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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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handelte, das am Stadtrand von Lyon einen Obstladen betrieb. Der russische Großfürst, die Hofintrigen, die politischen Ränke – alle diese Geschichten ließen sich bis zur Angeklagten zurückverfolgen. Erbarmungslos wurde vor Gericht ihre gesamte Lebensgeschichte aufgetischt. Das Motiv für den Mord fand man in Mr Hiram P. Trapp. Mr Trapp gab sich alle Mühe, doch nach ausgiebigen und geschickt geführten Kreuzverhören musste er zugeben, dass er die Dame liebte und sie zu seiner Frau gemacht hätte, wäre sie frei gewesen. Dass die Beziehung platonisch geblieben war, verlieh den Anklagepunkten gegen Madame Béroldy nur noch mehr Gewicht. Da das schlichte, ehrenhafte Wesen des Mannes sie daran gehindert hatte, seine Geliebte zu werden, hatte Jeanne Béroldy beschlossen, sich von ihrem alternden, belanglosen Gatten zu befreien, um danach den reichen Amerikaner zu heiraten.
    Während des gesamten Prozesses trat Madame Béroldy den Anklägern kaltblütig und mit vollendeter Selbstbeherrschung entgegen. Nie wich sie von ihrer Aussage ab. Sie behauptete weiterhin, von königlichem Geblüt und in frühem Alter mit der Tochter des Obsthändlers vertauscht worden zu sein. Diese Behauptungen waren zwar absurd und durch nichts zu belegen, aber viele Menschen glaubten insgeheim dennoch daran.
    Die Staatsanwaltschaft aber blieb unerbittlich. Sie hielt die maskierten Russen für eine Lüge und ging davon aus, dass das Verbrechen von Madame Béroldy und ihrem Liebhaber Georges Conneau begangen worden sei. Gegen Conneau wurde ein Haftbefehl erlassen, doch der Mann hatte sich klugerweise bereits aus dem Staub gemacht. Es ergab sich, dass Madame Béroldy so locker gefesselt gewesen war, dass sie sich mit Leichtigkeit selbst hätte befreien können.
    Und dann traf gegen Ende des Prozesses ein in Paris aufgegebener Brief bei den Anklagevertretern ein. Der Brief stammte von Georges Conneau, der zwar seinen Aufenthaltsort nicht nannte, aber ein vollständiges Geständnis ablegte. Er erklärte, den Mord auf Madame Béroldys Wunsch hin begangen zu haben. Sie hätten das Verbrechen gemeinsam geplant. Er habe geglaubt, Madame Béroldy werde von ihrem Mann misshandelt, und außer sich durch seine eigene Leidenschaft für sie, eine Leidenschaft, die er von ihr erwidert zu sehen glaubte, habe er den Mord geplant und den tödlichen Hieb ausgeführt, der die geliebte Frau aus der verhassten Sklaverei befreien sollte. Erst jetzt habe er von Mr Hiram P. Trapps Existenz erfahren und erkannt, dass die geliebte Frau ihn betrogen habe. Sie habe nicht für ihn, Conneau, frei sein, sondern den reichen Amerikaner heiraten wollen. Sie habe sich von ihm die Kastanien aus dem Feuer holen lassen, und deshalb verrate er sie nun in seiner eifersüchtigen Wut und erkläre, die ganze Zeit nur auf ihren Wunsch hin gehandelt zu haben.
    Und dann zeigte Madame Béroldy sich als die bemerkenswerte Frau, die sie zweifellos war. Ohne zu zögern gab sie ihre bisherige Verteidigungsstrategie auf und räumte ein, die »Russen« erfunden zu haben. Der wahre Mörder sei Georges Conneau. Außer sich vor Leidenschaft, habe er das Verbrechen begangen und ihr mit grauenhafter Rache gedroht, wenn sie ihr Schweigen bräche. Verängstigt durch diese Drohungen habe sie geschwiegen – zudem habe sie gefürchtet, man werde ihr, wenn sie die Wahrheit sage, anlasten, dem Verbrechen Vorschub geleistet zu haben. Sie habe standhaft jede weitere Verbindung zum Mörder ihres Mannes verweigert, und nun habe er seinen Brief aus Rache für diese Abfuhr geschrieben. Sie schwor, nichts mit den Vorbereitungen zu dem Mord zu tun gehabt zu haben und in der fraglichen Nacht davon geweckt worden zu sein, dass Georges Conneau mit dem blutbesudelten Messer in der Hand an ihr Bett getreten sei.
    Es stand wirklich Spitze auf Knopf. Madame Béroldys Geschichte war kaum glaubhaft. Doch ihre Ansprache an die Jury war ein Meisterstück. Die Tränen strömten ihr übers Gesicht, und sie sprach von ihrem Kind, von ihrer weiblichen Ehre – und von ihrem Wunsch, ihrem Kind zuliebe ihren guten Ruf zu erhalten. Sie gab zu, dass sie vielleicht moralisch für das Verbrechen verantwortlich gemacht werden könne, da Georges Conneau ihr Liebhaber gewesen sei – doch, bei Gott, das sei alles! Sie wisse, dass es ein grober Verstoß gewesen sei, Conneau so lange zu decken, aber, erklärte sie mit brechender Stimme, keine Frau wäre zu etwas anderem fähig gewesen. Sie hatte ihn doch geliebt! Konnte sie ihn dann

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