Mord auf Raten
Zigarette angezündet hatte. Die Luft war rauchgeschwängert wie in einer Kneipe. Brandt machte das Fenster auf.
»Fahren wir fort. Wie haben Sie Wedel kennen gelernt?«
»Ich musste die Galerie verkaufen, also habe ich eine Annonce in die Zeitung gesetzt. Es haben sich mehrere Interessenten gemeldet, aber Wedel schien mir der vertrauenswürdigste zu sein, vor allem, weil ich schon von seiner Frau gehört hatte, die ja eine ziemlich erfolgreiche Schriftstellerin ist.«
»Beruhte die Vertrauenswürdigkeit darauf, dass er Ihnen die Sache mit der Steuerhinterziehung vorgeschlagen hat?«
»Wenn Sie’s so sehen wollen, ja. Ich brauchte dringend das Geld, und ich bin fürchterlich auf die Schnauze gefallen. Eine innere Stimme hatte mich noch gewarnt, aber wie das so ist, im entscheidenden Moment hört man nicht auf sie.«
»Und als Wedel die noch ausstehende Summe nicht bezahlen wollte, haben Sie ihn unter Druck gesetzt.«
»Was hätte ich denn tun sollen? Abgemacht war, dass er innerhalb von zwei Jahren die restlichen vierhunderttausend Mark bezahlt, zinslos, versteht sich, ich bin ja kein Unmensch. Aber als ich ihn nach einem Jahr auf die erste Rate angesprochen habe, hat mir dieses verdammte Schwein doch tatsächlich ins Gesicht gelacht und gemeint, die Galerie würde viel weniger abwerfen, als ich ihm vorher gesagt hatte, was aber eine glatte Lüge war, denn er hat meine Kunden mit übernommen und sogar neue hinzugewonnen. Das war eine ganz faule Ausrede. Aber noch habe ich nichts unternommen, denn ich dachte mir, irgendwann wird er schon zahlen. Ich hatte immer nur eine Angestellte, er aber brauchte zwei. Sie haben sie ja bestimmt schon gesehen. Tolle Frauen, nicht? Wenn die wüssten, was für ein verkommener Dreckskerl ihr Chef war …«
»Sie sagen, Sie mussten die Galerie verkaufen. Können Sie mir bitte die Gründe dafür nennen, denn ich kann das nicht nachvollziehen, da sie ja angeblich so gut lief?«
Banser kaute auf der Unterlippe, nahm den Becher und setzte ihn demonstrativ an, um auch noch den letzten Tropfen aufzunehmen. Brandt holte die Flasche aus dem Schreibtisch und schenkte ihm einen Schluck nach.
Nachdem Banser getrunken hatte, antwortete er: »Ich befand mich in großen finanziellen Schwierigkeiten. Ich sagte doch schon, ich bin beschissen worden.«
»Und wie kamen diese finanziellen Schwierigkeiten zustande?«
»Ich hatte Ende der Achtziger innerhalb von zwei Jahren Aktien von einem aufstrebenden Computerunternehmen gekauft. Dann las ich die Meldung, dass das Unternehmen in Schwierigkeiten steckte. Okay, die Kurse waren in den letzten zwei Jahren vor dem Crash allmählich gefallen, aber nicht so dramatisch, dass ich mir Sorgen hätte machen müssen. Ich war der festen Überzeugung, dass sich die Lage wieder bessern würde … Ich hab nur gedacht, bitte nicht auch noch das, doch dann kam mit einem Mal die Nachricht, dass ein Großunternehmen einsteigen würde. Sie glauben gar nicht, wie erleichtert ich da war. Die Kurse schnellten in astronomische Höhen, bis ich zwei Tage später in der Zeitung las, dass dieses Großunternehmen doch nicht einsteigen würde und meine Aktien damit nur noch für den Kamin gut waren. Das war ein abgekartetes Spiel von ein paar Bossen, bei dem die Großaktionäre schnell ihre Aktien auf dem höchsten Stand verkauft haben, während ich und viele andere mit leeren Händen dastanden. Insgesamt habe ich dadurch so an die fünfhunderttausend Mark verloren. Futsch und weg. Und da ich bei meiner Bank einen größeren Kredit laufen hatte, weil ich kurz zuvor die Galerie komplett renovieren ließ und mein Aktienpaket neben meinem Haus als Sicherheit diente, war ich natürlich völlig am Arsch. Die Bank wollte ihr Geld zurück, na ja, und so kam eins zum andern. Aber es ist nicht mehr zu ändern. Als ich merkte, dass es nicht mehr weiterging, habe ich schließlich die Galerie zum Verkauf angeboten und bin wieder reingefallen. Ich habe alles verloren, lediglich mein Leben noch nicht.« Er fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen, sein Blick wirkte traurig und abwesend.
»Und dann haben Sie angefangen zu trinken.«
»Nein, da noch nicht. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich hänge erst seit knapp anderthalb Jahren an der Flasche. Ich brauche so an die zwei Flaschen Wodka am Tag. Was meinen Sie, wie beschissen es mir die Nacht über ging. Ich hab gezittert und gekotzt und nur gehofft, irgendjemand würde mir endlich was zu trinken geben.«
»Ich habe gestern
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