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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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freigebig war und gerne Gäste bewirtete, er wässerte auch die Bäume seiner Olivenplantage mit Wein, denn er war überzeugt, dass diese Spezialbehandlung ihm eine üppigere Ernte und besseres Öl bescherte.
    Doch all dieser unglaubliche Luxus verblasste, als wir die Bäder zu sehen bekamen. Nicht einmal die vornehmsten öffentlichen Thermen Roms waren derart prachtvoll und geräumig. In den größeren Becken hätte man ohne weiteres eine Triere zu Wasser lassen können. Das Wasser in den warmen Bädern stammte aus Baiaes berühmten heißen Quellen und wurde über viele Meilen hinweg durch unterirdische Aquadukte geleitet, bei deren Errichtung keine Kosten gescheut worden waren. Nicht nur das heiße Quellwasser war sehr gesundheitsfördernd, auch die Luft war hervorragend und wurde nicht, wie sonst in unseren Bädern üblich, von einer Wolke aus Holzfeuerqualm verunreinigt. Beim Bau dieser Bäder hatte man ausschließlich Marmor verwendet, abgesehen von den Juwelen und Korallen natürlich, mit denen die Böden der verschiedenen Becken verziert waren. Sämtliche Becken waren von jenen kunstvollen Statuen gesäumt, die Hortalus so emsig und unermüdlich gesammelt hatte.
    Ich will nicht behaupten, dass Hortalus' Anwesen das prachtvollste war, das ich je gesehen hatte. Schließlich hatte ich in Alexandria ein paar Monate im Palast des Ptolemaios gelebt.
    Aber für ein privates Haus war es ohne jeden Zweifel äußerst komfortabel. Lucullus und Philippus und ein paar andere reiche Römer besaßen zwar noch pompösere Güter, aber dafür verfügte Quintus Hortensius Hor-talus gleich über mehrere Anwesen im Stil der Villa Hortensia. Und das, obwohl er freiwillig und aus eigenen Stücken auf das Amt eines Proprae-tors oder Prokonsuls verzichtet und somit nie über eine Provinz verfügt hatte, die er hätte ausbeuten können. Das zeigt nur einmal mehr, welch glanzvolle Karriere die Rechtswissenschaft zu bieten hat.
    »Ich weiß schon jetzt, wie gut es mir hier gefallen wird!«, rief Julia, als wir unseren Rundgang beendet hatten.
    Bei mir hingegen machten sich Zweifel breit; vielleicht sollte ich mir das alles doch noch einmal überlegen. »Vergiss nicht, meine Liebe, was du hier siehst, sind die Früchte eines Lebens, das geprägt war von Verschwörung, politischer Korruption, Bestechung - ich könnte die Aufzählung ewig fortsetzen.
    Irgendwie habe ich das ungute Gefühl, dass die Unterhaltung dieses Anwesens ohne das exorbitante Einkommen eines Hortensius Hortalus kaum zu bewältigen ist.«
    »Unsinn. Bleib einfach auf Caesars Seite, und wir werden nie Geldprobleme haben.« Dies sagte sie, wie das meiste, mit großer Entschiedenheit.
    Später am Abend redete ich noch einmal mit Hermes über meine Befürchtungen.
    »Verkauf einfach ein paar von den Statuen«, riet er mir. »Mit dem Geld, das du für ein oder zwei von diesen Kunstwerken einstreichst, kannst du das Anwesen mehrere Jahre unterhalten.«
    »Keine schlechte Idee«, gab ich zu. »Obwohl ich mich nur schwer von ihnen trennen könnte. Originale von Praxiteles! Das muss man sich mal vorstellen!«
    »Dann verkaufst du eben einen Teil von dem Wein. Nicht einmal du wirst es schaffen, dich durch diesen Keller zu saufen.
    Selbst wenn du hundert Jahre alt wirst!«
    »Den Wein verkaufen? Niemals!«, stöhnte ich. »Das wäre ja noch schlimmer!«

II
    Meine ersten Gerichtstage hielt ich in Cumae ab, einer Stadt, die ich noch nie zuvor besucht hatte. Cumae gilt als die älteste griechische Kolonie Italias und wurde vermutlich vor etwa tausend Jahren gegründet. Früher war Cumae einmal die Hauptstadt Kampaniens, aber das ist lange her. Wie alle Welt weiß, ist die Stadt die Heimat der Sibylle von Cumae, der ihre prophetische Gabe weitervererbenden Wahrsagerin Apollos, die nach der Sibylle von Delphi am häufigsten konsultiert wird. In Cumae wimmelt es immerfort von Menschen aus aller Welt, die bei der Sibylle Rat suchen, sodass es auch für mich als dem für die Belange der Ausländer zuständigen Praetor dort alle Hände voll zu tun gab.
    Neben den nur vorübergehend anwesenden Ausländern, den ansässigen Griechen, den Römern und den Kampaniern lebte vor allem eine größere Bevölkerungsgruppe in Cumae: die Samniten. Sie sprachen Oskisch und waren inzwischen seit etlichen Jahren verlässliche Verbündete Roms. Allerdings waren sie seit Menschengedenken unsere unnachgiebigen Feinde gewesen, ständig darauf aus, die Kontrolle über Mittel- und Süditalia zu erlangen. Als

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