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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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Fischer plötzlich. „Mir fällt da durchaus ein Umstand ein, der eine Brücke zur Vergangenheit sein könnte.“
    Bohlan rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Er ahnte, dass er ein weiteres Puzzle-Teil erlangen konnte.
    „Mein Mann und die neue Schulleiterin, Annette von Lichtenhagen, kennen sich aus der Kindheit.“
    Bohlan blickte Katharina Fischer ungläubig an.
    „Wie soll ich das verstehen?“
    „Sie stammen beide aus Krofdorf-Gleiberg, waren jahrelang in der gleichen Klasse. Warten Sie, ich kann Ihnen ein altes Fotoalbum geben.“
    Vorsichtig schloss der Kopfjäger die Tür und drehte den Schlüssel zweimal im Schloss herum. Sein Herz schlug schneller als gewöhnlich, es hämmerte schier vor Aufregung. Es war jedes Mal ein kleines Versteckspiel, in diese Räume zu gelangen, ohne dabei gesehen zu werden. Doch nun konnte er erleichtert aufatmen. Er hatte es geschafft. Eigentlich wollte er die vor ihm liegende Arbeit bereits am Vormittag erledigen, doch jetzt, wo sich der Tag dem Abend näherte, war es hier deutlich ruhiger. Zum Glück hatte er den Kopf schon am Vormittag hier deponieren können und nun lag er auf dem Tisch, eingepackt in eine Plastiktüte, und hatte längst begonnen, üble Gerüche abzusondern. Er zog sich einen Kittel über und streifte sich Plastikhandschuhe über die Hände. Dann packte er ein großes Glasgefäß aus und stellte es auf den Tisch. Vorsichtig griff er mit den Händen in die Plastiktüte und holte den Kopf heraus, um ihn in das Behältnis zu bugsieren. Nachdem er ihn auf dem Boden des Glases abgestellt hatte, hielt er einen Moment inne, setzte sich auf den Stuhl und blickte auf Fischers Kopf.
    „Es ist schon ein Trauerspiel, dass es soweit kommen musste, aber du bist selbst schuld daran. Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Hättest du dich nicht einfach aus allem heraushalten können?“
    Die Antwort war Schweigen. Resigniert stand er wieder auf und bereitete das weitere Prozedere vor.
    „Ich habe mir die ganze Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen“, sagte Julia Will und klopfte mit dem Kugelschreiber auf die Tischplatte. Sie saß zusammen mit Bohlan und den Stones im Kommissariat. „Wenn wir davon ausgehen, dass der Kopfjäger nach dem Vorbild von Dr. Faust vorgeht, dann stellt sich die Frage nach dem Motiv?“
    Bohlan zuckte mit den Schultern.
    „Ich habe mir die Sage von Doktor Faust noch einmal durchgelesen und mich gefragt, was die Moral der ganzen Geschichte ist? Doktor Faust scheint fasziniert von den Zauberkünsten der Magier, die in dem Lokal auftreten. Er beobachtet ihr Tun, analysiert die Lage und erfasst schnell den Trick, den sie anwenden. Er hätte es dabei belassen können, aber er gibt sich mit dem Wissen, den Trick durchschaut zu haben, nicht zufrieden. Er will den Magiern, die drauf und dran sind, die gleiche Anerkennung des Publikums zu erreichen wie er selbst, eine Lektion erteilen. Letztlich will er der Welt zeigen, dass es keinen größeren Magier gibt als ihn selbst. Deshalb kehrt er den Trick der Magier gegen sie selbst um.“ Will machte eine Pause. Steinbrecher und Steiniger blickten sie anerkennend an.
    „Aber Doktor Faust hat ein Problem“, wandte Bohlan ein. „Er kann den Ruhm für sein Tun nicht bekommen, denn dann würde man ihn als Mörder verhaften und an den Pranger stellen.“
    „Genau das ist der Punkt, Tom. Unser Kopfjäger steht genau vor dem gleichen Problem. Er will zeigen, dass er der Herr im Hause ist. Aber er kann sich nicht zu erkennen geben, weil er dann nicht als Meister, sondern als Mörder dastünde. Und trotzdem drängt etwas in ihm dazu, dass er gefasst wird. Ohne Verhaftung kann er auch keine Anerkennung erfahren.“
    „Dann stellt sich nur die Frage: Wer will hier zeigen, dass er der Größte ist?“, fragte Steininger.
    „Oder anders gefragt: Was in diesem Beziehungsgeflecht kann dazu geführt haben, dass jemand einen Rachefeldzug führt?“ Will schaute zu Bohlan. Der Kommissar blickte auf die Fotos, die sie an das Whiteboard gepinnt hatten.
    „Annette von Lichtenhagen“, platzte es aus Bohlan heraus. Der Kommissar wusste selbst nicht genau, warum ihm dieser Name als Erster über die Lippen kam. Vielleicht hing es damit zusammen, dass er innerlich immer noch über die Gespräche sinnierte, die sie mit ihr geführt hatten. Wahrscheinlich hing es aber auch mit dem neuen Hinweis zusammen, den sie erhalten hatten und der eine Verbindung zwischen von Lichtenhagen und Fischer aufzeigte. „Sie

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