Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
zuallererst von deinem speziellen Übernachtungspaket mit den vielen Vorteilen erzählt, vielleicht auch noch von unserem Musikprogramm … die Bowle fand ganz zum Schluss am Rande noch Erwähnung. Und ich wette, du hast den Leuten noch mal einen kleinen Nachlass angeboten, wenn sie, was die Mumie betrifft, nicht ganz so schweigsam sind.«
»Eine Nonne wettet nicht«, entrüstete sich Valentin, aber er war rot geworden.
»Doch, denn diese Wette gewinnt die Nonne.«
Die restlichen Minuten der Überfahrt lauschte Althea den Wetterprognosen des Inselwirts und hoffte, dass er nicht recht behielt. Vorausgesagt wurde sibirische Polarluft mit Eisregen, heftigen Stürmen und ergiebigem Schnee. Sie wollte ihm kein Wort glauben. Vielleicht war es aber auch nur seine kleinliche Rache.
* * *
Es war nicht zu übersehen. An der Eiche hatte sich zur angekündigten Zeit am Nachmittag die Forschergruppe mit ihren verschiedenen Werkzeugen eingefunden. Althea würde später noch einen Blick auf die Leute werfen, aber zuerst …
»Schwester Althea! Gut, dass endlich jemand da ist, dem man eine Aufgabe übertragen kann.« Eine Aufgabe. Sie hätte Valentin darum bitten sollen, sie auf der anderen Seite abzusetzen, um den Nebeneingang benutzen zu können.
Diese Aufgaben hatten es in sich.
Die Priorin rang die Hände, denn es ging drunter und drüber. Althea hatte eigentlich etwas übrig für diesen Zustand leichten Durcheinanders, aber nicht, wenn man nicht mehr wusste, wie man alles schaffen sollte. »Schwester Anglinas Kaffee schmeckt scheußlich, und Tee trinkt keiner von ihnen. Wir könnten Valentin fragen, ob er uns welchen macht, aber lieber frage ich dich.«
»Valentins Kaffee schmeckt auch scheußlich. Ich kümmere mich gleich darum.« Das war eine leichte Aufgabe.
»Und würdest du dann bitte in der Nähe bleiben? Die Rechtsmedizinerin hat Agathe auf der Rolltrage in die Küche gebracht, angeblich wegen dem Licht und weil es dort hygienisch ist. Jetzt weigern sich die Schwestern, dort hineinzugehen, wo der Leichnam liegt.«
Kaffee kochen in einer Leichenkammer, das war allerdings ein Problem, aber nicht Altheas.
Sie eilte in ihre Klosterzelle im ersten Stock und zog den Mantel aus und ihr Ordensgewand. Dann schlüpfte sie in eine Jeans und einen warmen Rollkragenpulli. Dazu passten die Stiefel jetzt besser.
»Ausnahmsweise«, erklärte sie ihrem Mitbewohner. »Weil es unter dem Ding so grässlich zieht.«
Althea lief die Treppen wieder hinunter und in die Küche.
Der Rechtsmedizinerin gefiel also das einfallende Licht. Normalerweise stimmte das, nur gerade schluckten die Wolken und der Schnee nahezu sämtliches Licht. Hygienisch aber war es.
Das Kloster hatte eine Teemaschine, doch den Kaffee würde sie von Hand brühen. So schmeckte er besser.
Am Durchgang zur Speisekammer wachte Agathe. Althea schob die Rolltrage ein wenig zur Seite, sie musste dort hinein. Den Kaffee hatte sie selbst bestellt, weshalb sie auch sicher wusste, dass sie welchen vorrätig hatten. Sie schnitt die luftdichte Verpackung auf und atmete den Geruch tief ein. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, und sie war dankbar, an einem ganz normalen Wochentag eine Tasse guten Kaffees zu ergattern. Das hatte sie jedenfalls fest vor, und wenn sowieso niemand hier hereinkam …
Doch gerade, als sie den Deckel der Thermoskanne zuschraubte, kam jemand.
»Sie sind aber mutig«, sagte eine schlanke rothaarige Frau. Sie trug einen Schal um den Hals, der auch noch die untere Hälfte ihres Gesichts verdeckte. Ihre Stimme klang etwas rau, oder sie war erkältet. Die Haare trug sie hochgesteckt, und Althea musste an kalte Ohren denken.
Sie gab Althea die Hand. »Siglinde Servus, Professorin der Rechtsmedizin«, stellte sie sich vor.
»Schwester Althea«, gab Althea zurück.
»Sieht man nur am Kopfschmuck«, sagte die Professorin.
»Ist das Kaffee?«, fragte sie. »Wunderbar.«
Althea nahm zwei Tassen aus dem Schrank, stellte Zuckerwürfel und Sahne auf die Arbeitsplatte und schenkte für Frau Professor und sich ein. »Hm, der ist richtig gut«, lautete ihr Kompliment. »Da werden sich die Kollegen draußen freuen.«
Ein gutes Stichwort, und sie setzte Wasser für eine zweite Kanne auf.
»Was kann Ihnen die Mumie alles verraten?«, wollte Althea wissen. Immerhin waren sie gerade in ihrer Küche und tranken ihren Kaffee. So ungefähr jedenfalls.
»Alles«, lautete die einfache Antwort. »Wie alt sie war, woran sie starb, wo sie hauptsächlich gelebt
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