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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Monsieur Renauld auf der Treppe gehört haben, hier macht ja wirklich jedes Brett einen Lärm, der Tote erwecken könnte.«
    Im ersten Stock führte ein schmaler Flur zur Seite.
    »Die Dienstbotenzimmer«, erklärte Bex.
    Wir gingen durch einen Korridor, und Françoise klopfte an die letzte Tür auf der rechten Seite.
    Eine schwache Stimme bat uns herein, und wir betraten ein großes, sonniges Zimmer mit Blick auf das blaue, glitzernde Meer, von dem das Haus eine Viertelmeile entfernt war.
    Auf einer Couch lag, gestützt von Kissen und umsorgt von Dr. Durand, eine hoch gewachsene, sehr gut aussehende Frau. Sie war bereits in mittleren Jahren, das ehemals dunkle Haar fast ganz ergraut, aber ihre intensive Vitalität und ihre starke Persönlichkeit waren nicht zu übersehen. Man wusste sofort, dass man es mit dem zu tun hatte, was die Franzosen als une maîtresse femme bezeichnen.
    Sie begrüßte uns mit einem würdevollen Nicken.
    »Bitte, setzen Sie sich, Messieurs.«
    Wir holten uns Stühle heran, während der Schreiber des Untersuchungsrichters sich an dem runden Tisch niederließ.
    »Ich hoffe, Madame«, sagte M. Hautet, »es bedeutet keine zu große Belastung für Sie, wenn Sie uns erzählen, was sich letzte Nacht hier zugetragen hat.«
    »Durchaus nicht, Monsieur. Ich weiß, dass Zeit Gold ist, wenn diese verbrecherischen Mörder gefangen und bestraft werden sollen.«
    »Sehr gut, Madame. Es ist sicher weniger anstrengend für Sie, wenn ich Ihnen Fragen stelle und Sie sich aufs Antworten beschränken. Wann sind Sie gestern Abend zu Bett gegangen?«
    »Um halb zehn, Monsieur. Ich war müde.«
    »Und Ihr Mann?«
    »Etwa eine Stunde später, nehme ich an.«
    »Wirkte er verstört oder auf irgendeine Weise besorgt?«
    »Nein, nicht mehr als sonst.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Wir haben geschlafen. Ich bin davon aufgewacht, dass sich eine Hand auf meinen Mund presste. Ich wollte schreien, aber das hat die Hand verhindert. Es waren zwei Männer im Raum, beide maskiert.«
    »Können Sie diese Männer beschreiben, Madame?«
    »Einer war sehr groß und hatte einen langen schwarzen Bart, der andere war klein und dick. Sein Bart war rötlich. Beide hatten den Hut tief ins Gesicht gezogen.«
    »Hm«, sagte der Untersuchungsrichter nachdenklich. »Zu viel Bart, fürchte ich.«
    »Sie halten die Bärte für falsch?«
    »Ja, Madame. Aber erzählen Sie weiter.«
    »Der kleine Mann hat mich festgehalten. Er hat mir einen Knebel in den Mund gepresst und mich an Händen und Füßen gefesselt. Der andere stand über meinen Mann gebeugt. Er hatte mein kleines Papiermesser vom Toilettentisch genommen und richtete es auf das Herz meines Mannes. Als der kleine Mann mit mir fertig war, ging er zu seinem Komplizen, und sie zwangen meinen Mann, aufzustehen und mit ihnen nach nebenan ins Ankleidezimmer zu gehen. Ich war vor Entsetzen fast ohnmächtig, aber ich habe verzweifelt versucht, sie zu belauschen. Sie sprachen zu leise, deshalb konnte ich nichts verstehen. Aber ich habe die Sprache erkannt, ein abgewandeltes Spanisch, wie es in einigen Teilen Südamerikas gesprochen wird. Sie verlangten irgendetwas von meinem Mann; dabei gerieten sie in Zorn und wurden schließlich lauter. Ich glaube, der Größere führte das Wort. ›Sie wissen, was wir wollen?‹, fragte er. ›Das Geheimnis! Wo haben Sie es versteckt?‹ Ich weiß nicht, was mein Mann darauf sagte, jedenfalls widersprach der andere wütend: ›Das ist gelogen. Wir wissen, dass Sie es haben. Wo sind Ihre Schlüssel?‹ Dann wurden Schubladen geöffnet. Im Ankleidezimmer meines Mannes gibt es in der Wand einen Safe, in dem er immer eine beträchtliche Summe in bar aufbewahrt. Léonie sagt, der Safe sei durchwühlt worden und das Geld sei verschwunden, aber offenbar ging es den Männern nicht um das Geld, denn gleich darauf hörte ich, wie der große Mann fluchte und meinem Mann befahl, sich anzuziehen. Dann muss irgendein Geräusch im Haus sie gestört haben, denn sie schoben meinen erst halb angekleideten Mann eilig aus dem Zimmer.«
    »Pardon«, unterbrach Poirot sie, »aber hat das Ankleidezimmer nur diesen einen Ausgang?«
    »Ja, Monsieur, es gibt nur die Tür zu meinem Zimmer. Sie haben meinen Mann in großer Eile weggeführt; der kleine Mann ging vor ihm her, der große, der das Messer noch in der Hand hielt, trat hinter ihn. Paul hat versucht, sich zu befreien und zu mir zu kommen. Ich habe seinen gequälten Blick gesehen. ›Ich muss mit ihr sprechen‹, sagte er.

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