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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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eine Einladung?«
    »Beides. Du bist eben ein gerngesehener Gast in diesem Haus. Hab ich Recht, Michelle?«
    »Hm.«
    »Also gut, wenn ich so nett darum gebeten werde, nehme ich an. Aber vor halb sieben, sieben wird das nichts, ich muss noch bei mir vorbeischauen und ein paar Sachen erledigen.«
    »Okay«, meinte Brandt nach einem Blick auf die Uhr, »ich fahr dann mal. Und ich werde Banser eine Flasche Wodka spendieren.«
    »Braver Junge«, sagte Andrea. »Ich hoffe, er hat die Nacht gut überstanden.«
    »Wird er schon, sonst hätte ich längst Bescheid gekriegt. Ciao, ihr beiden, bis später.« Er gab erst Andrea, dann Michelle einen Kuss, zog sich die Lederjacke über, auch wenn der Wetterbericht strahlenden Sonnenschein und Temperaturen von über zwanzig Grad vorausgesagt hatte. Doch die Nacht war kühl gewesen, und auch in den letzten Tagen war es erst zum Nachmittag hin wärmer geworden. Andrea begleitete ihn zur Tür, legte ihre Arme noch einmal um seinen Hals und sagte: »Mir ist da noch was zu deiner Frage vorhin eingefallen, aber ich wollte es nicht vor Michelle sagen.«
    »Welche Frage?«
    »Was du übersehen haben könntest. Leg doch mal alle Fakten auf den Tisch. Kaufung wurde mit fast hundertprozentiger Sicherheit im Affekt ermordet, das heißt, der Mörder muss in einem plötzlichen Anfall größter Wut oder Verzweiflung auf Kaufung eingestochen haben. Das ist ja auch aus den bisherigen Tatortanalysen eindeutig hervorgegangen. Wedel aber wurde, wie es aussieht, gezielt umgebracht. Jetzt stellt sich die Frage, was beim ersten Täter diese Affekthandlung ausgelöst haben könnte. Ich glaube, darüber wurde bisher nicht nachgedacht. Oder du hast es mir nicht gesagt.«
    »Natürlich haben wir darüber nachgedacht, wir haben alle Möglichkeiten durchgespielt, und ich meine sogar auch schon mit dir darüber gesprochen zu haben. Doch zu einem Ergebnis sind wir bis heute nicht gekommen. Aber gut, was könnte denn deiner Meinung nach eine solche Affekthandlung auslösen?«
    »Das kann schon ein falsches Wort zum falschen Zeitpunkt sein. Ich werde für dich mit überlegen.«
    »Aber damit haben wir noch längst nicht den Mörder von Wedel, liebste Andrea«, sagte Brandt und tippte ihr an die Nase.
    »Stimmt auch wieder. Ist wohl noch zu früh für mich, ich meine für globale Gedankenergüsse. Ich hoffe, Sarah beeilt sich ein bisschen, ich muss nämlich auch bald los.«

Donnerstag, 7.25 Uhr
    Brandt hatte auf der Fahrt ins Präsidium an einem Kiosk gestoppt, seinem Kiosk, an dem er seit vielen Jahren morgens die
Bild
-Zeitung und die
Offenbach Post
kaufte und mit dessen Inhaber, einem älteren Mann mit einem grauen Schnauzer und grauen Haaren, er per du war, auch wenn er nur seinen Vornamen kannte, Georg, auch wenn alle ihn Schorschi nannten. Doch diesmal waren es nicht nur die Zeitungen, sondern auch eine Flasche Wodka. Schorschi sah ihn verdutzt an und meinte: »Sag mal, ist das jetzt neu? Am frühen Morgen die harten Sachen? Bier würd ich ja noch verstehen …«
    »Ich bin ein verkappter Alkoholiker, wusstest du das nicht?«, sagte Brandt mit gespielt ernster Miene.
    »Wie konnte ich das bloß vergessen, ihr Bullen seid doch alle irgendwie schräg drauf. Aber jetzt mal im Ernst, ist die wirklich für dich?«
    »Seh ich etwa so aus? Nein, soll ein Geschenk sein, hab nur gestern vergessen, es zu besorgen.«
    »Ach so. Nicht, dass du mir auch noch zum Alki wirst wie …« Er machte eine eindeutige Kopfbewegung dorthin, wo hinter dem Kiosk mehrere Bänke standen, auf denen jene verkümmerten Gestalten mit ihren Bierflaschen, Flachmännern und Zigaretten saßen, deren Lebensinhalt aus kaum mehr als Saufen und Schlafen bestand. Gestrandete Existenzen, die aus den verschiedensten Gründen von der Gesellschaft ausgespuckt worden waren, die nicht mehr auf ihr Äußeres achteten, sich nicht mehr pflegten, deren Augen glanzlos und stumpf waren und für die es nicht mehr viel gab, worüber sie sich unterhalten konnten. Im Laufe der Jahre waren einige von ihnen gegangen, vom Alkohol zerstört waren sie eines Tages nicht mehr aufgetaucht, bis er erfuhr, dass ebendieser Teufel ihren Körper von innen zerfressen und schließlich zerstört hatte. Aber es gab auch ein paar andere, die seit mehr als zehn Jahren an der Flasche hingen, deren Haut jenes unnatürliche Grau zeigte, das bei Schwerstabhängigen zurRegel gehörte, bis irgendwann dieses Grau in Gelb überging und es nur eine Frage der Zeit war, bis die Zirrhose

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