Mord auf Raten
mit gleichgültiger Miene.
»Dann bestelle ich Ihnen belegte Brötchen und Kaffee.«
Banser wurde von einem gerufenen Wachbeamten zur Toilette geführt, Brandt bestellte in der Kantine Brötchen und Kaffee. Banser kehrte wenige Minuten später zurück, setzte sich wieder und zündete sich eine Zigarette an.
»Waren Sie’s, oder waren Sie’s nicht?«, fragte Brandt.
»Und wenn ich’s war, was passiert dann mit mir? Wandere ich für den Rest meines beschissenen Lebens ins Gefängnis?«
»Das habe nicht ich, sondern der Richter zu entscheiden. Aber ich denke, angesichts Ihrer Lage wird der Richter möglicherweise Milde walten lassen. Und wenn Sie dazu noch einen guten Anwalt haben …«
»Ich sagte doch schon, ich kann mir keinen leisten.«
Ein junger Mann aus der Kantine kam und brachte das Essen und den Kaffee. Banser schlang die beiden Brötchen wie ein Verhungernder hinunter und trank zwei Becher Kaffee. Anschließend bat er Brandt, ihm noch einen Schluck Wodka zu geben.
»Herr Banser«, sagte Brandt, während er den Becher bis zum Rand voll schenkte, »das ist vorläufig der letzte Gefallen, den ich Ihnen tun werde. Sie werden, da Sie nichts vorbringen können oder wollen, das Sie entlasten könnte, aufgrund der bisherigen Indizien später dem Haftrichter vorgeführt, der dann entscheidet, was weiter mit Ihnen geschieht.«
Banser trank den Becher in einem Zug aus. »Alles klar, ich bin bereit. Ist da noch was drin in der Flasche?«
»Noch ein bisschen. Was soll’s«, murmelte Brandt und kippte auch den Rest in den Becher, bevor er die Flasche in der untersten Schublade seines Schreibtischs verschwinden ließ. »Aber hier, nehmen Sie diese Rolle Pfefferminz und einen Kaugummi. Es sollte besser keiner riechen, dass ich Ihnen was zu trinken gegeben habe.« Und nach einer kurzen Pause: »Sie hätten es sich und mir leichter machen können, wissen Sie das?«
»Mir hat es in den vergangenen Jahren auch keiner leicht gemacht. Ich hätte jedenfalls nie für möglich gehalten, jemals so tief zu sinken. Was bin ich denn noch? Ein verkommener Säufer, nichts als ein gottverdammter, verkommener Säufer.«
Brandts Telefon klingelte, er nahm ab. »Brandt.«
Elvira Klein. »Welch ein Wunder, Sie einmal im Büro anzutreffen. Ich wollte nur hören, ob sich schon etwas im Fall Wedel ergeben hat.«
»Ich habe einen Tatverdächtigen hier.« Er hätte sich in denHintern treten können, das Wort Tatverdächtiger ausgesprochen zu haben, aber es war bereits zu spät.
»Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.«
»Moment …«
Sie hörte ihn nicht mehr, sie hatte einfach aufgelegt.
»Essen Sie Pfefferminz, und verpfeifen Sie mich nicht. Das ist nur eine Bitte.«
»Keine Sorge, Sie haben mir einen Gefallen getan, was in letzter Zeit selten genug vorgekommen ist. Aber was wird jetzt aus mir? Ich brauche Stoff, sonst krepier ich.«
»Keine Sorge, ich werde veranlassen, dass sich ein Arzt um Sie kümmert. Das eben war Staatsanwältin Klein, die sich gleich noch mit Ihnen unterhalten wird. Sagen Sie mir bitte, bevor sie kommt – waren Sie’s, oder waren Sie’s nicht?«
»Sie haben doch schon die Beweise für meine Schuld, wozu brauchen Sie dann noch mein Geständnis?«, entgegnete Banser verklärt lächelnd, was Brandt irritierte, aber er schob es auf den reichlichen Alkoholkonsum, auch wenn Banser sich sehr klar und deutlich artikulierte und seine Augen nicht glasig wirkten. »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
»Gut, es ist Ihr Problem. Sie tun mir nur leid.«
»Ich will aber niemandem leid tun. Es reicht schon, wenn ich mich ganz allein in meinem Selbstmitleid suhle. So sehen Sie es doch auch, oder?«
»Nein, so sehe ich es nicht. Besitzen Sie eigentlich eine Waffe?«
»Nein.«
»Haben Sie Kinder oder andere Verwandte?«
»Wir hatten einen Sohn. Ist aber vor neunzehn Jahren beim Bergsteigen ums Leben gekommen. Ansonsten gibt es niemanden mehr.«
»Wusste Frau Wedel von den Differenzen zwischen Ihnen und ihrem Mann?«
»Ich habe versucht, mit ihr zu sprechen. Einmal ist es mir gelungen, aber es hat nichts gebracht. Ein paarmal habe ich ihr auch geschrieben und sie gebeten, doch mit ihrem Mann zu sprechen, aber sie hat nie geantwortet. Und ich habe oft bei ihnen angerufen, bis sie ihre Nummer ändern ließen. Was hätte ich denn sonst noch tun sollen?«
»Sie hätten einen Anwalt einschalten können …«
»Einen Anwalt?! Herr Brandt, woher hätte ich das Geld nehmen sollen? Am Ende hätte Wedel sowieso
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