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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einfach nicht. Er scheint nichts zu seiner Verteidigung vorbringen zu können. Es war ungeheuer schwer, ihm überhaupt irgendeine Antwort zu entlocken. Er leugnet einfach und sucht dann in äußerst hartnäckigem Schweigen seine Zuflucht. Ich werde ihn morgen wieder verhören, vielleicht möchten Sie zugegen sein?«
    Diese Einladung nahmen wir mit empressement an.
    »Ein tragischer Fall«, seufzte der Untersuchungsrichter. »Und mein ganzes Mitgefühl gilt Madame Renauld.«
    »Wie geht es Madame Renauld?«
    »Sie ist noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Und in gewisser Hinsicht ist das ein Segen, die arme Frau, ihr bleibt viel erspart. Die Ärzte sagen, es bestehe keine Gefahr, aber wenn sie wieder zu sich komme, werde sie so viel Ruhe wie möglich brauchen. Offenbar sind der Schock und ihr Sturz an ihrem derzeitigen Zustand gleichermaßen schuld. Es wäre entsetzlich, wenn ihr Verstand darunter gelitten hätte, aber es würde mich nicht wundern – nein, wirklich nicht.«
    M. Hautet lehnte sich zurück und schüttelte, während er diese düstere Vorhersage machte, mit einer Art bekümmertem Vergnügen den Kopf.
    Dann riss er sich endlich zusammen und sagte: »Ach, übrigens, ich habe einen Brief für Sie, Monsieur Poirot. Wo habe ich den denn nur hingelegt?«
    Er durchwühlte seine Papiere. Schließlich fand er den Brief und reichte ihn Poirot.
    »Er wurde mir zugesandt, damit ich ihn an Sie weiterleite«, erklärte er. »Aber da Sie keine Adresse hinterlassen hatten, war mir das nicht möglich.«
    Poirot betrachtete den Brief neugierig. Die Adresse war in einer geschwungenen ausländischen Schrift gehalten, die zweifellos von einer Frau stammte. Poirot öffnete den Brief nicht. Er steckte ihn in die Tasche und erhob sich.
    »Dann bis morgen. Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfsbereitschaft und Ihre Freundlichkeit.«
    »Aber nicht doch. Ich stehe immer zur Ihrer Verfügung.«
    Als wir das Haus gerade verlassen wollten, begegnete uns Giraud, der stutzerhafter aussah denn je und offenbar sehr mit sich zufrieden war.
    »Aha! Monsieur Poirot«, rief er munter. »Sie sind also aus England zurückgekehrt?«
    »Wie Sie sehen«, erwiderte Poirot.
    »Der Fall wird jetzt ja wohl bald abgeschlossen sein, nehme ich an.«
    »Da stimme ich Ihnen zu, Monsieur Giraud.«
    Poirot sagte das mit leichter Resignation. Sein kleinlautes Auftreten schien den anderen zu entzücken.
    »Und was für ein Wickelkind von Verbrecher! Völlig unfähig zu irgendeiner Verteidigung. Wirklich außergewöhnlich.«
    »So außergewöhnlich, dass es zu denken gibt, finden Sie nicht?«, deutete Poirot in sanftem Ton an.
    Aber Giraud hörte nicht einmal zu. Er schwenkte freundlich seinen Stock.
    »Na, guten Tag, Monsieur Poirot. Es freut mich, dass auch Sie endlich von der Schuld des jungen Renauld überzeugt sind.«
    »Pardon! Aber ich bin nicht im Geringsten überzeugt. Jack Renauld ist unschuldig.«
    Giraud starrte ihn kurz an – dann prustete er los, tippte sich auf die für ihn typische Weise an den Kopf und sagte: »Toqué!«
    Poirot streckte sich. Ein gefährliches Leuchten war in seine Augen getreten.
    »Monsieur Giraud, während der gesamten Ermittlungen haben Sie mich ganz bewusst immer wieder beleidigt. Jemand muss Ihnen eine Lektion erteilen. Ich bin bereit, um fünfhundert Franc mit Ihnen zu wetten, dass ich Monsieur Renaulds Mörder früher finden werde als Sie. Schlagen Sie ein?«
    Giraud starrte ihn hilflos an und murmelte noch einmal: »Toqué.«
    »Na los«, drängte Poirot. »Schlagen Sie ein?«
    »Ich möchte Sie wirklich nicht berauben.«
    »Beruhigen Sie sich – das werden Sie nicht.«
    »Ach. Na gut, ich schlage ein! Sie behaupten, ich hätte Sie beleidigt. Nun, das eine oder andere Mal hat Ihr Verhalten mich verärgert.«
    »Das höre ich nur zu gern«, sagte Poirot. »Guten Morgen, Monsieur Giraud. Kommen Sie, Hastings.«
    Schweigend ging ich neben ihm her. Mein Herz war schwer. Poirot hatte seine Absichten nur zu deutlich werden lassen. Ich glaubte immer weniger an meine Fähigkeiten, Bella vor den Folgen ihrer Tat zu retten. Diese unselige Begegnung mit Giraud hatte Poirot angestachelt und ihn zur Aufbietung aller Kräfte angespornt.
    Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter, und als ich mich umdrehte, erblickte ich Gabriel Stonor. Wir blieben stehen und begrüßten ihn, und er bot an, uns zum Hotel zu begleiten.
    »Und was führt Sie hierher, Monsieur Stonor?«, fragte Poirot.
    »Wir müssen zu unseren Freunden

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