Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman
Tatsache, dass Benjamin Fischer mit Natascha Weller befreundet war, und das unmittelbar bevor die Affäre zwischen ihr und Andreas Fischer begann.“
Bohlan zog die Stirn in Falten. „Ja, das ist in der Tat eine Sache, die uns zu denken geben sollte. Aber offenbar scheint Benjamin insoweit ziemlich ahnungslos zu sein.“
„Das sagt er zumindest. Aber können wir uns wirklich sicher sein? Vielleicht hat er es doch herausbekommen?“
„Aber selbst wenn dem so wäre. Benjamin hat uns ein Alibi vorgelegt. Das scheint mir erst einmal plausibel zu sein. Trotzdem werde ich es überprüfen lassen. Sollten sich irgendwelche Ansatzpunkte dafür ergeben, dass es nicht hieb- und stichfest ist, werden wir ihn uns nochmal vorknöpfen.“
Will nickte. „Vielleicht ist er auch nur ein weiteres Glied in der Kette, die zum Täter führt?“
„Wie meinst du das?“ Bohlan blickte seine Kollegin an.
„Was, wenn Benjamin etwas über die Affäre herausgefunden hat und diese Informationen einem Dritten weitergegeben hat? Wenn er es zum Beispiel Lea Schuster erzählt hat?“
Bohlan zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht.“
„Lea könnte sich mit Andreas Fischer verabredet haben, um ihn zu erpressen. Fischer gerät in Panik und bringt Lea um.“
„Das hatten wir doch schon. Der Mord an Lea wirkt mir zu geplant, nicht wie das Ergebnis einer Kurzschlussreaktion.“
„Gut. Aber wenn sie sich verabredet hatten, dann ahnte Fischer, was auf ihn zukommen könnte. Insoweit hätte er durchaus planen können.“
„Nehmen wir einmal an, es wäre so gewesen. Warum sollte dann auch Natascha sterben?“
Will blickte suchend in den sich langsam verdunkelnden Himmel, als erwarte sie von dort eine Eingebung.
„Was weiß denn ich!“ Vielleicht hat Lea ihr etwas gesagt. Vielleicht wurde sie durch Zufall Zeugin des ersten Mordes.“
„Das sind mir zu viele Vielleichts“.
Die beiden schwiegen einige Minuten.
„Du sagtest vorhin, dass dir noch eine zweite Sache durch den Kopf gegangen ist“, brach es plötzlich aus Bohlan heraus.
„Ach ja, richtig. Katharina Fischer hat uns von diesem geheimnisvollen Liebhaber erzählt. Sie sprach von einem erfolgreichen Unternehmensberater und Coach aus Kronberg. Ich habe mal ein wenig im Internet gegoogelt und zu diesen Angaben spuckt mir die Suchmaschine nur einen wirklich relevanten Namen aus: Dr. Klaus von Lichtenhagen.“
Bohlan schaute irritiert auf. „Von Lichtenhagen?“
„Ja, du hast richtig gehört: der Mann von Annette von Lichtenhagen.“
„Das gibt’s doch nicht.“ Bohlan war völlig von den Socken.
„Die Welt steckt voller Abgründe“, bemerkte Will und trank ihre Flasche aus. „Natürlich kann das nur ein dummer Zufall sein und es gibt keinerlei Ansatzpunkte dafür, dass dieser Umstand auch nur annähernd etwas mit den Morden zu tun hat, aber interessant ist es trotzdem.“
Bohlan nickte. In der Tat war es ein merkwürdiges Zusammentreffen von Zufällen.“
„Noch ein Bier?“, fragte er.
„Gerne.“
Tom Bohlan konnte nicht schlafen. Wieder einmal nicht – wie es in letzter Zeit immer öfter vorkam. Ein Umstand, den er früher nicht gekannt hatte. Er war von Kindesbeinen an ein guter Schläfer gewesen und hatte meist nie viel Mühe mit dem Einschlafen gehabt, wenn man einmal von der einen oder anderen Lebenskrise absah. Früher war er dann um die Häuser gezogen und hatte in einer Kneipe mehrere Gläser Bier in sich hineingekippt und spätestens dann hatte es auch mit dem Einschlafen geklappt. Doch diese Zeiten lagen weit zurück. Die Schlaflosigkeit konnte viele Ursachen haben. Bohlan hatte bislang drei ausgemacht: die Unzufriedenheit mit seiner Beziehung zu Barbara, die vielen offenen Fragen im neuen Fall und, als letzter Erklärungsversuch, senile Bettflucht. Wobei er Letzteres auszuschließen hoffte. Jedenfalls fuhren die Gedanken in seinem Kopf Karussell, kamen vom Hundertsten ins Tausendste, als hätten sie sich in einer Endlosschleife verfangen. Irgendwann schaltete er das Licht an und begann, etwas zu lesen: nur um nach zwei Seiten festzustellen, dass er dazu zu müde war. Dann fiel ihm ein, dass Barbara sich immer noch nicht gemeldet hatte. Das war ein schlechtes Zeichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er es endgültig vermasselt hatte, war deutlich gestiegen. Noch immer konnte er sich dafür ohrfeigen, das Date am gestrigen Abend vergessen zu haben. So etwas hätte nicht passieren dürfen. Er griff zu seinem Telefon und wählte ihre Nummer. Natürlich
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