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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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beträchtliche Mühe gegeben, alles festzuhalten. Die offenen Augen starrten ihn an. Erstaunen. Entsetzen. Schmerz? Die Hand- und Fußgelenke waren mit etwas Dünnem zusammengebunden worden. Er kannte das Material. Er kaufte nicht oft Blumen, aber zum Geburtstag einer Kollegin hatte er kürzlich welche besorgt, und die Stiele waren mit Bast umwickelt gewesen. Eine andere Sorte, aber nichtsdestotrotz das gleiche Material.
    Die letzten Bilder zeigten die Schuhabdrücke, von denen Marian gesprochen hatte.
    »Schwester Althea, was wolltest du da kommentieren?«
    Heidelinde Bacher backte gerade Plätzchen, als er bei den Bachers klingelte. Oder hatte gebacken, bis sie die Nachricht hörte.
    Stefan registrierte als Erstes ihre großen braunen Augen. Sie gaben dem Gesicht Charakter, wirkten anziehend, aber sie waren rot umrandet.
    »Ja?«, fragte sie unsicher. Er hatte sich nicht angekündigt, doch er sah bestimmt nicht aus, als wollte er ihr etwas verkaufen.
    Stefan stellte sich vor, und sie bedeutete ihm einzutreten. Er fragte nach ihrem Sohn. Heidelinde Bacher deutete zum Radio in der Küche, als würde es die Antwort kennen. Aus ihrem linken Augenwinkel kullerte eine Träne. »Sie haben es vorhin gebracht. Leonie ist tot. Andreas hat …« Sie presste die Lippen zusammen.
    »Und mit ihm muss ich dringend sprechen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Diesmal würde er nicht um den heißen Brei herumreden, das konnte er sich gar nicht leisten. »Ich habe Leonies Familie soeben die Todesnachricht überbracht, und Patrick Haberl ist außer sich. Er hat Andreas offen gedroht. Ich muss unbedingt mit Ihrem Sohn reden.«
    »Er ist weg.« Die Worte kamen so schnell, als wäre sie über sie gestolpert. »Das kann er nicht gemacht haben, er hat sie doch geliebt.«
    Verdammt. Weglaufen. Das war das Dümmste, was er hatte tun können. Er war Verdächtiger Nummer eins; die Geschichte von Leonie und Andreas hatte einiges an Potenzial. Liebe, die vielleicht in etwas anderes umgeschlagen war.
    Andreas und Martin Bacher waren am Nachmittag im Kloster gewesen, hatten sich um die Eiche gekümmert. Dann – so hieß es – hätten die beiden ihr Werkzeug zusammengepackt und die Fähre genommen. Sie waren gemeinsam nach Hause gekommen. Was absolut nichts bedeuten musste.
    »Seit wann ist er weg? Und wo könnte er sein?«
    »Ich weiß es nicht genau … ich weiß es nicht.«
    Erste Frage, zweite Frage. Irgendetwas wusste sie und wollte damit nicht rausrücken. Manche Befragungen waren mühsam.
    Andreas musste noch einmal übergesetzt sein, um Leonie zu töten. Und anschließend hatte er sich offenbar irgendwo versteckt, um Kleidung und Werkzeug zu entsorgen, nachdem man die Leiche gefunden hatte. Warum nicht gleich? Weshalb war er so ein Risiko eingegangen?
    Noch etwas war eigenartig: Jemand hatte Marian niedergeschlagen, aber da war es schon ein Uhr morgens.
    Stefan würde in Ruhe darüber nachdenken und noch einmal die Fotos zurate ziehen.
    Bislang hatte er nicht viel mehr gesehen als Leonies Leiche. Er kannte nicht einmal den Tatzeitpunkt, weil Siglinde Servus sich damit zurückhielt. »Ist noch zu spekulativ«, hatte sie ihn abgewimmelt.
    Und das versuchte jetzt auch Heidelinde Bacher. Sie wollte ihn, so schnell es ging, loswerden.
    »Welche Schuhe gehören Andreas?«
    Sie wusste nicht, was er mit der Schuhgröße ihres Sohnes anfangen wollte. Aber seine Tante hatte Abdrücke im Schnee fotografiert. Er sollte zumindest in Erfahrung bringen, ob die Größe übereinstimmte.
    Sie brachte ihm ein Paar Wanderschuhe, keine Winterstiefel, weil er die wahrscheinlich trug. Größe einundvierzig.
    »Wie groß ist Andreas?«
    »Ein Meter fünfundsiebzig«, gab sie ihm die Antwort. Das würde zu dem Schuh passen, den er soeben am Schaft hochhielt. »Ich würde mir auch gern sein Zimmer anschauen«, sagte Stefan.
    Heidelinde erschrak sichtlich. Mütter beschützten, und sie taten es oft wider jede Vernunft. Aber eines hatte sie bislang noch nicht gesagt: Mein-Mann-wird-gleich-da-sein oder etwas in der Art. Und er glaubte auch nicht, dass sie sich zurückziehen und das Feld ihrem Ehemann überlassen würde.
    »Oben. Kommen Sie.« Sie ging vor ihm die Stufen hinauf. Keine einzige knarrte, das fiel ihm zuerst auf.
    Sie öffnete eine Tür und ließ sie aufschwingen. Es war nicht als Einladung gedacht, es hatte etwas von Trotz.
    Stefan betrat kein Jugendzimmer, Andreas Bacher war kein Jugendlicher mehr. Hier hingen keine FC -Bayern-Poster und keine von halb

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