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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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tatsächliche Sünde ging; jedenfalls nicht um eine, die mit ihr zu tun hatte.
    Althea kam es wie eine Beichte vor, und Zetas Blick verschwamm zunehmend. Jetzt redete sie von ihren kalten Füßen und dass sie sich den Tod geholt habe. Sie lachte dazu.
    Auf dem Gang waren Stimmen zu vernehmen. Die Tür ging auf, und Pfarrer Müller betrat das Zimmer. Sein Mienenspiel hatte für Althea stets etwas leicht Überhebliches – Blasius Müller verurteilte, vergab und erlöste.
    Während Jadwiga schweigend den kleinen Tisch mit einem weißen Tuch deckte und die heiligen Öle, Kerzen, ein Gefäß mit Weihwasser samt einem Zweig zum Besprengen bereitstellte, fragte die salbungsvolle Stimme des Pfarrers, ob Schwester Zeta gern ihr Gewissen erleichtern würde.
    Zeta deutete dem Pfarrer, er solle sich zu ihr herunterbeugen, und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Was auch immer es war, Blasius Müller bekam einen roten Kopf und schluckte.
    Dann wandte er sich um. Zeta wollte offenbar nicht beichten.
    Zu Althea sagte sie: »Die Vergebung meiner Sünden mache ich selbst mit dem Herrgott aus.« Althea hätte ihr gern bestätigt, dass das eine gute Wahl war, aber dafür hätte sie der Pfarrer lebendig verspeist.
    »Die Äbtissin ist offenbar verwirrt.« Ungehalten deutete er auf Althea. »Sie wagt es, in Jeans an ein Sterbebett zu treten.«
    Althea ignorierte ihn. Sie würde sich schleunigst davonmachen, sonst lief sie noch Gefahr, eine unpassende Antwort zu geben.
    »Ich entzünde jeden Abend ein Licht für dich – Gott mit dir, liebe Schwester.« Es war ihr Abschied. Zeta gab ihr den Socken zurück, und Althea legte ihn in ihren Beutel. Dann nickte sie allen Anwesenden kurz zu und verließ das Krankenzimmer.
    »Blasierter Kerl!«, schimpfte Althea und pfefferte ihren Beutel aufs Bett. Aber ihre Wut war schnell verraucht. Ihr stiller Mitbewohner schien sie mitleidig anzuschauen. »Ich bin die Geheimniswahrerin«, verriet sie dem Stillen. »Nur weiß ich nicht, was ich da wahre. Woran ich trage.«
    Althea strich über ihre Jeans. Da wusste sie, was sie trug.
    »Zeta wird mir fehlen«, sagte sie. »Und eine Bestattung im Winter ist eine eisige Angelegenheit.«
    Sie hätte sich besser auch Strumpfhosen gekauft. Aber die könnte man ja in Jadwigas fürchterlichem Katalog bestellen. Nur für den Winter und nur, weil sie vielleicht an einem oder zwei Tagen in einem der Christkindlmarkt-Stände des Klosters als Verkaufsschwester stehen würde. Dann wäre es nicht mehr so kalt unter dem Ordensgewand. »Strumpfhosen mochte ich noch nie«, vertraute sie ihrem Mitbewohner an.
    Althea dachte an die Geheimnisse, und dass sie die alte Schwester gern gefragt hätte, wo diese anderen Tagebücher waren. Ihr Versprechen kam ihr sehr leichtsinnig vor.
    Und am nächsten Tag würde sie auch noch der Archivar beehren. Er würde seine Nase in alles stecken. Wie sollte Althea da unbehelligt suchen?
    Aber zunächst musste sie sich um etwas anderes kümmern.
    »Ich habe nicht mal eine schöne Kerze für Zeta.« Sie würde Heloise fragen, die sich mitunter auch um den Klosterladen kümmerte. Am besten gleich.
    Und danach die Sache mit dem Marzipan versuchen, im Anschluss daran ihren dritten Socken anfangen und danach einige Seiten im Tagebuch lesen. Und dann … hoffentlich schlafen.
    Agathe auf ihrer Rolltrage war aus der Küche verschwunden, und Althea konnte in aller Ruhe – die sie nicht empfand – mit ihrer Weihnachtsmarzipanbowle experimentieren.
    Sie hatte eigens dafür Früchte bestellt. Beeren, Trauben und exotische Trockenfrüchte. Würze verleihen sollten der Komposition Zimt, Ingwer, Kardamom und Sternanis. Ein kleines Stückchen Marzipan genügte, weil sie auch von den anderen Zutaten nur kleine Mengen verwendete. Vorsichtig auflösen, und dann den Alkohol – sie würde es mit einem großen Schluck Rotwein probieren – dazugießen. Sie rührte und goss, und rührte und probierte.
    »Ich glaube, es lässt sich genießen«, meinte sie schließlich.
    Sehr beruhigend, sonst würde Jadwiga sie wieder mit diesem tadelnden Blick betrachten. Irgendwann wäre es der letzte Tadelblick, und Althea müsste ihre Koffer packen.
    Was geschah mit ungehorsamen Nonnen? Ihr ging auf, sie hatte sich das im Sommer schon einmal gefragt. Nur war sie da knapper denn je an diesem Punkt angelangt gewesen.
    Althea setzte sich an den Tisch und goss sich ihre Versuchsbowle ein. Der Alkohol sorgte in ihrem Gehirn für etwas Nebel.
    Irgendwo klappte ein Fenster, und sie wusste

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