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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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sicher sein ohne einen Termin beim Gynäkologen? Und jetzt ist mein Boss erschossen worden, die Polizei okkupiert mein Büro, und Gavin McGoren erläutert die Philosophie des New York College, was die Beziehungen zwischen Studenten und Angestellten betrifft. Jetzt brauche ich die zweieinhalb Stunden Schlaf, die ich heute Morgen versäumt habe.

    »Eh, Mann, ich will nicht mit ihr ausgehen«, erwidert Sebastian, »sondern nur fragen, ob sie morgen Abend zu unserer Demo kommt.«
    Langsam ziehe ich meine Finger auseinander und spähe dazwischen hindurch. »Was?«
    »Tun Sie’s doch!«, fleht Sebastian und wirft sich auf die Knie. »Sie sind Heather Wells. Für uns würde es wirklich was bedeuten, wenn Sie auftauchen – und ›Kumbaya‹ singen.«
    »Nein, völlig ausgeschlossen.«
    »Bitte, Heather. Können Sie sich nicht vorstellen, wie wichtig es für die GSC wäre, wenn uns eine prominente Persönlichkeit von Ihrem Status unterstützen würde?«
    »Eine prominente Persönlichkeit …«, wiederhole ich mit schwacher Stimme. Meine Hände fallen hinab. »Dafür könnte ich meinen Job verlieren, Sebastian!«
    »O nein! Hier herrscht das Recht auf freie Meinungsäußerung! Das würden sie nicht wagen.«
    »Niemals«, bestätigt Sarah. »Das sind Faschisten. Aber so faschistisch sind sie nun auch wieder nicht …«
    »Moment mal«, falle ich ihr ins Wort. »Ich unterstütze euch ohnehin schon genug. Rege ich mich etwa auf, weil Sie, Sebastian, dauernd hier herumhängen, obwohl Sie gar nicht hier wohnen? Aber auf eurer Demo zu singen … Im Washington Square Park? Vor der Bibliothek und dem Präsidentenbüro? Soll das ein Witz sein?«
    »Also wirklich, Sebastian!«, mahnt Sarah in einem Ton, den nur eine Frau anschlägt, wenn sie einen Kerl anbetet und dieser Idiot nichts von ihren Gefühlen ahnt. »Manchmal gehst du zu weit.«
    Gekränkt starrte er sie an. »Du hast doch gesagt, ich soll sie fragen!«

    »Aber nicht jetzt! Gerade hat sie ihren toten Boss gefunden. Und du willst, dass sie unsere Gewerkschaftsdemo managt?«
    »Die soll sie nicht managen!«, schreit Sebastian. »Da soll sie nur auftauchen und was singen – irgendwas, das die Leute inspiriert. Das muss nicht ›Kumbaya‹ sein. Auch ›Sugar Rush‹ wäre fabelhaft. Meinetwegen ohne Mikrofon. So pingelig sind wir nicht.«
    »Heiliger Himmel!« Angewidert schüttelt Sarah den Kopf. »Manchmal bist du eine echte Nervensäge, Sebastian.«
    »Dauernd sagt sie, es geht ihr gut«, jammert er und wirft seine Arme in die Luft.
    »Tun Sie’s nicht, Heather«, warnt Gavin. »Es sei denn, Sie fühlen sich dazu in der Lage.«
    »Natürlich tue ich’s nicht«, versichere ich. »Weil ich meinen Job zufällig mag. Ich will übermorgen nicht gefeuert werden.«
    »Deshalb wird man Sie nicht feuern«, sagt Sebastian – diesmal kühl und lässig. »Erstens, obwohl ich nicht taktlos sein will, soeben wurde Ihr Boss ermordet. Wer sollte denn die Fischer Hall leiten? Zweitens, wenn Sie gefeuert werden, wäre das eine Verletzung Ihres verfassungsmä-ßigen Rechts, an einer friedlichen Demo teilzunehmen.«
    »Übrigens«, mischt Gavin sich ein, »sie weiß, dass du diesen imitierten Arm in den Lift gelegt hast.«
    »Heather Wells!« Durch die offene Tür dröhnt eine tiefe Stimme herein. Ich blicke auf und sehe ein Mitglied der New Yorker Elitepolizei davor stehen. »Jetzt würde Detective Canavan gern mit Ihnen reden.«
    »Oh, Gott sei Dank!«, kreische ich, springe hinter dem Schreibtisch hervor und zur Tür hinaus. Wenn man erleichtert
aufatmet, weil man zu einem Beamten von der Mordkommission geführt und verhört werden soll, dann hat man ernsthafte Probleme am Arbeitsplatz. Wenn man in der Todeshalle arbeitet, kommt so etwas viel zu oft vor.

4
    Du bist nicht dick, du bist okay.
Aber lass die Snacks doch einfach stehen.
Dann wirst du bald ganz zweifellos
Ein Licht am Ende des Tunnels sehen.
     
Heather Wells
     
     
    Detective Canavan war seit unserer letzten Begegnung beim Friseur. Jetzt trägt er einen strengen Bürstenschnitt, der von so viel Grau durchzogen ist, dass seine Haare im Neonlicht, das auf meinen Schreibtisch fällt, fast bläulich schimmern – ich habe eine Tischlampe hingestellt, die ein rosiges Ambiente erzeugen würde, aber die will er offensichtlich nicht anknipsen. Wahrscheinlich haben Cops von der Mordkommission was gegen ein rosiges Ambiente. Die Stirn gefurcht, murmelt er ins Telefon, das er ans Ohr drückt, und schaut zu mir auf, als ich in

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