Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
hat, was sie gegessen hat, wie fit sie war …«
»Spannend«, sagte Althea, aber die Frau konnte doch nicht vorhaben, Agathe hier in der Küche aufzuschneiden?
Als hätte sie Altheas Gedanken gehört, sagte Frau Professor: »Meinen Assistenten hat’s ereilt, Grippe. Wäre gut, wenn Sie mir ein bisschen zur Hand gehen könnten, Schwester Althea.«
Eine Mumienöffnung in einer Klosterküche. Das würde Jadwiga zu verhindern wissen.
»Eine Herausforderung?«, fragte Althea, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ein kleiner Scherz«, gab Frau Professor zu. »Ich werde sie mir nur kurz anschauen, morgen nehme ich sie mit nach München. Aber wir bekommen heute keine Fähre mehr, und im Boot kann sie nicht transportiert werden. Ich bringe sie nachher auch wieder zurück, die Tote kann ja schlecht in der Küche bleiben. Sonst verhungern die Schwestern.« Sie lachte.
»Die Schwestern würden zum Klosterwirt gehen, und der würde die Situation schamlos ausnutzen.« Althea wollte die Frau nicht auffordern, den Mund zu halten, sie aber wenigstens warnen. »Er ist hinter einer Sensation her, passen Sie auf.«
»Und er erzählt gern Geschichten. Ich hab bereits Bekanntschaft mit Valentin Zeiser gemacht. Keine Sorge, die Einzigen, die von mir etwas erfahren, sind das Kloster und wen es sonst noch angeht.«
Wen, dachte sie denn, würde es sonst angehen?
»Ich habe schon einige Leichenverstecke gesehen, aber nie in einem Baum. Das ist ziemlich einmalig.«
Das glaubte Althea ihr aufs Wort.
Sie machte die zweite Kanne fertig und packte einen Korb; es machte ein wenig den Eindruck, als würde sie ein Picknick vorbereiten. Sie kündigte an, Frau Professor kurz allein zu lassen.
Der Ostwind pfiff garstig um die Ecken. Altheas Rollkragenpulli war angenehm, aber das genügte nicht. Wenn sie länger draußen sein müsste, würde sie wieder den Mantel anziehen.
Kaum waren Althea und der Korb in Sichtweite, wurden sie bereits freudig begrüßt.
»Kaffee?«, fragte eine dunkelhaarige kleine Frau, die rosa Plüsch-Ohrenschützer trug. »Wer hat ihn gemacht? Hoffentlich nicht wieder die Schwester von vorhin. Ich will ja nicht undankbar sein, aber der war nichts«, meinte sie.
»Nicht diese Schwester. Wenn Ihnen der hier nicht schmeckt, dann bin ich diejenige, die Sie suchen.«
»Endlich kümmert man sich richtig um uns!«, sagte ein langhaariger, bärtiger junger Mann, der ein gruselig großes Loch im Ohrläppchen hatte, durch das ein schwarzer Ring getrieben war.
»Kann ich irgendwie helfen?«, erkundigte er sich gut gelaunt und nahm ihr den Korb ab. »Wo ist denn unsere Mumienschneiderin? Hat sie ihre Drohung wahr gemacht und die Tote in die Küche transportiert?« Er suchte nach einem Platz für den Inhalt des Korbes. Althea hatte einige Stückchen Kuchen aus der Vorratskammer stibitzt, ohne zu fragen. Immerhin wollte sie etwas erfahren …
Althea bestätigte ihm, dass die Mumienschneiderin mit Agathe in der Küche sei.
»Agathe, die das Feuer löscht – sehr passend«, sagte ein großer Dunkelhaariger und lugte um den Baum herum. »Sieht gut aus, was Sie für uns eingepackt haben«, meinte er, woraufhin der Blonde sich den Korb besitzergreifend unter den Arm klemmte. »Heute gehörst du nicht zum Team, aber wenn du brav bist, geben wir vielleicht was ab. Ich stelle uns mal kurz vor und lasse jeweils Doktor und Professor weg. – Plüschohr ist Constanze Heiß, sie ist zuständig für Naturwissenschaften, in diesem speziellen Fall das Phänomen, wie sich der Baum wieder selbst verschlossen hat, und die Harzbildung.« Constanze nickte ihr zu.
Der Blonde deutete auf sich. »Dieter Hardy. Ich habe grade nicht viel zu tun, aber ich spekuliere auf das Hemdchen der Mumie und auf das Fesselungsmaterial. Zuständig für Naturfaserstoffe und deren Identifizierung.« Er deutete eine kleine Verbeugung an.
Althea verkniff sich die Frage, ob das Ding in der knorpeligen Ohrhaut wehtat. Wahrscheinlich nicht. Gut, dass Piercings und diese Verschönerungen in ihrer Jugend noch nicht so dramatisch in Mode gewesen waren; Althea hätte gewiss mit einer Tätowierung geliebäugelt.
Zuletzt tippte der Blonde dem Dunkelhaarigen, der nicht im Team war, auf die Brust.
»Ohne besonderes Markenzeichen. Karl Lichtenfels, der Langweiler unter uns Kriminalisten – nämlich Kunsthistoriker. Und der hat hier definitiv nichts zu tun, er hat einen anderen Auftrag. Der Klosterwirt hat ein altes Gemälde, über das er einiges erfahren möchte. Außerdem
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