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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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unter die Guillotine schicken? Sie habe sich vieles zu Schulden kommen lassen, aber an dem schrecklichen Verbrechen, das ihr da zugeschrieben werde, sei sie unschuldig.
    Und wie immer die Wahrheit aussehen mochte, ihre Beredsamkeit und ihre Persönlichkeit trugen den Sieg davon. Madame Béroldy wurde freigesprochen, was im Publikum für nie da gewesene Aufregung sorgte.
    Trotz aller Bemühungen der Polizei konnte Georges Conneau nie gefunden werden. Von Madame Béroldy hörte niemand mehr. Mitsamt ihrem Kind verließ sie Paris, um ein neues Leben zu beginnen.

Siebzehntes Kapitel

Wir ermitteln weiter
     
    I ch habe den Fall Béroldy nun ausführlich dargestellt. Natürlich hatte ich nicht alle Details so, wie ich sie hier aufgeführt habe, im Gedächtnis. Aber ich konnte mich gut an den Fall erinnern. Er hatte damals ziemliches Interesse erweckt, und auch die englischen Zeitungen hatten in aller Breite darüber berichtet, deshalb musste ich mein Gedächtnis nicht übermäßig strapazieren, um auf die wichtigsten Punkte zu stoßen.
    Für den Moment glaubte ich in meiner Aufregung, der ganze Fall sei nun gelöst. Ich gebe zu, dass ich sehr impulsiv bin und dass Poirot meine Art, sprunghaft zu einer Schlussfolgerung zu gelangen, oft beklagt, aber in diesem Fall glaubte ich eine Entschuldigung zu haben. Sofort war mir aufgegangen, auf welch bemerkenswerte Weise diese Entdeckung Poirots Ansicht unterstützte.
    »Poirot«, sagte ich. »Herzlichen Glückwunsch. Jetzt sehe ich ganz klar.«
    Mit der üblichen Präzision steckte Poirot sich eine seiner kleinen Zigaretten an. Dann schaute er auf.
    »Und da Sie jetzt ganz klar sehen, mon ami, was genau sehen Sie?«
    »Natürlich, dass Madame Daubreuil – Béroldy – Monsieur Renauld ermordet hat. Die Ähnlichkeiten zwischen beiden Fällen sind doch der schlagende Beweis.«
    »Dann glauben Sie, dass Madame Béroldy zu Unrecht freigesprochen worden ist? Dass sie dem Mord an ihrem Mann tatsächlich Vorschub geleistet hat?«
    Ich riss die Augen auf.
    »Natürlich. Glauben Sie das nicht?«
    Poirot ging ans andere Ende des Zimmers, rückte zerstreut einen Stuhl gerade und sagte nachdenklich: »Doch, das glaube ich auch. Aber ein ›natürlich‹ gibt es hier nicht, mein Freund. Technisch gesprochen ist Madame Béroldy unschuldig.«
    »Was das erste Verbrechen angeht, vielleicht. Aber nicht bei diesem.«
    Poirot setzte sich und sah mich an, und dabei sah er nachdenklicher aus denn je.
    »Sie sind also davon überzeugt, Hastings, dass Madame Daubreuil Monsieur Renauld ermordet hat?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Diese Frage kam so plötzlich, dass sie mir die Sprache verschlug.
    »Warum?«, stammelte ich. »Warum? Ach, weil…« Und dann verstummte ich.
    Poirot nickte mir zu.
    »Sehen Sie, schon haben Sie einen Stolperstein erreicht. Warum sollte Madame Daubreuil (ich werde sie der Einfachheit halber weiter so nennen) Monsieur Renauld ermorden? Wir finden nicht einmal den Schatten eines Motivs. Sie profitiert nicht von seinem Tod, sondern verliert dadurch, als Geliebte wie als Erpresserin. Und niemand mordet ohne Motiv. Im ersten Fall war das anders – da hatten wir einen reichen Liebhaber, der nur darauf wartete, an die Stelle ihres Ehemannes zu treten.«
    »Geld ist nicht das einzige mögliche Motiv für einen Mord«, gab ich zu bedenken.
    »Das ist schon wahr«, stimmte Poirot freundlich zu. »Es gibt noch zwei weitere; eins davon ist das crime passionnel. Und dann gibt es das seltene dritte Motiv, Mord um einer Idee willen, was beim Mörder irgendeine Form von Geistesgestörtheit voraussetzt. Solche Taten werden von Massenmördern und religiösen Fanatikern begangen. Davon ist hier aber nicht die Rede.«
    »Und was ist mit dem crime passionnel? Können Sie das ausschließen? Wenn Madame Daubreuil Renaulds Geliebte war, wenn sie feststellte, dass seine Zuneigung nachließ, oder wenn auf irgendeine Weise ihre Eifersucht erregt wurde, könnte sie ihn dann nicht in einem wütenden Moment ermordet haben?«
    Poirot schüttelte den Kopf.
    »Falls – ich sage falls, vergessen Sie das nicht – Madame Daubreuil Renaulds Geliebte war, dann hatte er gar keine Zeit, ihrer überdrüssig zu werden. Und auf jeden Fall sehen Sie sie falsch. Sie ist eine Frau, die starke emotionelle Belastung vortäuschen kann. Sie ist eine vollendete Schauspielerin. Aber wenn wir die Sache nüchtern betrachten, dann spricht ihr Leben eine ganz andere Sprache. Bei genauerem Hinschauen sehen wir, dass sie immer

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