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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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nicht zu all dem gekommen. Die Arbeit in der Theater-AG hat dazu geführt, dass es schon länger ein intensiverer Kontakt war als zu anderen Schülern. Sie hat sehr viel Zeit und Ideen in die Stücke investiert. Deshalb haben wir uns öfters an Nachmittagen getroffen.“
    „Seit wann ging das schon?“
    „Ein paar Monate.“
    „Hat von dieser Beziehung jemand gewusst?“
    „Von mir nicht. Ich wäre doch vom Teufel geritten, wenn ich das jemandem auf die Nase gebunden hätte.“
    „Wusste Ihre Frau davon?“
    „Natürlich nicht.“
    „Wo haben Sie sich getroffen?“
    „In Brentanos Gartenhütte.“
    Bohlan schaute einen Moment auf die Bühne, die immer noch mit den Motivwänden bestückt war.
    „Vielleicht hat Natascha jemandem von der Beziehung erzählt?“
    „Das kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen. Sie wusste, was für schwerwiegende Konsequenzen es haben würde, wenn davon etwas an die Öffentlichkeit gelangt.“
    Bohlan nickte und wartete einen Moment, bevor er einen neuen Anlauf nahm. „Lea und Natascha waren ziemlich eng miteinander befreundet. Vielleicht wusste Lea von Ihrer Beziehung zu Natascha.“
    Fischer sah Bohlan entsetzt an. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. „Sie meinen, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Mordfällen gibt?“
    „Den gibt es definitiv. Zwei Schülerinnen aus der gleichen Klasse werden innerhalb von einer Woche kaltblütig ermordet. So etwas ist kein Zufall. Und wir müssen davon ausgehen, dass die Morde etwas mit Ihrem Theaterstück zu tun haben.“
    Bohlan machte eine Pause und musterte Fischer: „Es gibt da eine Frage, die mich umtreibt“, nahm Bohlan den Gesprächsfaden wieder auf. „Nehmen wir an, dass Natascha Lea von ihrem Verhältnis zu Ihnen erzählt hat ...“
    „Ich sagte Ihnen doch, dass das ausgeschlossen ist“, sagte Fischer eine Spur zu aggressiv.
    „Lassen Sie mich bitte ausreden. Nehmen wir weiter an, dass Lea versucht hat, Sie mit dem Verhältnis zu erpressen“, fuhr Bohlan fort. „Nehmen wir weiter an, dass Sie unter allen Umständen verhindern wollten ...“
    „Hören Sie auf.“ Fischer war vor Empörung aufgesprungen. „Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ich habe die beiden Mädchen nicht umgebracht.“
    Bohlan stand auf und ging die Treppenstufen hinauf, die zur Bühne führten. Nachdenklich sah er sich hinter den Kulissen um. Der Knall, den eine zufallende Tür verursachte, beendete seine Studien. Er blieb regelungslos stehen und horchte nach unten.
    „Darf ich fragen, warum du hier rumsitzt und nicht in der Klasse stehst?“ Annette von Lichtenhagen hatte die Arme vor dem Körper verschränkt und blickte Fischer herausfordernd an. Fischer erhob sich von dem Stuhl und blickte verwirrt auf seine Armbanduhr.
    „Ich weiß nicht“, stotterte er. „Es ist wegen Natascha.“
    Bohlan räusperte sich und trat zwischen den Kulissen hervor.
    „Oh, die Polizei“, sagte von Lichtenhagen, nachdem sie Bohlan erblickt hatte. „Halten Sie wieder mein Kollegium vom Unterricht ab?“
    Bohlan stieg tonlos die Treppen hinunter und näherte sich langsam der Direktorin. So wie es schien, war die Nachricht vom erneuten Mord an einer Schülerin noch nicht bis zu ihr vorgedrungen.
    „Guten Tag Frau von Lichtenhagen.“ Bohlan streckte ihr seine Hand entgegen.
    „Es gibt ein zweites Mordopfer. Haben Sie das nicht gewusst?“
    Von Lichtenhagens Blick wirkte für einen Moment noch kälter als gewöhnlich.
    „Heute Morgen wurde die Leiche von Natascha Weller gefunden“, schob Bohlan nach.
    „Natascha Weller ist tot?“ Von Lichtenhagens Blick wechselte zwischen Bohlan und Fischer hin und her. „Warum erfahre ich das nicht als Erste?“
    Warum sollte sie es als Erste erfahren? Bohlan zog die Stirn in Falten. Stand sie Weller in irgendeiner Form nahe oder ging es ihr lediglich darum, als Erste an der Schule von diesem Vorfall unterrichtet worden zu sein? Der Kommissar tippte auf Letzteres. Nach allem, was er im Verlaufe der Ermittlungen über Annette von Lichtenhagen gehört hatte, schien sie, was ihren Arbeitsplatz betraf, ein absoluter Kontrollfreak zu sein. Dennoch hatte sie natürlich in dieser Frage recht. Als Direktorin sollte sie über den erneuten Tod einer Schülerin informiert sein. Der Kommissar wollte möglichst wenig in die Schulinterna hineingezogen werden und suchte nach einem Weg, das Gespräch wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen.
    „Hat man Sie noch nicht angerufen? Da muss es sich um ein Versehen

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