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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gesiegt haben würde. Ein ehemaliger Kollege von Brandt war auch hier gelandet, nachdem seine Ehe in die Brüche gegangen war und er seine Arbeit nicht mehr vorschriftsmäßig erledigte und der Schlussstrich gezogen wurde, als er bei einer Routinekontrolle einen unschuldigen Autofahrer angeschossen und lebensgefährlich verletzt hatte und dieser seitdem im Rollstuhl saß. Nachdem er bereits vorher zwei Abmahnungen wegen Verstößen gegen Dienstvorschriften erhalten hatte, kam es zu einem Prozess und damit zu der Kündigung und danach zum Absturz in den abgrundtiefen See des Alkohols. Er erkannte Brandt noch, einige Male wechselten sie ein paar Worte miteinander, aber auch bei ihm war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sein Körper kapitulieren würde. Dabei war dieser ehemalige Kollege gerade einmal Ende dreißig.
    Brandt zahlte und legte alles auf den Beifahrersitz. Auf dem Parkplatz angekommen, versteckte er vor dem Aussteigen die Flasche unter seiner Lederjacke und begab sich in sein Büro. Noch war fast alles verwaist, kein Bernie Spitzer, keine Nicole, nur drei Büros weiter waren bereits zwei Kollegen, die einen jungen Mann verhörten und, als sie Brandt sahen, die Tür schlossen. Er verstaute die Flasche in der untersten Schreibtischschublade, zog seine Jacke aus und überflog die Schlagzeilen der Zeitungen. In der
Offenbach Post
stand ein größerer Artikel über den Mord an Wedel und dazu die Mitteilung, dass die für Freitag geplante Vernissage und auch die Ausstellung auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben sei. Patterson selbst war zu keiner Stellungnahme bereit, er sagte lediglich, dass er den Tod von Wedel aufs Tiefste bedauere. Brandt würde später, sollte er ein paar MinutenZeit haben, in Ruhe lesen. Oder erst, wenn er zu Hause war und die Meldungen bereits Vergangenheit waren. Er griff zum Telefonhörer und bat einen Beamten aus dem Zellentrakt, Banser in sein Büro zu bringen.
    Nur fünf Minuten später erschien der Beamte mit Banser, der Handschellen trug.
    »Das wär doch nicht nötig gewesen«, sagte Brandt mit Blick auf die Handschellen. »Nimm sie ihm ab. Ich ruf dich, wenn ich dich wieder brauche.«
    Bansers Gesicht war noch grauer als tags zuvor, seine Augen gerötet, darunter dunkelgraue Ringe, die ohnehin schon tiefen Furchen auf der Stirn und zwischen Nase und Mund schienen noch ein wenig tiefer geworden zu sein.
    »Setzen Sie sich bitte«, sagte Brandt und deutete auf den Stuhl gegenüber. »Hatten Sie eine gute Nacht?«
    »Ich will raus hier«, erwiderte Banser leise. Alles an ihm zitterte, sein Mund, während er sprach, seine Hände, seine Augen, die ziellos umherschweiften.
    »Erst unterhalten wir uns noch ein bisschen. Haben Sie gefrühstückt?«
    »Nein.«
    »Möchten Sie auch nichts?«
    »Nein, verdammt noch mal! Ich will endlich wieder nach Hause.«
    »Wie geht es Ihnen? Der große Flattermann?«
    »Und wenn? Ihnen kann das doch scheißegal sein. Außerdem, was kümmert Sie’s, wie’s mir geht?«
    »Mehr, als Sie glauben.« Brandt beugte sich nach vorn und sagte leise: »Sind Sie bereit, heute mit mir zu reden?«
    Banser schloss die Augen und antwortete: »Was wollen Sie denn von mir? Sie wissen doch sowieso schon alles über mich.«
    »Gar nichts weiß ich über Sie. Oder glauben Sie, ich schlag mir die Nacht um die Ohren, um Erkundigungen über Sie einzuholen? Das hat auch heute noch Zeit. Es sei denn, Sie machen endlich den Mund auf und sagen mir klipp und klar, was zwischen Ihnen und Wedel gewesen ist.«
    »Das hab ich doch schon«, erwiderte Banser ebenfalls leise. »Mir ist schlecht, ich brauch was zu trinken.«
    »Was möchten Sie denn? Kaffee, Tee?«, fragte Brandt und spielte den Ahnungslosen.
    »Sie wissen genau, was ich brauche. Ich bin ein Säufer, reicht Ihnen das?«
    »Also gut, machen wir einen Deal«, sagte Brandt, holte die Flasche aus seinem Schreibtisch und stellte sie auf den Tisch, außer Reichweite von Banser, wie Andrea ihm geraten hatte. »Diese Flasche kann Ihnen gehören, vorausgesetzt, Sie spielen mit. Eigentlich verstoße ich damit gegen alle Regeln, aber ich will fair sein und erwarte das Gleiche auch von Ihnen. Sind Sie damit einverstanden?«
    Banser schluckte schwer, seine Augen hingen gierig an der Flasche. Er nickte. Brandt holte einen Becher, schraubte den Verschluss von der Flasche ab und schenkte ein. Er schob den Becher über den Tisch, Banser nahm ihn mit beiden Händen und kippte die Flüssigkeit in einem Zug hinunter. Fast

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