Mord auf Raten
könnte auch ein Motiv sein. Ich sage nur, wenn Frauen hassen. Und bestimmt hat sich die eine oder andere in ihn verliebt, und wenn es nur in sein Ding zwischen den Beinen war.«
»Aber dann würden die doch nicht mehr in diesen Club gehen, sondern sich einen anderen suchen«, warf Spitzer ein.
»Du kennst die Frauen nicht. Wenn die so sind, wie ich vermute, würden die sich nie die Blöße geben, weil ja jeder fragen würde: ›Warum kommst du nicht mehr zu uns?‹ Diese Vogel mag da eine Ausnahme gewesen sein.« Nicole Eberl sah in die breit grinsenden Gesichter von Spitzer und Brandt und runzelte die Stirn. »Was ist los?«
»Nichts, rein gar nichts«, antwortete Brandt.
»Hab ich irgendwas Falsches gesagt?«
»Nein, jetzt mach dir keinen Kopf …«
»Ich will’s aber wissen«, beharrte sie auf einer Antwort.
»Na gut, wenn’s unbedingt sein muss. Wir denken halt nur, die Vogel hat schon den richtigen Nachnamen.«
»Männer!«, stieß sie lachend hervor. »Auf so was würd ich nicht mal im Traum kommen.«
»Das ist eben der Unterschied«, bemerkte Spitzer. »Doch du wolltest noch was sagen.«
»Ja. Wir könnten es aber auch mit Frauen zu tun haben, die einfach nur das Abenteuer suchen und denen es egal ist, wenn eine Affäre vorbei ist. Der Nächste kommt bestimmt. Dieser Pierre Malet hat’s jedenfalls faustdick hinter den Ohren oder an einer andern Stelle. So wie der aussieht, hat der bestimmt auch schon mit dem halben Club was gehabt. Hast du auf seine Klamotten geachtet?«
Brandt schüttelte den Kopf. »War da irgendwas Besonderes dran?«
»Kannst du dich noch erinnern, wie du im Winter gesagt hast, hundertfünfzig Euro für eine Daunenjacke, als Sarah und Michelle sich eine Helly Hansen gewünscht haben? Das Hemd, das der Junge anhatte, hat mit Sicherheit so viel gekostet wie eine von diesen Jacken, von der Hose und denSchuhen ganz zu schweigen. Und solche Sachen kann man sich nicht vom Gehalt eines Barkeepers leisten, da muss schon noch jemand sein, der einem was hintenrum zusteckt, wenn ihr versteht.«
»Du meinst, er lässt sich kaufen?«, fragte Spitzer zweifelnd.
»Kaufen, kaufen! Er ist kein Callboy, wenn du darauf hinauswillst. Aber es soll Damen geben, die gegen Bares Liebesdienste erwarten. Was Männer können, können Frauen inzwischen auch. Wenn Männer wochenlang auf Geschäftsreise sind oder bis in die Nacht arbeiten oder zumindest behaupten, es zu tun, sich aber in Wirklichkeit mit ihrer Sekretärin oder einer andern Geliebten vergnügen, dann suchen sich Frauen eben ihre Befriedigung auch woanders. Ich bin sicher, Pierre weiß noch eine Menge mehr, aber er wird einen Teufel tun und es uns verraten. Würd ich übrigens auch nicht.«
»Nicole, Nicole«, sagte Brandt gespielt vorwurfsvoll, »wenn ich da was merke.«
»Liebster Peter, ich bin doch nur eine unterbezahlte Polizistin, ich darf an so was nicht mal denken. Und ich bezweifle, dass mein geliebter Mann mir Geld dafür geben würde.«
»Mal was anderes«, wechselte Brandt das Thema, »hat sich die KTU schon gemeldet?«
»Die schicken einen vorläufigen Bericht bald durch. Die waren bis heute früh um drei in der Praxis und auch in der darüberliegenden Wohnung.«
»Ach ja, bevor ich’s vergesse, versucht doch mal eine gewisse Annette Blohm ausfindig zu machen, das ist die Sprechstundenhilfe. Und die Vita von diesem Kaufung sollte auch überprüft werden, und zwar so schnell wie möglich.Schick außerdem jemanden zu Kaufungs Haus, die sollen sich dort mal umsehen. Am besten wäre es, wenn ein Fotograf mitgehen könnte.«
»Sonst noch was?«, fragte Spitzer.
»Nee, ich denke, damit hast du erst mal ein bisschen was zu tun. Und Nicole und ich machen uns auf den Weg …«
»Aber erst tätigst du noch einen Anruf.«
»Was für einen Anruf?«
»Eine schöne junge Frau wartet sehnsüchtig darauf, dass du ihr etwas ins Ohr säuselst«, sagte Spitzer.
»Shit, hätt ich beinahe vergessen. Ist sie im Büro?«
»Sie ist.«
»Was macht die eigentlich an einem Samstag im Büro? Hat die etwa auch Bereitschaft?«
»Keine Ahnung, frag sie doch einfach.«
Brandt griff zum Telefon und tippte die Nummer von Elvira Klein ein. Der Hörer wurde bereits nach dem ersten Läuten abgenommen, was ihn nicht verwunderte, da sie wahrscheinlich schon seit einer Stunde ungeduldig auf den Apparat starrte. Brandt musste innerlich lachen, wenn er sich dieses Bild vorstellte, die Klein in ihrem Ledersessel, den Blick unverwandt auf das Telefon
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