Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
Vom Netzwerk:
und eigentlich auch keine Lust, auf ein langes Gespräch. Andererseits konnte es nicht schaden, die angebotene Friedenspfeife zu rauchen.
    „Wir haben die restlichen Köpfe gefunden“, sagte Bohlan, während er zwei Weingläser füllte.
    „Ich weiß. Frau Maurer hat mich bereits informiert.“ Claussen hielt das Weinglas in den Händen und betrachtete es liebevoll. „Ist ein guter Tropfen, glaub ich jedenfalls. Ich bin froh, dass wir das Kriegsbeil begraben.“
    „Vielleicht habe ich überreagiert. Wissen Sie, wir sind ein eingespieltes Team. Bislang hat uns die Staatsanwaltschaft freie Bahn gelassen. Maurer spielt sich auf wie eine Diva und bringt alles durcheinander.“
    „So ist sie. Ich könnte Ihnen ein paar Sachen aus Hamburg erzählen. Aber das machen wir vielleicht ein andermal. Ich habe mir noch ein paar Gedanken zu unseren Kopfjägern gemacht.“
    Bohlan blickte Claussen interessiert an.
    „Ich halte meine Zwei-Täter-Theorie aufrecht. Einer von ihnen ist wahrscheinlich Michael Pergande. Er hat Marie Kilb getötet. Das Motiv war wahrscheinlich unerwiderte Liebe. Nach der Tat hat er ihren Kopf aufgehoben und konserviert. So konnte sie für immer bei ihm sein.“ Claussen trank einen Schluck Wein. „Die heutigen Taten aber hat ein anderer begangen. Jemand, der an die Tat damals erinnern wollte.“ Claussens Zeigefinger flog durch die Luft, als wolle er Bohlan den Weg weisen.
    Felicitas Maurers Blick glitt über Steininger, der nackt neben ihr lag und schlief. Selten hatte sie so guten Sex genossen wie mit dem jungen Kommissar. Trotzdem war sie sich nicht sicher, wie es weitergehen sollte. Bislang hatten sie es geschafft, diese Beziehung geheim zu halten, und sie hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern. Trotzdem fühlte sie sich wie bei einem Tanz auf dem Vulkan. Es würde Gerede geben. Sie hatte die Gabe, in unangenehme Situationen hineinzugeraten. In Hamburg hatte sie sich mit dem leitenden Oberstaatsanwalt eingelassen, der zudem noch verheiratet war. Fast ein Jahr hatte sie sich regelmäßig an geheimen Orten mit ihm getroffen, bis sie von einem Kollegen erwischt worden waren. Natürlich hatte er nichts Besseres zu tun, als die Sache rücksichtslos für seine eigenen Interessen auszunutzen. Er begann, den Oberstaatsanwalt zu erpressen, und als dieser sich stur stellte, erzählte er alles seiner Frau. Maurer sah keinen Ausweg mehr und ließ sich versetzen. Zu dumm, dass sie erneut die Kontrolle über sich verloren hatte. Sie war mit dem festen Vorsatz nach Frankfurt gekommen, Liebesleben und Arbeit komplett getrennt zu halten. Aber Steininger hatte eine so starke erotische Ausstrahlung auf sie ausgeübt, dass sie sich nicht beherrschen konnte. Irgendwann in den nächsten Tagen würde sie eine Entscheidung treffen müssen. Momentan jedoch genoss sie die Zeit, die sie mit Jan verbringen konnte, auch wenn sie mehr von Erotik und weniger von Liebe geprägt war. Sie löschte das Licht und schmiegte sich an Steininger. Kurze Zeit später schlief sie ein.
    Von der Uferpromenade hallten die Stimmen der Trinker hinüber, die den alten Ladekran seit etlichen Monaten zu ihrem Treffpunkt erklärt hatten. Claussen war vor wenigen Minuten gegangen und Bohlan war von den Ereignissen des Tages viel zu aufgewühlt, als dass er sich schlafen legen konnte.
    „Hey, Bulle, hast du noch en paar Flaschen für uns?“
    Bohlan stand wortlos auf und ging in sein Wohnzimmer.
    „Ja, ja, die Polizei – dein Freund und Helfer. Von wegen. Bullensau“, dröhnte es von oben. Doch Bohlan konnte nichts mehr hören. Er hatte die Tür bereits zugeknallt. Bohlan war hundemüde, legte sich in sein Bett, aber einschlafen konnte er nicht, zu aufwühlend waren die Ereignisse gewesen. Er versuchte es mit Lesen, doch die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Er war nicht in der Lage, den Sinn der Wörter zu erfassen. Schließlich löschte er das Licht, drehte sich zur Seite, doch die Bilder des Tages verhinderten das Einschlafen. Gegen drei Uhr stand er auf, ging wieder ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Er zappte mehrmals die Kanäle rauf und runter, bis er bei einer Dokumentation über New York hängenblieb. Wenn er sich recht entsann, hatte er all das schon mal gesehen. Aber egal. Tatsächlich fielen ihm nach zwanzig Minuten die Augen zu.

Sonntag
    Als Tom Bohlan erwachte, war es sieben Uhr. Die Sonne knallte auf sein Gesicht und der Fernseher lief immer noch. Seine Hand tastete nach der Fernbedienung, die er nach

Weitere Kostenlose Bücher