Mord auf Raten
er jedenfalls gesagt.«
»Wir alle wünschen uns irgendetwas, doch manchmal muss es einfach beim Wunsch und beim Träumen bleiben. Was wäre unser Leben ohne Wünsche und Träume?«
»Ich denke aber, dass Sie eine gute Mutter abgeben würden. Warum haben Sie eigentlich noch keine Kinder? Sie sind noch jung, aber die Zeit bleibt nicht stehen, und in ein paar Jahren kann es schon zu spät sein.«
»Es hat bisher nicht geklappt. Außerdem bin ich schon vierunddreißig, auch wenn ich in der Regel jünger geschätzt werde. Aber darf ich erfahren, warum Sie mir diese intimen Fragen stellen? Was hat das mit Klaus zu tun?« Sie drehte sich wieder um, griff zu der Schachtel Zigaretten, holte eine heraus und zündete sie mit dem silbernen Feuerzeug an. Ihre Bewegungen waren fahrig, ihr Blick ging an Brandt vorbei an die Wand.
»Ja, was hat das mit Klaus zu tun.« Brandt presste die Lippen aufeinander, bevor er sagte: »Frau Wedel, ich habe bei meinen Nachforschungen herausgefunden, dass Ihr Schwager zahlreiche Verhältnisse hatte. Ich will auch nicht lange um den heißen Brei herumreden und Sie fragen, ob auch Sie etwas mit ihm hatten.«
Christine Wedels Nasenflügel bebten, sie inhalierte mehrmals kurz hintereinander, drückte die Zigarette aus und trank einen Schluck aus ihrem Glas.
»Wie kommen Sie auf diesen Unsinn?«, sagte sie leise.
»Sie sind eine sehr hübsche und attraktive Frau. Und dazu noch sehr intelligent.«
»Da draußen laufen Millionen attraktiver und intelligenter Frauen herum«, entgegnete sie mit bebender Stimme. Brandt wusste, er hatte ins Schwarze getroffen, er wollte nur noch die Bestätigung aus ihrem Mund hören.
»Ich weiß, aber da draußen laufen nur wenige Klaus Wedels herum, die fast jede Frau um den Finger wickeln können. Wie lange ging das Verhältnis zwischen Ihnen?«
»Woher wissen Sie davon?«, fragte sie mit tonloser Stimme.
»Ich wusste es bis eben gar nicht, es war nur ein Schuss ins Blaue. Ihr Mann ist häufig und manchmal auch sehr lange unterwegs, und dieses Haus erschlägt Sie. Sie langweilensich, weil das Malen beileibe nicht die Erfüllung bringt, die Sie sich vorstellen. Und dann kommt Ihr Schwager und bietet Ihnen die Abwechslung an, nach der Sie sich so sehr sehnen. Sagen Sie mir, wie lange Sie ein Verhältnis mit ihm hatten.«
»Ein Jahr. Aber wir haben uns höchstens vier- oder fünfmal im Monat getroffen. Und das letzte Mal liegt schon lange zurück.«
Brandt kniff die Augen zusammen und fragte: »Wie lange?«
»Januar. Es war übrigens ein rein sexuelles Verhältnis. Und ich weiß auch, dass er noch andere Geliebte hatte, aber das war mir egal. Ich fühlte mich von ihm geliebt, zumindest körperlich.«
»Wusste Ihr Mann davon?«
»Wo denken Sie hin! Ich habe mich mit Klaus immer nur getroffen, wenn Jochen für mehrere Tage unterwegs war. Klaus war auch nie hier, sodass die Nachbarn nie etwas mitbekommen konnten. Weiß Katharina von mir und Klaus?«, fragte sie ängstlich.
»Sie hat nichts davon erwähnt.«
»Werden Sie es ihr sagen?«
»Ich sehe keinen Grund dafür. Aber ich muss Ihnen etwas sagen – Ihr Schwager war HIV-positiv. War Ihnen das bekannt?«
»Sein Pech. Er hätte eben besser aufpassen sollen, mit wem er ins Bett steigt.«
»Erschreckt Sie das gar nicht? Es könnte doch immerhin sein, dass er Sie angesteckt hat.«
»Er hat immer ein Kondom benutzt, das war meine Bedingung.«
»Trotzdem wäre es vielleicht ratsam, sich einem Test zu unterziehen, nur vorsichtshalber. Man kann ja nie wissen.«
»Warum denn? Man kann doch kein Aids kriegen, wenn man ein Kondom benutzt. Oder ist das inzwischen anders?«
Sie lügt, dachte Brandt, aber wie kann ich sie dazu bringen, mir die Wahrheit zu sagen? Und außerdem verschweigt sie mir etwas. Fragt sich nur, was.
»Zwingen kann ich Sie nicht, aber ich fände es trotzdem besser.«
Sie zündete sich eine neue Zigarette an und meinte schließlich: »Aber um Sie zu beruhigen, ich habe schon einen machen lassen. Er ist negativ.«
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Weil ich nicht mit Ihren Fragen gerechnet habe. Ja, ich gebe zu, ich war einsam und habe deshalb die Affäre mit Klaus begonnen. Irgendwann kam ich zu der Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen kann, und habe Schluss gemacht. Ich habe gemerkt, dass Sexualität nicht alles im Leben ist, es spielt nur eine untergeordnete Rolle. Klaus hatte ja genügend andere Frauen, mit denen er sich vergnügen konnte.«
»Haben Sie ihn
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