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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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»hält Mademoiselle Marthe sich vielleicht gerade im Garten auf. Ich würde gern mit ihr sprechen, aber ich möchte keinen offiziellen Besuch in der Villa Marguerite machen. Ah, wie gut, da ist sie. Pst, Mademoiselle! Pst! Un moment, s’il vous plait.«
    Ich trat in dem Moment neben ihn, da die ein wenig verwirrt aussehende Marthe Daubreuil auf die Hecke zugelaufen kam.
    »Ich würde gern kurz mit Ihnen sprechen, Mademoiselle, wenn Sie gestatten?«
    »Natürlich, Monsieur Poirot!«
    Trotz ihrer Zustimmung lagen in ihrem Blick Besorgnis und Angst.
    »Mademoiselle, wissen Sie noch, wie Sie hinter mir hergelaufen sind, nachdem ich mit dem Untersuchungsrichter bei Ihnen war? Sie wollten wissen, ob es schon Tatverdächtige gebe.«
    »Und Sie haben mir von zwei Chilenen erzählt.« Sie schien ziemlich außer Atem zu sein und fasste sich mit der linken Hand an die Brust.
    »Würden Sie mir diese Frage noch einmal stellen, Mademoiselle?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »So. Wenn Sie mir diese Frage noch einmal stellten, dann würde ich Ihnen eine andere Antwort geben. Es wird jemand verdächtigt – aber kein Chilene.«
    »Wer?« Dieses Wort war kaum zu hören.
    »Monsieur Jack Renauld.«
    »Was?« Das war ein Schrei. »Jack? Unmöglich. Wer wagt es, ihn zu verdächtigen?«
    »Giraud.«
    »Giraud!« Die junge Frau wurde totenbleich. »Ich habe Angst vor diesem Mann. Er ist grausam. Er wird – er wird…« Sie verstummte. Ihr Gesicht zeigte jetzt Mut und Entschiedenheit. In dem Moment erkannte ich, dass sie eine Kämpferin war. Auch Poirot ließ sie nicht aus den Augen.
    »Sie wissen natürlich, dass er in der Mordnacht hier war?«
    »Ja«, erwiderte sie mechanisch. »Das hat er mir gesagt.«
    »Es war sehr unklug von ihm, diese Tatsache verschweigen zu wollen«, sagte Poirot.
    »Ja, ja«, antwortete sie ungeduldig. »Aber wir können unsere Zeit nicht mit Bedauern vergeuden. Wir müssen eine Möglichkeit finden, ihn zu retten. Er ist natürlich unschuldig, aber bei einem Mann wie Giraud hilft ihm das nicht weiter. Giraud denkt doch an seinen guten Ruf. Er muss jemanden verhaften, und dieser Jemand wird Jack sein.«
    »Die Tatsachen sprechen gegen ihn«, sagte Poirot. »Ist Ihnen das bewusst?«
    Sie sah ihn geradeheraus an.
    »Ich bin kein Kind, Monsieur. Ich werde tapfer sein und mich den Tatsachen stellen. Er ist unschuldig, und wir müssen ihn retten.«
    Das sagte sie mit einer beinahe verzweifelten Entschiedenheit, dann verstummte sie und runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Mademoiselle«, sagte Poirot, der sie weiterhin aufmerksam beobachtete, »gibt es irgendetwas, das Sie uns vielleicht verschweigen?«
    Sie nickte verblüfft.
    »Ja, das schon, aber ich weiß wirklich nicht, ob Sie das glauben werden – es klingt so absurd.«
    »Sie müssen es uns unbedingt erzählen, Mademoiselle.«
    »Also, es ist so. Monsieur Giraud hat mich kommen lassen, nachdem er schon einmal mit mir gesprochen hatte, er wollte wissen, ob ich den Mann im Schuppen identifizieren könne.« Sie nickte zum Schuppen hinüber. »Das konnte ich nicht. Jedenfalls in dem Moment nicht. Aber inzwischen habe ich mir überlegt…«
    »Ja?«
    »Es kommt mir so seltsam vor, aber ich bin trotzdem fast sicher. Es ist so. Am Morgen des Tages, an dem Monsieur Renauld ermordet worden ist, habe ich einen Spaziergang durch unseren Garten gemacht, und da habe ich Männer gehört, die sich stritten. Ich bog die Zweige auseinander und schaute durch die Hecke. Einer der Männer war Monsieur Renauld, der andere war ein Landstreicher, ein entsetzlich aussehender Bursche in schmutzigen Lumpen. Der Landstreicher hat abwechselnd gejammert und gedroht. Ich nahm an, dass er Geld wollte, doch dann rief maman mich ins Haus und ich musste gehen. Das ist alles, nur – ich bin fast sicher, dass der Landstreicher und der Tote im Schuppen ein und derselbe sind.«
    Poirot stieß einen überraschten Ausruf aus.
    »Aber warum haben Sie das nicht gleich gesagt, Mademoiselle?«
    »Weil ich zuerst nur eine vage Ähnlichkeit der Gesichter gesehen habe. Der Tote war anders angezogen und hat einwandfrei einem weitaus höheren Stand angehört.«
    Eine Stimme rief vom Haus her.
    »Maman«, flüsterte Marthe. »Ich muss zu ihr.« Und dann verschwand sie zwischen den Bäumen.
    »Kommen Sie«, sagte Poirot, nahm meinen Arm und steuerte die Villa an.
    »Was denken Sie jetzt?«, fragte ich gespannt. »Stimmt diese Geschichte, oder hat sie sie erfunden, um den Verdacht von ihrem Liebsten

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