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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Die Hand mit dem Messer hat ihr Werk vollendet und greift jetzt zu einer Schüssel mit einer blauen Flüssigkeit. Mit einem Pinsel träufelt sie das giftige Verderben in die kleinen Wunden. Sie wiederholt es so lange, bis die Schüssel geleert ist. Die Nackte bäumt sich auf. Tränen stürzen aus ihren Augenwinkeln, ihr Mund schreit die Anklage hinaus. Die Augen werden weit.«
    Für Althea sah es aus, als würde die alte Kath von einer inneren Kraft nach hinten gerissen. Sie konnte nichts für sie tun. Kaths Gesicht hatte sich tatsächlich verändert.
    »Langsam verklingt ihr Atem. Alles ist still. Die Worte der Betenden verhallen. Die Hände lassen los, es gibt keine Gegenwehr mehr. Schweigend wird ihr ein weißes Leinenhemd über den Kopf gezogen. Die Hand mit dem Ring öffnet ihr den Mund und legt ein Pergament hinein.«
    Althea ertappte sich dabei, wie ihr Zeigefinger über ihren Mund strich. Kath sank in sich zusammen. Wie lange würde es dauern, bis sie zurück im Hier und Jetzt war?, fragte sich Althea.
    Die Minuten verstrichen, dann veränderte zuerst der Fuchs seine Stellung, und gleich darauf schlug Kath die Augen auf und setzte sich gerade hin. »Schauderhaft«, flüsterte sie, und räusperte sich.
    Althea ließ ihr noch einige Minuten; dieses Sehen war sicher eine ganz eigene Herausforderung für den Geist.
    »Das geschah in der Büßerzelle. Weißt du wann?«, fragte Althea.
    »Vor langer Zeit. Ich habe keine Gesichter gesehen, da waren nur Hände und Stimmen.«
    »Was war das für ein Zeichen, das ihr in die Haut geschnitten wurde?«
    »Das wirst du schon bald erfahren«, sagte Kath, »Althea, das war nur der Beginn. Mit ihr hat alles angefangen.« Kurz entfernte sich ihr Blick wieder. »Ich sah den Ring. Du weißt, wer ihn noch heute trägt.«
    »Er zählt zu den Insignien einer Äbtissin«, sagte Althea.
    Eine Äbtissin hatte getötet. Wie undenkbar wäre es, sich Zeta als Mörderin vorzustellen. Dieser Mord geschah wahrscheinlich vor Jahrhunderten.
    »Wer Wind sät, wird Sturm ernten … es war Gift, oder? Warum Gift?« Althea überlegte. So wie Kath es beschrieben hatte, hatte es schnell gewirkt.
    »Du willst wissen, was in diesen Windsamen war … ich habe darauf keine Antwort. Aber die Frau war eine, die ihr Gelübde abgelegt hat, sie war Nonne.«
    Althea hatte eigentlich auch nichts anderes angenommen. »Jemand hat das Pergament aus ihrem Mund genommen. Jadwiga meint, keine der Schwestern, aber ich meine schon.«
    »Agathe war nicht das Opfer, Althea. Du musst aufpassen. Alte Geschichten haben Widerhaken, die sich nicht ohne Verletzungen entfernen lassen.«
    Doch was dieser Widerhaken anrichten konnte, würde die alte Kath erst viel später sehen.
    Althea blieb in Gedanken noch ein wenig in Gollenshausen, bei Kath und ihrem Fuchs, während sie davonstiefelte in Richtung Gstadt. Sie hatte den Klosterwirt angerufen und gebeten, am Steg abgeholt zu werden. Er war pünktlich, sie stand gerade eine Minute in der Kälte.
    Valentin Zeiser bewunderte ausgiebig Altheas neue Stiefel, als sie zu ihm ins Boot stieg. Sie war fast drei Stunden unterwegs gewesen und hatte für allerhöchstens dreißig Minuten ein Alibi.
    »Frauen sind unentschlossen, wie man weiß, aber was wirst du deiner Schwester Jadwiga erzählen?«, fragte er mit einem Lächeln, das ein bisschen heimtückisch wirkte.
    »Du neugieriger Kerl, erzähl mir lieber, ob die Forscher schon angekommen sind.«
    »Sind sie, und ich habe von deiner unnachahmlichen Bowle erzählt, worauf sich zwei von vier spontan entschlossen haben, ihren Aufenthalt bis zum Christkindlmarkt zu verlängern.«
    Oh ja, Altheas einzigartige Bowle. Valentin übertrieb maßlos.
    Im Vorjahr hatte sie eine Zusammenstellung von Schattenmorellen, Bananen, Äpfeln, Ananas und Kiwi serviert. Das Ganze wurde mit Amaretto aufgefüllt, bis das Obst bedeckt war, zog dann zwei Stunden und wurde anschließend mit Rotwein und Sekt aufgegossen. Eine Rezeptur, die unter nicht schwierig fiel.
    Ihre Marzipanbowle war dagegen ein anderes Kaliber. Althea biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte keine Ahnung, ob das mit dem Marzipan funktionierte. Sie würde es in den nächsten Tagen ausprobieren müssen. Heute, wenn sie richtig rechnete, denn spätestens morgen kamen die Aussteller auf die Insel, und schon am Wochenende eröffnete der Christkindlmarkt.
    Die Socken mussten auch noch fertig werden. Langsam wurde es fürchterlich eng. Sie zeigte mit einem Finger auf Valentin.
    »Du hast sicher

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