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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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herum.
    „Keine Sorge, ich bin’s nur.“ Sie blickte in Bohlans Gesicht. „Mein Gott, hast du mich erschreckt.“
    „Das wollte ich nicht. Was macht Annette von Lichtenhagen?“
    „Nichts. Sie sitzt einfach nur da. Still und regungslos. Man könnte fast meinen, es sei kein Leben in ihr.“
    „Wir gehen gleich rein, aber ich habe erst noch ein Date mit dem Chef und dem Drachen.“
    „Was? Jetzt?“ Will blickte Bohlan ungehalten an.
    „Ja, was soll ich machen? Willst du mit raufkommen?“
    „Nein, lass mal. Ich warte hier.“
    „Wie du meinst“, murmelte Bohlan. Er war sich selbst nicht sicher, was ihm lieber gewesen wäre, konnte aber Julias Entscheidung gut verstehen. Er würde selbst auch lieber hier sitzen und nachdenken. Vielleicht würde sich dann der Nebel vor seinen Augen endgültig lichten. Die kriminelle Denkweise, die sich auf der ganzen Welt ausbreitete, kotzte ihn mit jedem Tag mehr an. Leute, die früher noch anständig waren, wurden zunehmend kriminell. Kriminell wurde fast zu einem Normalzustand. Tricksen, Betrügen und Morden war fast schon so normal wie Atmen.
    „Hallo, Herr Bohlan“, Felicitas Maurers Stimme war überschwänglich. „Gratulation zu dem tollen Erfolg.“
    Bohlan ließ sich auf den letzten freien Stuhl fallen. Gerding räusperte sich. „Also, Tom, auch von mir natürlich nur Lob. Ich weiß, dass du noch einiges zu erledigen hast. Aber wir sollten uns kurz auf das weitere Prozedere verständigen. Frau Maurer möchte, so schnell es geht die Öffentlichkeit beruhigen.“
    „Sollten wir nicht zunächst einmal unsere Arbeit machen?“, knurrte Bohlan, der sein Missfallen deutlich zur Schau trug.
    „Dagegen sagt ja keiner etwas.“ Maurers Stimme klang ungewohnt sanft.
    „Also, was soll dann die Eile?“
    „Wir müssen den Presseleuten ja keine Details präsentieren. Nur die wesentlichen Fakten. Dann sind sie beruhigt und wir haben ein wenig Zeit.“
    „Seit wann geben sich die Pressefuzzis mit ein paar Happen ab? Wenn Sie denen was hinwerfen, wollen sie doch die ganze Story.“
    „Und wenn schon. Wir haben doch die Täterin oder etwa nicht?“
    „Wir haben mehrere Personen verhaftet, aber ob der Fall gelöst ist, steht noch nicht fest.“
    „Jetzt stellen Sie mal Ihr Licht nicht so unter den Scheffel. Unten sitzt Annette von Lichtenhagen. Nehmen Sie sie richtig in die Mangel, dann bekommen wir ein Geständnis und fertig.“
    „Also gut“, sagte Bohlan. „Wir vernehmen jetzt Annette von Lichtenhagen und danach entscheiden wir, wie es weitergeht.“
    Professor Claussen, der die ganze Zeit wortlos neben Maurer gesessen hatte, räusperte sich kurz. „Ich kann Kommissar Bohlan nur zustimmen. Wir sollten wirklich nichts überstürzen“, sagte er mit rauer Stimme. „Gar keine Info ist besser als eine schlechte.“
    „Auf geht’s, Julia. Bringen wir es hinter uns.“ Bohlan stürmte an Will vorbei, die immer noch vor der Glasscheibe saß. Bevor er die Tür zum Vernehmungszimmer öffnete, drehte er sich noch einmal zu Gerding, Maurer und Professor Claussen um, die mit ihm nach unten gekommen waren. Gerding sah ihn aufmunternd an. Immerhin hatte Bohlan es geschafft, die drei davon zu überzeugen, erst einmal die Vernehmungen hinter sich zu bringen, bevor sie vor die Presse traten. Er wusste nicht genau, ob es seine schroffe und keinen Widerspruch zulassende Ansprache gewesen war oder das Argument, dass man sich in dieser Situation keinen weiteren Lapsus leisten sollte. In jedem Fall war Maurer schneller eingeknickt als erwartet.
    „Guten Morgen“, sagte Bohlan, als sie den Raum betraten. Der Anflug einer Reaktion huschte über von Lichtenhagens Gesicht.
    „Wir werden das Gespräch mit Ihnen aufzeichnen.“
    Die beiden Kommissare nahmen Platz. Bohlan fixierte von Lichtenhagen jede Sekunde. Er wollte keine Reaktion verpassen, wollte alles in sich aufsaugen. Will steuerte über einen Computer die Aufnahmeeinstellungen.
    „Vernehmung Annette von Lichtenhagen“, sprach Bohlan ins Mikrofon und war selbst davon überrascht, wie dünn seine Stimme an diesem Morgen klang. Er sah die Rektorin an und überlegte, wie er am besten beginnen sollte. Die ganze Nacht hatte er darüber gegrübelt, hatte hin und her überlegt. Doch jetzt fühlte er sich so, als hätte er sich überhaupt keine Gedanken gemacht. Mehr aus Verlegenheit als aus Überzeugung entschied er sich für die klassische Eröffnung. „Sie haben natürlich die Möglichkeit, einen Anwalt zu konsultieren. Darüber

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