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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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mein Büro schlendere, so desinteressiert wie eine Ratte, die hinter einem Müllcontainer hervortrippelt.
    »Ja«, sagt Detective Canavan ins Telefon. »Was die City davon halten wird, weiß ich. Die sperren liebend gern eine Straße ab, wenn jemand eine ›Law&Order‹-Folge drauf drehen will. Aber wenn das richtige New York
City Police Department in einem tatsächlichen Mordfall ermittelt …«
    Die Tür zu Dr. Veatchs Büro schwingt auf, und ein CSI-Typ kommt heraus und kaut an einem Taco. Wie ich sehe, ist er in der Cafeteria gewesen, bevor er die Blutspritzer fotografiert hat.
    »Hi, Heather«, grüßt er und zwinkert mir zu.
    »Hi. Hat die Cafeteria schon geöffnet?«
    »Klar. Heute gibt’s als Spezialität Rindfleisch-Tacos. Ach ja, und Truthahnpastete.«
    »Mmmm«, stöhne ich sehnsüchtig. Seit den Waffeln ist eine Ewigkeit verstrichen.
    »Ja, ich weiß«, seufzt der Typ von der Gerichtsmedizin. »Oh, ich liebe es, wenn wir in die Todeshalle gerufen werden.«
    »Das ist die Todesresidenz«, verbessere ich ihn.
    »Lassen Sie nicht schon wieder Chilisauce auf meinen Tatort tropfen, Higgins«, murrt Detective Canavan und knallt mein Telefon auf die Gabel.
    Higgins verdreht die Augen und verschwindet wieder in Owens Büro.
    »Also«, beginnt Detective Canavan, während ich in den blauen Vinylsessel vor meinem Schreibtisch sinke, der normalerweise für Magersüchtige, Basketballspieler und andere Problembewohner der Fischer Hall reserviert ist. »Was zum Teufel geht hier vor, Wells? Wieso stirbt jedes Mal, wenn ich Ihnen den Rücken kehre, irgendwer an Ihrem Arbeitsplatz?«
    »Woher sollte ich das wissen?«, kontere ich ebenso missmutig wie er. »Hier arbeite ich nur.«
    »Sicher«, knurrt er. »Erzählen Sie mir alles. Wenigstens wurde diesmal jemand von der Straße aus ermordet,
nicht hier drin – eine erfrischende Abwechslung. Wo waren Sie heute Morgen um acht herum?«
    Meine Kinnlade klappt runter. »Verdächtigen Sie mich? Machen Sie Witze?«
    »Sind Sie taub?« Seine Miene ändert sich nicht. »Wo waren Sie?«
    »Nach allem, was wir gemeinsam ertragen mussten, kennen Sie mich!«, fauche ich. »Sie wissen, ich würde niemals …«
    »Ich habe die Geschichte vom Papier gehört.«
    »Vom Papier?« Um es milde auszudrücken – ich bin verwirrt. »Ach, kommen Sie schon! Glauben Sie, ich würde jemanden wegen ein bisschen Papier erschießen?«
    »Nein, aber ich muss danach fragen.«
    »Wer hat’s Ihnen erzählt?«, schreie ich wütend. »Sarah, nicht wahr? Die bringe ich um …« Sofort bereue ich meine Wortwahl, schlucke und starre nervös auf die Gitterwand, die mein Büro vom Tatort trennt. Dahinter ertönen subtile Geräusche, gemurmelte Zahlen diverser Messungen und das regelmäßige Knacken knuspriger Tacos.
    »Ersparen Sie mir diese Dramatik, Wells.« Der Detective, stets phlegmatisch, schaut ziemlich gelangweilt drein. »Wo Sie heute Morgen um acht waren, wissen wir alle. Das ist nur eine Formalität. Also beweisen Sie bitte Ihren Teamgeist, den wir alle kennen, und sagen Sie …« Nun fährt er im Falsett fort. Wie ich gekränkt registriere, will er mich nachmachen. »Ich war im Bett, Detective Canavan, gleich um die Ecke, und schaltete gerade den Wecker aus …« Einen Kugelschreiber gezückt, beugt er sich über ein Formular, offenbar gewillt, genau das zu notieren.

    Ich spüre, wie ich erröte. Nicht, weil meine Stimme so klingt – nein, das glaube ich nicht, sondern weil ich an diesem Morgen nicht im Bett gewesen bin. »Eh – nun – da war ich nicht. Um acht war ich – eh – joggen.«
    »Was?« Der Detective lässt den Kugelschreiber fallen.
    »Ja.« Wie viele Mitglieder des NYPD werden gerade im Washington Square Park nach Spuren suchen, die auf Dr. Veatchs Mörder hinweisen könnten? Soll ich sie bitten, nach meinem Uterus Ausschau zu halten? Falls er irgendwo herumliegt …
    »Sie waren joggen«, sagt Detective Canavan ungläubig.
    »Nicht, um abzunehmen, ich will nur Muskeln aufbauen«, erkläre ich lahm.
    Nun erweckt er den Eindruck, er würde diese Behauptung nicht einmal mit der Feuerzange anfassen. Immerhin hat er Töchter. »Vor der Arbeit müssen Sie in diese Richtung gegangen sein, um etwas anderes anzuziehen. Haben Sie was gesehen? Irgendwas, irgendwen – was Ungewöhnliches?«
    »Eh …« Ich schlucke wieder. »Uh – ich habe mich nicht daheim umgezogen, sondern – bei einem Freund.«
    Sein Blick droht, mich zu durchbohren. »Und wer ist das?«
    »Nun, ein – neuer

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