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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schließlich war sie fast noch ein Kind, und ihre Neugier hatte sie wohl am klaren Denken gehindert.
    »Ich habe mir alle Mühe gegeben, Sie zurückzuhalten, das wissen Sie«, erinnerte ich sie sanft.
    »Ja, wahrscheinlich. Na, auf Wiedersehen.«
    »Hören Sie, so können Sie doch nicht losziehen – ganz allein. Dazu sind Sie noch zu schwach. Ich bestehe darauf, Sie nach Merlinville zu begleiten.«
    »Unsinn. Mir geht es wieder sehr gut.«
    »Und wenn Ihnen wieder elend wird? Nein, ich gehe mit Ihnen.«
    Sie weigerte sich ziemlich energisch. Schließlich aber erlaubte sie mir, sie bis zum Ortseingang zu begleiten. Wir gingen den Weg zurück, den wir gekommen waren, kamen am Grab vorbei und erreichten die Straße über einen Umweg. Bei den ersten vereinzelten Geschäften blieb sie stehen und streckte mir die Hand hin.
    »Auf Wiedersehen, und haben Sie vielen Dank für Ihre Begleitung.«
    »Und es geht Ihnen wirklich wieder gut?«
    »Sehr gut, danke. Ich hoffe, es bringt Ihnen keinen Ärger ein, dass Sie mir alles gezeigt haben.«
    Das sei ausgeschlossen, erklärte ich lässig.
    »Na, dann leben Sie wohl.«
    »Auf Wiedersehen«, korrigierte ich. »Wenn Sie noch eine Weile hier bleiben, werden wir uns wieder begegnen.«
    Sie lächelte mich an.
    »Stimmt. Also, au revoir!«
    »Moment, Sie haben mir Ihre Adresse noch nicht verraten.«
    »Ach, ich wohne im Hôtel du Phare. Ein kleines Hotel, aber recht gut. Schauen Sie doch morgen mal herein.«
    »Das mache ich«, sagte ich, vielleicht mit unnötigem e m pressement.
    Ich schaute ihr nach, solange sie noch in Sichtweite war, dann kehrte ich zur Villa zurück. Mir fiel ein, dass ich die Schuppentür nicht wieder abgeschlossen hatte. Zum Glück war das niemandem aufgefallen, und ich drehte den Schlüssel um und brachte ihn dem sergent de ville zurück. Unterwegs fiel mir plötzlich ein, dass Cinderella mir nur ihre Adresse genannt hatte. Ihren Namen wusste ich noch immer nicht.

Neuntes Kapitel

Monsieur Giraud stößt auf Indizien
     
    I m Salon fand ich den Untersuchungsrichter damit beschäftigt, den alten Gärtner Auguste zu verhören. Poirot und der Kommissar, die beide zugegen waren, begrüßten mich mit einem Lächeln beziehungsweise einer höflichen Verbeugung. Ich nahm leise Platz. M. Hautet war gewissenhaft und aufs Peinlichste genau, doch er konnte Auguste keine bedeutsame Information entlocken.
    Auguste gab zu, dass die Gartenhandschuhe ihm gehörten. Er benutzte sie, wenn er es mit einer bestimmten Primelsorte zu tun hatte, die für manche Menschen giftig war. Er wusste nicht mehr, wann er sie zuletzt getragen hatte. Vermisst hatte er sie jedenfalls nicht. Wo er sie aufbewahre? Mal hier, mal dort. Der Spaten stehe meistens im kleinen Werkzeugschuppen. Ob der abgeschlossen werde? Natürlich werde er abgeschlossen. Und wo der Schlüssel aufbewahrt werde? Parbleu, der stecke natürlich in der Tür. Im Schuppen gebe es schließlich keine Wertgegenstände zu stehlen. Wer habe denn mit einer Bande von Verbrechern oder Mördern rechnen können? Zu Zeiten von Madame la Vicomtesse sei so etwas nie vorgekommen.
    M. Hautet deutete an, dass das Verhör hiermit beendet sei, und der alte Mann zog sich murrend zurück. Da mir Poirots unerklärliches Interesse an den Fußstapfen im Blumenbeet eingefallen war, hatte ich Auguste genau im Auge behalten, während er seine Aussage machte. Entweder hatte er nichts mit dem Verbrechen zu tun, oder er war ein hervorragender Lügner. Als er gerade die Tür öffnete, kam mir plötzlich ein Gedanke.
    »Pardon, Monsieur Hautet«, rief ich, »aber dürfte ich wohl eine Frage stellen?«
    »Natürlich, Monsieur.«
    Auf diese Weise ermutigt, wandte ich mich an Auguste.
    »Wo bewahren Sie Ihre Stiefel auf?«
    »An meinen Füßen«, polterte der alte Mann. »Wo denn sonst?«
    »Und wenn Sie schlafen?«
    »Unter meinem Bett.«
    »Aber wer putzt sie?«
    »Niemand. Warum sollten sie geputzt werden? Flaniere ich vielleicht wie ein junger Mann über die Strandpromenade? Sonntags nehme ich meine Sonntagsstiefel, aber sonst…« Er zuckte mit den Schultern.
    Ich schüttelte entmutigt den Kopf.
    »Nun gut«, sagte der Untersuchungsrichter. »Sehr viel weiter sind wir nicht gekommen. Zweifellos werden wir das Antwortkabel aus Santiago abwarten müssen. Hat irgendeiner von Ihnen Giraud gesehen? Der hat die Höflichkeit weiß Gott nicht mit Löffeln gegessen. Ich habe wirklich Lust, jemanden loszuschicken, um ihn zu holen…«
    »Dieser Jemand wird nicht

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