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Mord auf Widerruf

Mord auf Widerruf

Titel: Mord auf Widerruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Bescheidenheit kein Schutz war.
    »So, nun wissen wir, warum er das Mädel dazu veranlaßt hat, das Boot nach hier zu verlegen«, knurrte Dalziel. »Und jetzt? Wir sind noch immer keinen Schritt weiter.«
    »Wir stehen nun aber ganz anders da, wenn es um Fahndungsgelder für das Pärchen geht«, protestierte Pascoe.
    Dalziel schüttelte den Kopf, mehr sorgenvoll als ärgerlich. Hatte er diesem Jungen denn gar nichts beigebracht? Man ließ doch nicht irgendeinen Saftarsch mit Ohren entscheiden, was wichtig war! Das entschied man selbst, und die Mittel flossen – nicht auf der Basis von Prioritäten, um die man sich rangelte, sondern mit Hilfe leiser Schwingungen, die man über ein aus Gefälligkeiten geknüpftes Netz schickte. Und sollten die Schwingungen ihr Ziel nicht erreichen, so klapperte man nicht mehr ganz so leise mit der Schaufel, mit der man die Leichen in den Kellern einiger Leute ausgraben kam. Appleyard würde beispielsweise auf der Rangliste der offiziellen Prioritäten gar nicht erst erscheinen. Es gab jedoch einen Dienststellenleiter bei der Londoner Polizei, der es nur bis zum Streifenpolizisten gebracht hätte, wenn Dalziel ihn nicht vor zwei Jahrzehnten durch eine saftige Lüge vor einer Anklage wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses nach einem Besäufnis seiner Rugbymannschaft gerettet hätte. Und da gab es einen Leiter des Mid-Yorkshire-Amtes für Gesundheit und Soziales, dessen Frau versucht hatte, nach einem Damenabend im Gentlemen’s Club sich ihre eigene Schneise zum Ausgang des Parkplatzes freizuräumen. Er hatte keinen Zweifel daran, daß er Shirley Appleyard innerhalb der versprochenen Woche den abtrünnigen Ehemann würde liefern können.
    Und im Fall Waterson war es noch nicht einmal nötig, sich auf erwiesene Gefälligkeiten zu berufen, und noch weniger, Straßen und Flughäfen zu sperren! Aus seinem Bau vertrieben, knapp bei Kasse, mit einer Abhängigen im Schlepptau, die unter Entzug litt, wie konnte er anderes als Aufmerksamkeit erregen? Für ihn war eine Woche schon zu viel, Dalziel gab ihm drei Tage, höchstens vier.
    Acht Tage später war seine felsenfeste Überzeugung in beiden Punkten leicht erschüttert, und als Dan Trimble ihn rufen ließ, wußte er, daß er wie ein Schlagmann ins Spiel zog, der sich ohne Helm und Box dem westindischen Angriff stellt.
    Ein Schuß vor den Bug markierte die Eröffnung.
    »Andy, die Kacke ist am Dampfen, und ich sitze mittendrin, nur weil ich den Fall Swain nicht zum Abschluß bringe! Gibt es auch nur
einen
Grund, daß ich mir das noch länger gefallen lassen muß?«
    »Sobald ich Waterson erwische …«
    »Waterson! Sie sind mit der Fahndung kein Stück weitergekommen, habe ich recht? Und selbst wenn Sie ihn irgendwann finden, ist die ganze Liebesmüh umsonst gewesen, wenn er bei seiner Aussage bleibt, habe ich recht? Nun machen Sie schon den Mund auf!«
    Die beste Antwort, die Dalziel einfiel, war ein neutrales Grunzen. Um den Fall Swain nicht schließen zu müssen, hatte er den Drogenaspekt bis zum Gehtnichtmehr ausgereizt und Swain sogar unterstellt, möglicherweise Watersons Komplizenschaft erpreßt zu haben. Das überzeugte niemanden. Selbst Swains Gelächter hatte echt geklungen, als Dalziel seine Theorie vortrug, und Thackeray hatte wieder einmal eine vollmundige Beschwerde über polizeiliche Schikane eingereicht.
    »Wir stehen also genau an dem Punkt, an dem wir bereits ganz am Anfang standen«, sagte Trimble streng. »Nun gut, Andy, ich buchstabiere: Ich werde den Leichenbeschauer benachrichtigen, daß das Verfahren zur Ermittlung der Todesursache im Fall Gail Swain wieder aufgenommen werden kann. Ich habe keinen Zweifel daran, wie das Urteil lauten wird. Und dann ist ein für allemal Schluß, Andy! Mr. Swain wird nicht mehr belästigt! Haben Sie mich verstanden? Und bis es soweit ist, werden Sie nichts sagen oder tun, was Eden Thackeray auch nur als Andeutung auffassen könnte, daß Sie Philip Swain verdächtigen, den Tod seiner Frau verschuldet zu haben.«
    Dalziel sagte: »Ich bin mir nicht sicher, was –«, doch Trimble fiel ihm ins Wort.
    »Andy, Sie hören besser zu, und zwar ganz genau! Hinsichtlich Ihrer Freizeitbeschäftigungen mögen Sie meinen Rat in den Wind schlagen und sich zum Narren machen. Es gefällt mir nicht, aber ich werde Ihre Narretei nicht imitieren und mich ebenfalls vor aller Öffentlichkeit lächerlich machen, indem ich versuche, es Ihnen zu verbieten.«
    Er machte eine Pause, um Atem zu schöpfen.

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