Mord am Vesuv
warum: Manchmal roch sie nach Jocastas Parfüm und manchmal nach kräftigem, männlichem Moschus - der numidischen Variante, um genau zu sein.«
»Du wirst vulgär, mein Liebster«, wies Julia mich zurecht.
»Und Gorgo wurde wankelmütig«, fuhr Jocasta fort. »Sie schien zusehends Gefallen an Gelon zu finden, der ihr ja altersmäßig auch näher stand.«
Ich warf einen verstohlenen Blick auf Gelon. Er sah wie versteinert aus. Zwar hatte er gute Aussichten, seiner Enthauptung zu entgehen, doch was er hier hören musste, schmerzte ihn vermutlich doppelt.
»Wenn ich dich richtig verstehe«, sagte Hermes zu Jocasta, »hast du es also mit dem Vater, dem Sohn, der Frau, die von beiden geliebt wurde, und mit deren Sklavenmädchen getrieben?«
»Und Quadrilla nicht zu vergessen«, ergänzte ich die Aufzählung, »aber zu der kommen wir gleich noch. Du hast gesagt, die Kette sei ein unheilvolles Spielzeug. Was meintest du damit?«
»Ich glaube, diese Frage kann ich beantworten«, schaltete sich Julia ein. »Er war auf der Suche nach einer jüngeren Frau, stimmt's? Und zudem nach etwas Besserem als einer griechischen Hetäre.«
Jocasta lächelte freudlos. »Bete zu den Göttern, dass du es nie am eigenen Leibe erfahren musst! Ja, er wollte Gorgo zu seiner Frau machen. Aber anders als Gelon hätte er Diocles zur Einwilligung zwingen können, und notfalls hätte er ihn einfach umgebracht. Unter der glatten Oberfläche, die ich ihm verpasst habe, war er ein Wilder. Und als Partner war er auch nicht mehr auf Diocles angewiesen. Genau wie der Priester hat er allen wichtigen Männern der Stadt Geld geliehen, und solange die gebotene Diskretion gewährleistet war, wäre jeder liebend gern sein Partner geworden.«
»Also hast du Gorgo kurzerhand aus dem Weg geräumt«, stellte ich fest. »Hat Charmian dir dabei geholfen?«
»Nein. Charmian hatte am Rande des Olivenhains gewartet und war eingeschlafen. Auch Gorgo habe ich erst umgebracht, nachdem sie in meinen Armen eingeschlafen war. Mit einem Halstuch kann man das so behutsam erledigen, dass das Opfer nicht einmal aufwacht, bevor es stirbt. Manchmal heuern Ehefrauen eine Hetäre an, um sich ihrer Männer auf diese Weise zu entledigen. Es sieht dann so aus, als wären sie an ihrer maßlosen Völlerei erstickt.«
»Aber der Schrei …«, wandte Julia ein, hielt kurz inne und sagte dann: »Ach so, das war Charmian, stimmt's?«
»Ja, nachdem ich sie geweckt und ihr erzählt hatte, dass ihre Herrin tot sei. Sie war zunächst ganz außer sich und hat verzweifelt versucht, Gorgo wieder ins Leben zurückzuholen.
Doch dann hat sie sich ziemlich schnell beruhigt.«
»Gut, das war der erste Mord«, stellte ich fest, »und jetzt erzähl mir, wie du deinen Ehemann umgebracht hast.«
Sie überlegte eine Weile, und wir hüteten uns, sie zu drängen.
Schließlich wird einem nicht alle Tage so ein Geständnis präsentiert.
»Das habe ich von langer Hand vorbereitet«, sagte sie schließlich. »Geschäftlich war Gaeto in vielerlei Hinsicht auf mich angewiesen. So habe ich für ihn sämtliche Korrespondenz in Griechisch und Latein verfasst. Er hat zwar beide Sprachen ganz passabel gesprochen, doch lesen und schreiben konnte er sie nicht. Er hat mir auch sein Testament diktiert, in dem er den Großteil seines Besitzes für Gelon bestimmt, aber auch für mich ein paar Vorkehrungen getroffen hatte, von denen er meinte, sie würden mich zufrieden stellen. Ich habe es beim Schreiben ein bisschen zu meinen Gunsten verändert, doch als ich dann mitbekommen habe, dass er vorhatte, ein neues Testament aufzusetzen, war es höchste Zeit für mich zu handeln.
Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als schnell und entschieden zu handeln. Dies war so eine Situation, in der man nicht zögern darf. Ich wusste, dass er nicht lange brauchen würde, um herauszufinden, wer Gorgo umgebracht hatte. Er war ja keineswegs dumm. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Diocles sich so schnell Charmian vorknöpfen würde. Wie sich herausstellte, hatte er sie schon lange in Verdacht, ihn auszuspionieren. Natürlich ist sie zu mir geflohen. Sie war nach der Auspeitschung in einem furchtbaren Zustand, aber sie hat darauf bestanden, mich zu begleiten, als ich aufbrach, um meinen Ehemann zu beseitigen. Ich habe versucht, es ihr auszureden, schließlich war sie wirklich übel zugerichtet, aber ihr habt ja selber gesehen, dass sie wie aus Eisen war. Außerdem gab es bei meinem Plan noch ein kleines
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