging in seinem jungen Kollegen vor?
    „Lasst euch nicht verrückt machen“, sagte Gerding. „Macht euer Ding. Ich versuche, euch den Rücken frei zu halten. Wir haben schon ganz andere Stürme überstanden.“
    Als Tom Bohlan die Aula der Willi Brandt-Schule betrat, hätte er Andreas Fischer beinahe übersehen. Der Lehrer saß in sich versunken auf einem der Stühle im Zuschauerraum und starrte abwesend auf die Bühne. Bohlan räusperte sich, um Fischer aus den Gedanken zu reißen. Ein Unterfangen, das zumindest vordergründig klappte.
    „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte der Kommissar.
    „Aber sicher. Stühle sind ja genug da.“
    „Es gibt ein neues Opfer.“
    „Ich weiß.“ Fischers Stimme klang merkwürdig tonlos.
    „Wieder eine Ihrer Schülerinnen.“
    „Ja, fast wie ein Fluch.“
    Fischer beugte sich nach vorne und vergrub sein Gesicht in den Händen. Weinte er etwa?
    „Wie nahe stand Ihnen Natascha Weller?“
    „Ich habe sie geliebt“, sagte Fischer nach einiger Zeit. „Ja, ich weiß, dass das nicht geht, aber was soll man gegen Gefühle machen?“
    „Und wie stand Natascha dazu?“
    Fischer wandte den Kopf und blickte Bohlan an. „Wie soll sie dazu gestanden haben? Wir waren ein Paar. Wir haben uns heimlich getroffen.“
    Bohlan, der über die Offenheit des Lehrers verwundert war, blickte ihn konsterniert an.
    „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte. Ich bin seit vielen Jahren Lehrer. Natürlich versuchen manche Mädchen mit ihren Reizen zu spielen, gerade dann, wenn es um Abi-Noten geht. Aber ich dachte immer, dass ich dagegen gefeit wäre.“
    „War Natascha so eine?“
    „Was meinen Sie damit?“
    „Ich meine, ob Natascha jemand war, die versucht hat, mit Reizen eine bessere Note zu bekommen.“
    „Nein.“ Fischer lachte auf. „Das hatte sie überhaupt nicht nötig.“
    „Wie ist es zu der Beziehung gekommen?“
    „Es hat sich langsam entwickelt. Wäre sie nur in meinem Leistungskurs gewesen, wäre es vermutlich

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