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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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einmal genauer angesehen?“ Bohlan blickte zu Will.
    „Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen. Ich habe mir das für heute Abend vorgenommen. Morgen weiß ich mehr.“
    „Gut“, sagte Bohlan und warf einen Blick auf das vor ihm liegende Papier, auf dem er einige Gedanken aufgeschrieben hatte. Er sah die Stichworte durch und blieb an einem hängen. „Es gibt da noch etwas, was mich beschäftigt“, begann er vorsichtig, da er sich nicht sicher war, wie seine Kollegen reagieren würden. Da Steinbrecher und Will ihn aufmunternd ansahen, fuhr er fort: „Könnte es nicht auch so etwas wie eine
sagenhafte
Spur geben?“ Bohlan suchte nochmals Blickkontakt zu seinen Kollegen. Ihre Gesichter zeigten Unverständnis. Vermutlich hatte er sich unglücklich ausgedrückt, weshalb er einen neuen Anlauf nahm. „Man liest doch immer mal über Täter, die Sagen, Tragödien oder was auch immer als Inspiration für ihre Taten nehmen.“
    „Ah, jetzt weiß ich, was du meinst“, entfuhr es Steininger. „Natürlich. Die Sache mit dem Theaterstück legt das nahe.“
    „Genau“, sagte Bohlan. „Vielleicht gibt es historische Ereignisse, die unseren Täter antreiben.“
    „Oder Orte“, sagte Steinbrecher. Sein Gesicht nahm verschwörerische Züge an. Bohlan musterte seinen Kollegen. „Es gibt da, glaube ich, ein Gedicht des Mundartdichters Stoltze, in dem es um eine Lilie geht.“
    „Ja, genau so etwas.“
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Bohlan griff nach dem Hörer. Es war Dr. Spichal.
    „Der Kommissar persönlich. Das trifft sich gut. Ich wollte euch schnell die Ergebnisse durchgeben. Der schriftliche Bericht müsste auch jeden Moment aus eurem Fax laufen.“
    „Schieß los.“
    „Ähnliche Herangehensweise wie beim letzten Mal. Todesursache sind einige Messerstiche in den Oberkörper. Die Enthauptung erfolgte anschließend. Die Art der Stichwunden spricht dafür, dass wir es mit dem gleichen Tatwerkzeug zu tun haben. Ich habe mich auch kurz mit der Spurensicherung besprochen. Es gibt einige Schleifspuren. Die führen aber aus dem Dickicht hinter dem Fundort. Der Tatort liegt also nicht weit entfernt. Todeszeitpunkt zwischen 20.00 und 22.00 Uhr.“
    „Danke für die schnellen Ergebnisse.“ Bohlan legte den Hörer zurück. Kurze Zeit später sprang das Fax an und druckte den versprochenen Bericht.
    Als Bohlan das Kommissariat verlassen wollte, legte Steinbrecher ihm seinen Arm auf die Schulter.
    „Tom, lass uns heute Abend einen Schoppen trinken.“
    „Warum nicht?“, entgegnete Bohlan. Ein Abend mit Steinbrecher brachte ihn vielleicht auf andere Gedanken. „Halb Zehn? Wo?“
    „Berger Straße 275.“
    „Wie heißt die Kneipe?“
    „Wenn du davor stehst, weißt du, welche ich meine.“
    Michael Pergande parkte seinen Wagen und stieg aus. Langsam und betulich machte er sich auf den Weg. Das Ziel war klar: das Anwesen der Familie von Lichtenhagen. Allerdings wusste Pergande noch nicht genau, was er machen würde, wenn er dort angekommen war. Die vergangenen Monate waren gekennzeichnet von alten Erinnerungen, die sich den Weg in die Gegenwart bahnten. Schon als sich Annette von Lichtenhagen als neue Schulleiterin vorgestellt hatte, löste dies ungute Gefühle aus. Eine innere Stimme pflanzte warnende Worte in sein Gehirn und dies hatte nichts mit der allgemeinen Nörgelei zu tun, die seine Kollegen verbreiteten. Im Gegensatz zu deren Geschimpfe über die Amts- und Menschenführung der neuen Rektorin war seine Angst anderer Natur und vor allem tiefer gelagert. Doch entgegen seiner Befürchtungen war zunächst recht wenig passiert. Gut, Andreas Fischer inszenierte ein Theaterstück über abgeschlagene Köpfe. Zunächst hatte Pergande diese Geschichte nicht sonderlich beeindruckt. Schließlich ging es um eine alte Frankfurter Sage und ein direkter Zusammenhang mit Ereignissen, die einige Jahrzehnte zurücklagen, hatte sich nicht aufgedrängt. Doch dann hatte er nach den Sommerferien einen Kurs für eine überraschend erkrankte Kollegin übernehmen müssen. Schon die erste Stunde hatte sich zu einem Horrortrip entwickelt. Anfangs hatte er das Mädchen in der hintersten Reihe gar nicht bemerkt, doch dann war ihm ihr Gesicht ins Auge gestochen und hätte ihm fast den Boden unter den Füßen weggezogen. Konnte das wirklich sein? Konnte Marie zurückgekehrt sein? Nein, das war nicht möglich. Die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen. Und wenn Marie tatsächlich noch leben würde, dann wäre sie heute genauso alt wie

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