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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aber ich kenne ihr Bild – aus dem Zusammenhang irgendeines Falls. Ich glaube fast…«
    »Ja?«
    »Ich kann mich irren, aber ich glaube fast, es handelte sich um einen Mord.«

Achtes Kapitel

Eine unerwartete Begegnung
     
    A m nächsten Morgen begaben wir uns beizeiten zur Villa. Der Wachtposten am Tor versperrte uns diesmal nicht den Weg. Er grüßte uns respektvoll, und wir gingen weiter zum Haus. Die Zofe Léonie kam gerade die Treppe herunter und schien gegen eine kleine Plauderei nichts einzuwenden zu haben.
    Poirot erkundigte sich nach Madame Renaulds Befinden.
    »Sie ist ganz verzweifelt, die Arme. Sie will nichts essen – wirklich nichts. Und sie ist blass wie ein Geist. Es zerreißt mir das Herz, sie so zu sehen. Ach, ich würde einen Mann, der mich mit einer anderen hintergangen hat, nicht so tief betrauern.«
    Poirot nickte verständnisvoll.
    »Sie haben ja so Recht, aber was wollen Sie? Das Herz einer liebenden Frau verzeiht viele Schläge. Allerdings muss es doch während der letzten Wochen zwischen den beiden zu einigen Auseinandersetzungen gekommen sein?«
    Wieder schüttelte Léonie den Kopf.
    »Niemals, Monsieur. Ich habe von Madame nie ein Wort des Protests oder auch nur des Tadels gehört. Sie ist gut und sanft wie ein Engel – ganz anders als Monsieur.«
    »Monsieur Renauld war nicht sanft wie ein Engel?«
    »Im Gegenteil. Wenn er in Zorn geriet, dann bekam das ganze Haus es mit. Als er sich mit Monsieur Jack gestritten hat – ma foi! Sie waren so laut, dass man sie wahrscheinlich noch auf dem Marktplatz hören konnte.«
    »Ach«, sagte Poirot. »Und wann hat dieser Streit stattgefunden?«
    »Unmittelbar vor Monsieur Jacks Abreise nach Paris. Fast hätte er seinen Zug verpasst. Er kam aus der Bibliothek und schnappte sich seine Tasche, die in der Diele stand. Das Auto wurde gerade repariert, und er musste zum Bahnhof laufen. Ich war gerade im Salon beim Staubwischen, da kam er vorbei, sein Gesicht war weiß – wirklich weiß – und hatte zwei brennend rote Flecken. Ach, er war ja so wütend!«
    Léonie schien ihre Geschichte sehr zu genießen.
    »Und worum ging es bei diesem Streit?«
    »Ach, das weiß ich nicht«, gestand Léonie. »Sie haben zwar geschrien, aber ihre Stimmen waren so schrill, und sie haben so schnell geredet, dass man sehr gut hätte Englisch sprechen müssen, um sie verstehen zu können. Monsieur war jedenfalls für den Rest des Tages die wandelnde Gewitterwolke. Er war mit nichts zufrieden.«
    Das Geräusch einer Tür, die oben im Haus geschlossen wurde, brachte Léonies Redefluss zum Versiegen.
    »Françoise wartet auf mich«, rief sie; offenbar waren ihr ihre Pflichten unliebsam bewusst geworden. »Diese Alte, immer hackt sie auf mir herum.«
    »Einen Moment noch, Mademoiselle. Wo steckt der Untersuchungsrichter?«
    »Die anderen sind in der Garage und sehen sich das Auto an. Der Herr Kommissar meint, es ist vielleicht in der Mordnacht benutzt worden.«
    »Quelle idée«, murmelte Poirot, als das Dienstmädchen verschwand.
    »Gehen Sie zu den anderen?«
    »Nein, ich werde sie im Salon erwarten. Dort ist es kühl an diesem heißen Morgen.«
    Seine Gelassenheit gefiel mir überhaupt nicht.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte ich und verstummte.
    »Kein bisschen. Sie wollen sich selbst ein wenig umsehen, nicht wahr?«
    »Nun ja, ich würde gern sehen, was Giraud derzeit unternimmt, falls er in der Nähe ist.«
    »Der menschliche Jagdhund«, murmelte Poirot, ließ sich in einen bequemen Sessel sinken und schloss die Augen. »Natürlich, mein Freund. Au revoir.«
    Ich schlenderte zur Haustür. Es war wirklich heiß. Ich folgte zunächst demselben Weg wie am Vortag. Ich wollte mir den Tatort in aller Ruhe ansehen. Allerdings ging ich doch nicht geradewegs dorthin, sondern schlug mich in die Büsche und erreichte den Golfplatz an die hundert Meter weiter rechts. Die Sträucher standen hier viel dichter, und ich musste mich regelrecht hindurchkämpfen. Als ich endlich ins Freie trat, geschah das so unerwartet und mit solcher Wucht, dass ich mit einer jungen Dame zusammenstieß, die der Vegetation den Rücken gekehrt hatte.
    Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus, was ja nicht weiter verwunderlich war, doch auch ich konnte mir einen überraschten Ausruf nicht verkneifen. Denn vor mir stand Cinderella, meine Freundin aus der Eisenbahn.
    Das Erstaunen beruhte auf Gegenseitigkeit.
    »Sie!«, riefen wir wie aus einem Munde.
    Die junge Dame fasste sich als Erste.
    »Bei

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