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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die Brust. »Das ist unmöglich. Ich kann mich einfach nicht irren. Wenn man die Tatsachen methodisch und in der richtigen Reihenfolge durchgeht, dann ist nur eine Erklärung möglich. Ich muss Recht haben. Ich habe Recht!«
    »Aber dann…«
    Er fiel mir ins Wort.
    »Warten Sie, mein Freund. Ich muss Recht haben, deshalb ist dieser neue Mord unmöglich, es sei denn – es sei denn… Oh, warten Sie, ich flehe Sie an. Sagen Sie nichts!«
    Er verstummte für ein oder zwei Minuten, dann, und nun wirkte er wieder ganz normal, sagte er in ruhigem, überzeugtem Ton:
    »Das Opfer ist ein Mann mittleren Alters. Sein Leichnam wurde in dem verschlossenen Schuppen in der Nähe des ersten Tatorts gefunden, und er war seit mindestens achtundvierzig Stunden tot. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er auf ähnliche Weise erstochen wie Monsieur Renauld, wenn auch nicht unbedingt in den Rücken.«
    Jetzt war ich derjenige, dem das Kinn nach unten sackte – und wie es sackte! In all der Zeit, die ich Poirot nun schon kannte, hatte ich so etwas noch nicht erlebt. Und unweigerlich kamen mir Zweifel.
    »Poirot«, rief ich. »Sie wollen sich über mich lustig machen. Sie haben längst alles über diesen Mord gehört.«
    Er bedachte mich mit einem ernsten, vorwurfsvollen Blick.
    »Trauen Sie mir das wirklich zu? Ich versichere Ihnen, ich habe rein gar nichts gehört. Haben Sie nicht gesehen, welchen Schock Ihre Mitteilung für mich bedeutet hat?«
    »Aber woher um alles in der Welt wissen Sie dann so viel?«
    »Ich habe also Recht? Natürlich, ich habe es gewusst. Die kleinen grauen Zellen, mein Freund, die kleinen grauen Zellen. Die haben es mir gesagt. Nur auf diese Weise konnte ein weiterer Mord hier möglich sein. Und jetzt erzählen Sie mir alles. Wenn wir hier nach links abbiegen, können wir eine Abkürzung über den Golfplatz nehmen, sodass wir viel schneller bei der Villa Geneviève sind.«
    Wir gingen den Weg, den Poirot vorgeschlagen hatte, und ich erzählte ihm alles, was ich wusste. Poirot hörte aufmerksam zu.
    »Das Messer steckte in der Wunde, sagen Sie? Wie seltsam. Und Sie sind sicher, dass es dasselbe war?«
    »Ganz sicher. Das macht es doch so unmöglich.«
    »Nichts ist unmöglich. Vielleicht gibt es ja zwei Messer.«
    Ich hob die Augenbrauen.
    »Aber das ist doch ausgesprochen unwahrscheinlich! Es wäre ein höchst außergewöhnlicher Zufall.«
    »Sie sprechen wie so oft, ohne nachzudenken, Hastings. In einigen Fällen wären zwei identische Waffen durchaus höchst unwahrscheinlich. In diesem jedoch nicht. Bei der Waffe, mit der wir es hier zu tun haben, handelt es sich um ein Kriegsandenken, das nach Jack Renaulds Anweisungen hergestellt worden ist. Wenn Sie sich das genauer überlegen, dann ist doch wirklich kaum anzunehmen, dass er nur eins davon in Auftrag gegeben hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach wollte er für sich selber auch eins haben.«
    »Aber das hat bisher niemand erwähnt«, warf ich ein.
    Poirots Tonfall wurde dozierend.
    »Mein Freund, bei der Arbeit an einem Fall befasst man sich nicht nur mit den Dingen, die ›erwähnt‹ werden. Bei vielen Dingen gibt es keinen Grund, sie zu erwähnen, und trotzdem können sie wichtig sein. Gleichzeitig gibt es oft sehr gute Gründe, sie nicht zu erwähnen. Sie haben die Wahl zwischen diesen beiden Motiven.«
    Ich schwieg, wider Willen beeindruckt. Einige Minuten später erreichten wir den berühmten Schuppen. Dort fanden wir alle unsere Freunde vor, und nachdem ein paar Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht waren, machte Poirot sich ans Werk.
    Da ich Giraud bei der Arbeit beobachtet hatte, fand ich das sehr interessant. Poirot bedachte seine Umgebung lediglich mit einem flüchtigen Blick. Genauer untersuchte er nur den zerlumpten Mantel und die alte Hose neben der Tür. Girauds Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Lächeln, worauf Poirot, als habe er das registriert, das Lumpenbündel wieder sinken ließ.
    »Alte Kleider des Gärtners?«, fragte er.
    »Genau«, sagte Giraud.
    Poirot kniete neben dem Leichnam nieder. Seine Finger arbeiteten rasch, aber methodisch. Er untersuchte die Beschaffenheit der Kleider und überzeugte sich davon, dass sie nicht gekennzeichnet waren. Die Stiefel und die schmutzigen, rissigen Fingernägel unterzog er einer besonderen Untersuchung. Während er mit den Fingernägeln beschäftigt war, stellte er Giraud eine kurze Frage.
    »Sie haben sie gesehen?«
    »Ja, ich habe sie gesehen«, erwiderte der andere mit undeutbarer

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