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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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er und hätte nicht das Aussehen einer Siebzehnjährigen. Und wenn es Maries Tochter wäre? Nur mit Mühe hatte er seine Beherrschung behalten und die Unterrichtsstunde so gut es ging zu Ende gebracht. Die nächsten Nächte hatte er schlecht geschlafen. Das Gesicht des Mädchens hatte sich in seinen Gehirnwindungen verfangen, tauchte alle paar Minuten wieder vor seinem inneren Auge auf und überlagerte sich mit Bildern, die er längst vergessen glaubte. Die nächsten Tage verbrachte Pergande damit, Informationen über das Mädchen zu sammeln. Immerhin hatte er ihren Namen schnell aus der Kursliste herausgefunden: Lea Schuster. Mit diesem Wissen hatte er sich in das Sekretariat gemacht und sich ihre Schülerakte geben lassen. Er wusste schnell, wo sie wohnte und wer ihre Eltern waren. Tatsächlich schien Lea nichts mit Marie zu tun zu haben. Die Ähnlichkeit der beiden musste ein schlichter Zufall sein. Trotzdem fühlte er sich seitdem wie in einem Albtraum. Er blickte die Straße entlang und sah den blauen VW Beetle auf der Straße stehen.
    Gegen zehn Uhr am Abend lief Tom Bohlan die Berger Straße entlang. Entgegen aller Erwartungen hatte er in einer Seitenstraße tatsächlich einen Parkplatz gefunden und genoss zufrieden die Abendluft. Schon von Weitem sah er Steinbrechers Harley Davidson am Straßenrand Stehen. Als er sie erreichte, strich er mit der Hand über das blinkende Chrom des Lenkers und ertappte sich bei dem Gedanken, sich auf sie zu schwingen. Einfach den Motor starten, mit einem Höllensound durch die Gassen donnern und dann raus aus der Stadt und auf den verschlungenen Straßen des Taunus den ganzen Mist hier vergessen. Der Fahrtwind würde alle dunklen Gedanken aus dem Hirn blasen. Das Klingeln eines Fahrradfahrers riss Bohlan aus den Gedanken. Verwundert stellte er fest, dass er mitten auf der Fahrbahn stand und machte reflexartig einen Sprung zur Seite. Nachdem er sich wieder gesammelt hatte, fiel sein Blick auf die rötlich braune Steinfassade des gegenüberstehenden Hauses und blieb an der goldfarbenen Schrift des Schildes hängen, das über der Eingangstür prangte:
Weiße Lilie
. Diese verdammte Blume wurde immer mehr zum Schlüssel, der zur Lösung des Falles führte. Bohlan hatte sich nie viel aus Blumen gemacht. Er wusste, dass sie hilfreich sein konnten, wenn man das Herz einer Frau erobern wollte. Trotzdem widerstrebte es ihm, Blumensträuße in einem Laden zu kaufen, wo man viel zu viel Geld für abgeschnittenes Grünzeug auf den Tisch legte, das wenige Tage später den sicheren Weg in den Abfalleimer fand. Wenn schon Blumen, dann mit Wurzel. Das erhöhte die Lebenszeit der Kaufsache erheblich. Im Laufe seines Lebens hatte er immerhin gelernt, die wichtigsten Blumenarten zu erkennen. Er konnte Rosen von Tulpen unterscheiden und Sonnenblumen von Nelken. Steinbrecher hatte schon makabre Einfälle. Bohlan schüttelte den Kopf und drückte die Klinke der dunkelbraunen Eingangstür aus Holz nach unten. Donnerwetter, dachte der Kommissar, als er im Inneren stand. Trotz der späteren Stunde war die Kneipe noch gut gefüllt. Die Plätze auf der Empore waren fast vollständig besetzt und auch im Schankraum gab es kaum einen freien Stuhl. Bohlan erblickte Walter Steinbrecher in der hinteren Ecke, ein Glas Appelwoi vor sich.
    „Willkommen in der
Weissen Lilie,
sagte Steinbrecher, als Bohlan den Tisch erreicht hatte.
    „Ich hoffe, ich muss den Raum nicht kopflos verlassen.“
    Steinbrecher verzog das Gesicht zu einem Grinsen. „Mal schauen“, er betrachtete Bohlans Gesicht. „Dreh bitte mal den Kopf nach links.“ Obwohl Bohlan nicht zum Scherzen zu Mute war, spielte er Steinbrechers Spiel mit.
    „Hm, eigentlich ein schönes Konterfei. Dein Kopf würde sich bestimmt gut in der Sammlung des Kopfjägers machen.“
    „Lass die Scherze“, entgegnete Bohlan mürrisch, während die Bedienung einen Appelwoi vor ihm platzierte.
    „Wusstest du eigentlich, dass die
Weiße Lilie
das erste Lokal in Frankfurt war, in dem es weibliche Bedienungen gab.“
    Bohlan schaute überrascht.
    „Sollte man nicht meinen, aber den Laden gibt es schon seit 1756. Ausschank mit angeschlossener Brauerei. Damals war es üblich, dass die Gäste von Männern bedient wurden. Weibliches Personal war eine besondere Attraktion.“ Steinbrecher nahm einen großen Schluck aus seinem Gerippten.
    „Du glaubst aber nicht wirklich, dass dieser Umstand etwas mit unserem Fall zu tun hat?“
    „Warum nicht?“ Steinbrecher zuckte mit

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