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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wie das kurze Aufleuchten in seinen Augen wieder erlosch.
    »Das muss Ihnen sehr wehgetan haben«, sagte er und wirkte wieder verwirrt.
    Doch der Untersuchungsrichter rief: »Der junge Monsieur Renauld muss sofort über Funk verständigt werden. Alles, was er über seine Reise nach Santiago erzählen kann, ist für uns von äußerster Wichtigkeit.« Er zögerte. »Ich hatte gehofft, er sei in der Nähe, denn dann hätten wir Ihnen einen schmerzlichen Moment ersparen können, Madame.«
    »Sie meinen«, sagte Madame Renauld leise, »der Leichnam meines Mannes muss identifiziert werden?«
    Der Untersuchungsrichter senkte den Kopf.
    »Ich bin eine starke Frau, Monsieur. Was immer von mir verlangt wird, ich kann es ertragen. Ich bin bereit – jetzt.«
    »Oh, das hat wirklich Zeit bis morgen, das versichere ich Ihnen.«
    »Ich würde es lieber hinter mich bringen«, sagte sie und verzog schmerzlich das Gesicht. »Würden Sie mir bitte Ihren Arm reichen, Doktor?«
    Der Arzt sprang vor, Madame Renauld wurde ein Umhang um die Schultern gelegt, und eine langsame Prozession bewegte sich die Treppe hinab. M. Bex rannte voraus, um die Schuppentür zu öffnen. Kurz darauf trat Madame Renauld heran. Sie war sehr bleich, aber entschlossen. Sie hob eine Hand ans Gesicht.
    »Einen Moment, Messieurs, ich muss noch Kräfte sammeln.«
    Sie ließ die Hand sinken und schaute den Toten an. Und dann verlor sie die bewundernswerte Selbstkontrolle, die sie bisher aufrechterhalten hatte.
    »Paul!«, rief sie. »Mein Mann! O Gott!« Und gleich darauf sank sie bewusstlos vornüber zu Boden.
    Sofort war Poirot bei ihr, hob ihr Augenlid, fühlte ihren Puls. Als er sich davon überzeugt hatte, dass sie wirklich ohnmächtig war, trat er beiseite. Er packte mich am Arm.
    »Ich bin ein Trottel, lieber Freund. Wenn jemals in der Stimme einer Frau Liebe und Trauer gelegen haben, dann hier. Meine kleine Idee war ganz und gar falsch. Eh bien! Ich muss von vorn anfangen.«

Sechstes Kapitel

Der Tatort
     
    D er Arzt und M. Hautet trugen die Bewusstlose zurück ins Haus. Der Kommissar schaute ihnen hinterher und schüttelte den Kopf.
    »Pauvre femme«, murmelte er. »Das war ein zu großer Schock für sie. Nun ja, dagegen sind wir machtlos. Also, Monsieur Poirot, wollen wir jetzt den Tatort aufsuchen?«
    »Ich bitte darum, Monsieur Bex.«
    Wir durchquerten das Haus und verließen es durch den Haupteingang. Poirot schaute im Vorbeigehen die Treppe hinauf und schüttelte unwillig den Kopf.
    »Ich kann einfach nicht begreifen, dass die Dienstbotinnen nichts gehört haben. Wenn drei Menschen die Treppe hinuntergehen, müsste es doch eigentlich so laut knarren, dass es Tote erweckt.«
    »Es war mitten in der Nacht, vergessen Sie das nicht. Sie haben sicher alle tief und fest geschlafen.«
    Doch Poirot schüttelte weiter den Kopf, offenbar konnte er sich mit dieser Erklärung nicht ganz zufrieden geben. Mitten auf der Auffahrt blieb er stehen und drehte sich zum Haus um.
    »Warum haben sie es überhaupt an der Haustür versucht? Es war doch wirklich äußerst unwahrscheinlich, dass sie offen stand. Man sollte meinen, dass sie gleich versucht hätten, ein Fenster zu öffnen.«
    »Aber alle Fenster im Erdgeschoss sind mit eisernen Läden verschlossen«, warf der Kommissar ein.
    Poirot zeigte auf ein Fenster im ersten Stock.
    »Das ist das Fenster des Schlafzimmers, in dem wir eben waren, nicht wahr? Und sehen Sie – dort steht ein Baum, den man wirklich ohne Schwierigkeiten besteigen könnte.«
    »Schon möglich«, gab der andere zu. »Aber dann hätten sie im Blumenbeet Fußspuren hinterlassen.«
    Dieser Einwand war berechtigt, wie ich nun sah. Zu beiden Seiten der Treppe, die zur Haustür führte, war ein großes, ovales Beet mit roten Geranien angelegt. Der fragliche Baum wurzelte in einem der Beete, und man kam unmöglich an ihn heran, ohne ins Beet zu treten.
    »Sehen Sie«, fuhr der Kommissar fort, »bei dem trockenen Wetter konnte es auf der Einfahrt oder den Wegen keine Fußspuren geben, aber bei dem weichen Humusboden des Beetes hätte die Sache gleich anders ausgesehen.«
    Poirot trat an das Beet heran und betrachtete es aufmerksam. Wie Bex gesagt hatte – der Boden war ganz glatt. Nirgends war auch nur eine Delle zu entdecken.
    Poirot nickte, scheinbar überzeugt, und wir wollten schon gehen, doch dann stürzte er plötzlich los und untersuchte das Beet auf der anderen Seite.
    »Monsieur Bex!«, rief er. »Sehen Sie hier! Hier wimmelt es nur so von

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