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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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später fuhren wir vor der Villa Marguerite vor. Marthe erwartete uns schon an der Tür, sie umklammerte Poirots Hand und ließ ihn ein.
    »Ah, da sind Sie – wie gütig von Ihnen. Ich war so verzweifelt, ich wusste nicht, was ich tun soll. Ich darf ihn nicht einmal im Gefängnis besuchen. Ich leide unsäglich. Ich verliere fast den Verstand! – Und stimmt es, was die Leute reden, dass er das Verbrechen nicht abstreitet? Aber das ist doch Wahnsinn! Er kann es einfach nicht gewesen sein. Ich werde das niemals auch nur für eine Minute glauben.«
    »Ich glaube es auch nicht, Mademoiselle«, sagte Poirot sanft.
    »Aber warum sagt er dann nichts? Ich begreife das nicht.«
    »Vielleicht will er jemanden decken«, meinte Poirot, der sie nicht aus den Augen ließ.
    Marthe runzelte die Stirn.
    »Jemanden decken? Meinen Sie seine Mutter? Ach, die habe ich von Anfang an verdächtigt. Wer erbt denn dieses riesige Vermögen? Sie. Es ist leicht, sich in Witwenschleier zu hüllen und die Heuchlerin zu geben. Und als Jack verhaftet wurde, ist sie angeblich einfach so umgefallen.« Sie machte eine dramatische Handbewegung. »Und zweifellos hat Monsieur Stonor, der Sekretär, ihr geholfen. Die beiden stecken bestimmt unter einer Decke. Sie ist zwar älter als er – aber was interessiert das die Männer, wenn eine Frau reich ist!«
    In ihrem Tonfall lag eine Spur von Bitterkeit.
    »Stonor war in England«, wandte ich ein.
    »Das sagt er – aber was wissen wir?«
    »Mademoiselle«, sagte Poirot ruhig, »wenn wir zusammenarbeiten wollen, Sie und ich, dann muss alles ganz klar sein. Darf ich Ihnen als Erstes eine Frage stellen.«
    »Ja, Monsieur?«
    »Ist Ihnen der wirkliche Name Ihrer Mutter bekannt?«
    Marthe sah ihn einen Moment lang an, dann ließ sie ihren Kopf auf ihre Arme sinken und brach in Tränen aus.
    »Aber, aber«, sagte Poirot und streichelte ihre Schulter. »Beruhigen Sie sich, petite, ich sehe, dass Sie es wissen. Nun eine zweite Frage: Wussten Sie, wer Monsieur Renauld war?«
    »Monsieur Renauld?«, wiederholte sie, hob den Kopf und blickte Poirot fragend an.
    »Ah, ich sehe, Sie wissen es nicht. Und nun hören Sie mir genau zu.«
    Schritt für Schritt ging er den Fall durch, so, wie er es am Tag unserer Überfahrt nach England für mich getan hatte. Marthe lauschte atemlos. Als er geendet hatte, holte sie tief Luft.
    »Sie sind einfach wundervoll – großartig! Sie sind der größte Detektiv der Welt!«
    Gleich darauf war sie von ihrem Stuhl gerutscht und kniete mit einer Hingabe vor ihm nieder, die es nur in Frankreich geben konnte.
    »Retten Sie ihn, Monsieur«, sagte sie weinend. »Ich liebe ihn so sehr. Oh, retten Sie ihn, retten Sie ihn – retten Sie ihn!«

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Eine unerwartete Entwicklung
     
    A m nächsten Morgen waren wir dabei, als Jack Renauld verhört wurde.
    Ich war entsetzt, zu sehen, wie sehr sich der junge Häftling in der kurzen Zeit verändert hatte. Seine Wangen waren eingefallen, tiefe schwarze Ringe umgaben seine Augen, er sah verhärmt und gequält aus, wie jemand, der sich nächtelang vergeblich um Schlaf bemüht hat. Er zeigte keinerlei Regung, als er uns sah.
    »Renauld«, begann der Untersuchungsrichter, »leugnen Sie, dass Sie in der Mordnacht in Merlinville gewesen sind?«
    Jack antwortete nicht sofort, dann sagte er mit Mitleid erregendem Zaudern: »Ich – ich – ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich in Cherbourg war.«
    Der Untersuchungsrichter fuhr herum.
    »Holen Sie die Zeugen vom Bahnhof.«
    Gleich darauf öffnete sich die Tür, und ein Mann trat ein, in dem ich einen Träger vom Bahnhof Merlinville erkannte.
    »Sie hatten in der Nacht des siebten Juni Dienst?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Sie waren dabei, als der Zug um zwanzig vor zwölf einfuhr?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Sehen Sie sich diesen Mann an. War er einer der Fahrgäste, die aus diesem Zug ausgestiegen sind?«
    »Ja, Monsieur.«
    »Es besteht nicht die Möglichkeit, dass Sie sich irren?«
    »Nein, Monsieur. Monsieur Jack Renauld ist mir sehr gut bekannt.«
    »Und im Datum können Sie sich auch nicht irren?«
    »Nein, Monsieur. Denn am Morgen darauf, am achten Juni, haben wir ja von dem Mord erfahren.«
    Ein weiterer Eisenbahnangestellter wurde hereingeführt und bestätigte die Aussage seines Kollegen. Der Untersuchungsrichter schaute Jack Renauld an.
    »Diese Männer haben Sie einwandfrei identifiziert. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Jack zuckte mit den Schultern.
    »Nichts.«
    »Renauld«, sagte

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