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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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Fischer die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die ihm als normalen Lehrer verwehrt worden war. Die Liebesaffäre mit Natascha schwebte weiterhin wie ein Damoklesschwert über ihm. Sie konnte seine Lehrerkarriere von heute auf morgen beenden.
    „Fischer stammt aus Krofdorf-Gleiberg“, sagte Will. Bohlan blickte sie verständnislos an. „Das ist ein kleiner Ort in der Nähe von Gießen“, schob sie zur Erklärung hinterher. „Er hat dort seine Kindheit und Jugend verbracht und ist dann zum Studium nach Frankfurt gekommen. Die Großstadt schien es ihm angetan zu haben, denn er blieb auch für das Referendariat und nahm danach die Stelle an der Willy-Brandt-Schule an. Seine Frau ist übrigens auch Lehrerin. Grundschule im Gallus. Auch kein leichter Job, wenn du mich fragst. Die beiden sind seit zwanzig Jahren verheiratet. Zwei Kinder: Bernadette und Benjamin, sechzehn und achtzehn Jahre alt. Fischer war früher ein ganz passabler Fußballspieler.“
    Bohlan hörte mit halbem Ohr zu, während er auf seinen Bildschirm starrte und wartete, welche Neuigkeiten sein E-Mail-Account an diesem Nachmittag für ihn bereithielt. Zuerst fiel ihm die neue Nachricht des Kopfjägers gar nicht auf. Zuhören und gleichzeitig E-Mails abfragen, überforderte den Kommissar. Doch dann stockte ihm der Atem.
    „Tom? Hörst du mir überhaupt zu?“
    „Ja, Julia, ich habe dir zugehört. Aber es gibt eine neue Nachricht vom Kopfjäger.“
    „Was?“ Will sprangt auf und lief zu Bohlans Bildschirm. „Lass sehen.“ Gemeinsam starrten sie auf die Nachricht. Diesmal war es nur ein Satz, ohne Dateianhang. „Auch Lehrer haben Söhne.“
    Will und Bohlan blickten sich irritiert an. „Auch Lehrer haben Söhne!“, echote Bohlan. „Was will uns der Meister damit sagen?“
    „Vielleicht kann uns der Sohn eines Lehrers bei der Lösung des Falls weiterhelfen?“
    „Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Die Frage ist nur, welcher Sohn von welchem Lehrer?“ Bohlan fuhr sich mit der Hand über den Kopf. „Natürlich! Benjamin Fischer.“
    „Na klar, aber was soll der mit der ganzen Sache zu tun haben?“ Will blickte Bohlan fragend an.
    „Genau das ist es, was wir herausbekommen müssen. Weißt du, auf welche Schule er geht? Auch auf die Willy-Brandt?“
    „Weiß nicht. Glaube eher nicht. Vielleicht sollten wir es gegen Abend bei den Fischers probieren. Wenn wir Glück haben, sind dann alle versammelt.“
    „Ich hasse es, warten zu müssen“, sagte Bohlan und blickte ungeduldig auf seine Uhr.
    „Wir haben auch so noch genug zu tun. Außerdem: Wer garantiert uns, dass das tatsächlich ein ernstzunehmender Hinweis ist.“
    „Mich erinnert das ganze an eine groß angelegte Schnitzeljagd“, knurrte Bohlan. „Und das passt mir überhaupt nicht.“
    Der Nachmittag kroch quälend langsam dahin. Bohlan versuchte, sich die Ungeduld schön zu reden. Wenn man über dieses und jenes in Ruhe nachdenkt, fallen Gedanken manchmal vom Himmel. Doch davon schienen die Kommissare weit entfernt zu sein. Ihre Blicke irrten im Raum umher. Keinem gelang es, irgendetwas zu fixieren. Währenddessen schossen ihre Gedanken ziellos in alle erdenklichen Richtungen. Bohlans Blick fiel auf das Whiteboard und er sog die Bilder und Gedanken, die er dort notiert hatte, in sich auf. Nur das leise Geräusch, das Julia Will beim Umblättern der Seiten von Leas Tagebuch verursachte, lenkte ihn dann und wann ab. Er wandte den Kopf und betrachtete Will, die angestrengt und mit zusammengezogener Stirn in den Erinnerungen des toten Mädchens stöberte. Irgendwann wurde die Tür aufgerissen und Steininger stürmte hinein.
    „Schlechte Nachrichten“, verkündete er.
    Bohlan, Will und Steinbrecher starrten ihn an.
    „Die Techniker kommen keinen Schritt weiter. Mit der E-Mail, meine ich.“
    „Es muss sich doch herausfinden lassen, von wo der Kopfjäger seine Nachrichten verschickt?“, wandte Bohlan ein. „Die Welt rückt immer enger zusammen, das kann doch nicht so ein Problem sein.“
    „Ist es aber scheinbar doch. Bislang konnte der Absender niemanden zugeordnet werden. Der Server steht irgendwo in der Weite Amerikas.“
    „Der Betreiber des Mail-Accounts muss doch die Identität seiner Nutzer kennen.“
    „Muss er nicht. Du kannst dich anonym überall mit Fantasienamen anmelden.“
    „Und ich dachte, die CIA liest heimlich alles mit.“
    „NSA“, sagte Steininger. Bohlan blickte irritiert. „National Security Agency. Die sind für so etwas zuständig, nicht die

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