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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nicht länger als Freund.«
    Heidelinde fragte ihn, wen sie sonst noch anrufen könnte, einen seiner anderen Freunde oder ein Mädchen, das er mochte, irgendjemanden.
    »Niemanden. Andi hat nur verbrannte Erde zurückgelassen. Er klingt wie ein Hassprediger. Und das einzige Mädchen, das ihn interessierte, war Leonie. Vielleicht hat er ihr auch den Scheiß mit den verurteilten Hexen, den Hexenrichtern und den brennenden Scheiterhaufen erzählt. Tut mir leid, Linde. Wirklich. Sag ihm, wenn er wieder normal ist, kann er mich anrufen.«
    Heidelinde hielt sich eine Hand vor den Mund, weil sonst ein Schluchzen herausgekommen wäre.
    Das hatte sie doch nicht gewollt. Sie hatte recherchiert, und am Anfang fand sie es spannend. Aber dann fanden sich in den vielen Geschichten allmählich Namen, die Menschen bekamen Schicksale – und es waren nicht länger bloße Geschichten. Es war ihrer aller böse Vergangenheit.
    Sie würde sich ablenken und ein neues Backrezept ausprobieren. Wenn sie etwas backte, das sie im Schlaf konnte, dann müsste sie sich nicht konzentrieren und würde nur wieder grübeln. Daher beschloss sie, Nougat-Marzipan-Sterne zu backen, die sie noch nie gemacht hatte. Auf dem Bild in der Zeitschrift sahen sie aus wie kleine Kunstwerke. Perfekt musste ihr Backwerk ja nicht sein, aber annähernd so aussehen sollten die Plätzchen schon. Sie würde sich bemühen.
    Nebenbei lief das Radio. Musik, aktuelle Meldungen, ein bisschen Politik und das Wetter. Und während der Arbeit in der Küche hörte sie ganz gern, was in der Gegend vor sich ging.
    Heidelinde machte zuerst den Teig, er sollte eine Stunde im Kühlschrank ruhen. Sie hatte nie so recht verstanden, warum, und summte ein wenig mit zu »Substitute« von Clout.
    Ersatz würde ihr Sohn hoffentlich auch bald für Leonie Haberl finden. So ein Blödsinn, schimpfte sie sich. Andreas war gerade mal neunzehn, er hatte das Leben noch vor sich.
    Er war immer unbeschwert gewesen, hatte vielleicht auch vieles gar nicht so ernst genommen, umso schlimmer war diese tief greifende Veränderung. In Heidelindes Erinnerung saßen sie hier in der Küche auf den Hockern an der kleinen Theke und hörten ein Gewinnspiel im Radio. Sie hatte die Antwort gegeben, aber Andreas hatte den Kopf geschüttelt und erklärt: »Stimmt nicht.« Es ging um eine der Figuren in Waldemar Bonsels »Biene Maja«. Wer ist ein Mistkäfer und gibt sich als Rosenkäfer aus? Sie hatte auf Fridolin getippt, aber das war der Borkenkäfer. Der hochstapelnde Mistkäfer war Kurt.
    Jemand, der über Biene Maja Bescheid weiß, kann den Blick doch nicht plötzlich nur noch in die Dunkelheit richten. Wollte sie sich das einreden? »Linde, das klappt nicht«, flüsterte sie und schob die Ärmel des leichten Pullis zurück.
    Als Nächstes würde sie das Marzipan dünn ausrollen und Sterne ausstechen. Sie warf einen Blick ins Rezept; keine Musik mehr, dafür eine Meldung. Mord auf Frauenchiemsee.
    Der Teigroller fiel Heidelinde aus der Hand. Sie keuchte entsetzt und hielt sich an der Arbeitsplatte fest.
    Leonie. Um Himmels willen! Tränen schossen ihr in die Augen. Sie war kein panischer Mensch, aber jetzt packte sie die Angst. Es hatte keinen Sinn, sich beruhigen zu wollen, sie würde nicht ruhig werden.
    Martin brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis er an sein Telefon ging. Würde es ihm immer noch reizvoll erscheinen, im Hier und Jetzt zu leben, wenn er die Nachricht gehört hatte?
    »Es ist grade ganz schlecht«, gab er ihr zu verstehen. Da konnte sie ihrem Mann nur beipflichten.
    »Sie bringen es im Radio – Andreas hat Leonie getötet.«
    Was hatte sie da gesagt?
    * * *
    Dieser Tag hatte ebenso rätselhaft begonnen, wie der vorige geendet hatte.
    Marian wiederzusehen, das war wie ein warmer Wind, auf seine Tante hatte er sich richtig gefreut. Doch ansonsten herrschte auf dieser Insel im Chiemsee gerade Eiszeit.
    Die Anfrage käme von ganz oben, hatte ihm sein Vorgesetzter unterjubeln wollen. Der Erzbischof von München und Freising habe um Unterstützung gebeten. Das war in Stefan Sanders’ Augen aber die Katholische Kirche, und ganz oben hieß da der Papst.
    Eine Lügerei.
    Was hatte die Mordkommission damit zu tun? Eine befriedigende Antwort hatte er nicht bekommen. »Zwei Morde im Zeichen des Kreuzes. Machen Sie sich an die Auflösung, Sanders.« Arno Wendlsteiner, wie man ihn kannte – nicht ernst zu nehmen. Da hatte ihr Dezernat aber schon gewusst, dass das Kreuz nichts damit zu tun hatte. Eher der

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